"Zeit für Sauberkeit" sei die "inhaltliche Grundlage für seine Kandidatur" bei der Wahl des Bundespräsidenten, sagte Gerald Grosz bei der Präsentation seines neuen Buches am 8. Juni 2022. Im Vorwort schreibt er: "Dieses Buch ist ein Plädoyer für Sauberkeit in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ... für eine neue Ära des Anstandes." Somit stellt sich die Frage, ob der Autor seinen eigenen Ansprüchen gerecht wird.

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Korruption sei "die DNA des politischen Systems", so Grosz, der über 22 Jahre Teil dieses Systems war. Nur sieben Jahre im RFJ hat es gebraucht, bis er als Pressesprecher und persönlicher Sekretär von Minister Haupt nach Wien übersiedelte. Parteipolitisch aktiv war Grosz, 2008 - 2013 als Multifunktionär (Mtiglied des Gemeinderates von Graz und Abgeordneter zum Nationalrat). Zwei Jahre lang, bis 2015, war er Obmann der FPÖ-Splitterpartei BZÖ. Ob der nunmehr als "unabhängiger Kandidat" antretende Grosz jemals aus dem BZÖ ausgetreten ist, oder - wie das so üblich ist - seine Mitgliedschaft nur ruhend gestellt hat, oder ob das BZÖ sich mittlerweile aufgelöst hat, diese Fragen kehrt der Saubermann unter den Teppich.

Die Hoffnung, in seinem Buch Insider-Infos und neue Fakten zur Zeitgeschichte zu finden, zerschlagen sich schnell. Alle Skandale, über die Grosz herzieht, sind hinlänglich aus den Medien bekannt. Auf den ersten, enttäuschenden Teil im Umfang von rund 50 Seiten folgen weitere 140 Seiten, in die man am besten gar keine Erwartungen setzt. Diese, sagen wir mal diplomatisch "Texte" über das "Dreikanzlerjahr", sind nichts anderes als die Sammlung seiner fast täglichen Videoansprachen und Videobotschaften von 1. März 2021 bis zum 7. Januar 2022.

Man kann davon ausgehen, dass Grosz diese Texte für "politische Analysen" hält. Doch die im dauernden Zustand der Erregung vorgetragenen Polemiken sind bestenfalls Infotainment, selten informativ aber immer mit einer Überdosis Entrüstung aufgeladen. Entrüstung ist aber nie ein Beitrag zur Abrüstung, sondern im Gegenteil: es geht Grosz nie um eine sachliche Abhandlung eines Themas, um die sachliche Auseinandersetzung mit einem Problem, um tiefere Untersuchung der Ursachen, Analyse seiner Auswirkungen und Aufzeigen von Lösungen, sondern immer um das Ziel, auf das er sich einschießt. Doch seine rhetorischen MP-Salven gehen niemals unter die Haut - weder beim Ziel noch beim Leser. Das liegt daran, dass Grosz mit seiner MP lediglich Platzpatronen abfeuert. Die Ziele wechseln, doch die Munition bleibt immer die Gleiche.

Oberflächlich betrachtet ist das Buch Teil einer Show, die Grosz mit SM-Videos, Rededuellen bei Fellners Online-TV oder auf Bühnen in ganz Österreich aufführt. Philosophisch (dem Wesen nach) betrachtet ist das Buch Teil seiner Selbstbespiegelung. "Denn am Ende müssen wir uns jeden Tag selbst im Spiegel ins Gesicht schauen können", sagt/schreibt Grosz wörtlich. Und man spürt, dass er sich gerne und nicht nur einmal jeden Tag in den Spiegel schaut. Die tiefenpsychologische Begründung für diese Verhaltensauffälligkeit liefert Grosz selbst mit der "Tatsache, dass nicht alle, aber die meisten Politiker über eine narzisstische Natur verfügen. Denn wer 24 Stunden und sieben Tage tatsächlich freiwillig im Rampenlicht stehen will, muss eben über eine narzisstische Persönlichkeitsstörung verfügen."

Dass er nicht zu "nicht allen", sondern zu den "meisten Politikern" zählt, kann man aus der Tatsache ableiten, dass er nur ein einziges Buch zitiert: "Freiheit ohne Wenn und Aber". Der Autor dieses Buches: Gerald Grosz. Der einzige Inhalt seiner Bücher spiegelt sich bereits auf den Covers: Grosz hoch Grosz, wobei "Freiheit" und "Sauberkeit" geradezu dezent mit einem Foto des Autors auskommen, während auf seinen ersten beiden Buchdeckeln jeweils fünf Fotos seiner Wenigkeit die Fans erfreuen. Spiegelbilder eines Menschen, der nur eines braucht: das Rampenlicht.

Wie bekannt, tritt Grosz bei der Wahl des Bundespräsidenten gegen mich an. Er ist Teil jenes Systems, das diese Tatsache total (genauer gesagt: totalitär) ignoriert. Da ist er wirklich standhaft, aber alles andere als anständig! Meine Kandidatur habe ich bereits am 26. Oktober bekannt gegeben und bis heute 30 Presseaussendungen dazu via Nachrichtenagentur versandt. Zu behaupten, die Medien kennen mich nicht, ist eine beliebte und weit verbreitete Lüge. Wahr ist: die gleichgeschalteten Medien wollen mich nicht kennen. (Details dazu: ethos at)

Grosz hat seine erste Ankündigung am 7. Jänner gemacht. Am 11. Jänner hab ich ihm mein Buch "Baustelle Parlament" geschickt und folgenden Brief: Ich freue mich, dass Sie auch der Überzeugung sind, dass unser wunderbares Land einen unabhängigen Kandidaten braucht. Ihre Teilnahme würde zweifelsohne die Show-Qualität des Wahlkampfs verbessern. Allerdings bin ich der Meinung, dass wir keine Wahlkampf-Show brauchen, sondern einen garantiert unabhängigen und unbestechlichen Kandidaten, der imstande ist den Regierenden der neostürkisen SPÖVP Widerstand zu leisten und den vielen innovativen Ideen dieses Landes Raum und Stimme zu geben. Meine bereits sehr weit entwickelte Vision ist die Präsidentschaftskanzlei als Ideenreich Österreich. Details dazu finden Sie auf UnserKandidat2022.at Gerne möchte ich Sie zu einem Gespräch nach Langenwang einladen, um gemeinsam zu überlegen, wie wir unsere Kräfte bündeln könnten. Wir Steirer müssen zusammenhalten!

Auf meinen Brief hab ich ein paar Monate später die Antwort erhalten, dass Grosz zu sehr beschäftigt sei, um Zeit für ein persönliches Gespräch zu finden. Mein Buch hat er offensichtlich nie gelesen, denn zur Verfassung fällt ihm nichts anderes ein, als dass sie "auf Schönheit bedacht" sei. Das ist offenbar sein ganzes Verfassungswissen, basierend auf einer Phrase des "rauchenden Aschenbechers" (Grosz über VdB) anlässlich der Einsetzung der Regierung Bierlein.

Dass Grosz zwei Mal geimpft ist (Stand 1. November 2021) ist ein Beweis dafür, dass er nur mit Platzpatronen auf seine Gegner feuert, wenn er immer wieder gegen Impfzwang, Maskenzwang und Inzidenzwahn ins Feld zieht. Er ist und war eben immer Teil des Systems, Teil der kontrollierten Opposition. Seine Mehrfach-Impfung beweist sein intellektuelles Versagen, da er die Prämisse, Corona sei "die gefährlichste Pandemie dieses Jahrhunderts", und die Prämisse, "die Impfung wird alle Probleme lösen", offenbar nie in Frage gestellt hat. Auf diese spekulativen Annahmen der Regierung ist der grosze Regierungskritiker plump hereingefallen. So wie das dümmste Schaf im Lande, das noch nie einen Schritt ohne seine Herde gemacht hat.

"Warum habe ich der Politik geglaubt? Das frage ich mich auch, dieser Fehler wird mir nie mehr passieren. Garantiert!" jammert das Groszmaul! Seine Garantie-Erklärung ist so viel wert wie die eines Schafs im Wolfspelz. Damit steht für mich fest: Grosz wird viel zum Wahlinfotainment der nächsten drei Monate beitragen. Als Bundespräsident, der den bis in die Knochen korrumpierten Herrschenden unseres Landes Paroli bietet, ist er ungeeignet.

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