Florian Kliman war viele Jahre in einer Religionsgemeinschaft aktiv. Aber er konnte sich nie mit Dogmen anfreunden. So hat er sich langsam aber sicher vom Grübler zum Denker entwickelt und nun seine Gedanken in einem Buch zusammengefasst. Spätestens seit 2009, in dem Jahr, als sich der Geburtstag von Charles Darwin zum 200. Mal jährte, hat er begonnen seine Gedanken zu ordnen. Am Ende bleibt er ein Suchender, ein Gottsucher, der Antworten in der Aufklärung gefunden hat, aber keine endgültigen Antworten geben will. Darwin, Spinoza und Kant sind die drei Säulen der Aufklärung, auf die sich Florian Kliman beruft, wenn er Gott von den Religionen und ihren Dogmen zu befreien sucht. Hier ein paar Auszüge, beginnend mit Reflexionen über „das Böse“.

„Stimmig mit der im Christentum einzigartig persönlichen Sicht auf Gott, hat man es auch nirgendwo so eindeutig mit einem personifizierten Bösen, dem Satan zu tun. Beides stammt aus der gleichen Quelle, aus Genesis, dem 1. Buch Mose im Alten Testament. … Folgt man der evolutionären Betrachtungsweise, dann erscheint ein langer Lernprozess und durchaus mit Mühen gespickter Anfang für das Menschengeschlecht als völlig normal. Entsprechend sieht man aus dieser evolutionären Sicht alle menschlichen Schwächen und schlechten Absichten und überhaupt jede Erscheinungsform des 'Bösen' als eine Unzulänglichkeit, die in der Menschheitsgeschichte eben leider noch nicht ausgemerzt ist. … Fehler … sind also keine Rückfälle aus einem schon idealen Zustand. Vielmehr sind sie unserem jetzigen Entwicklungszustand zuzuschreiben, den man nach den Zeitmaßstäben der Evolution noch immer als ein Anfangsstadium betrachten darf. Die Existenz eines personifizierten Bösen, nämlich Satans, ist zur Erklärung der mitunter erschütternden Schlechtigkeit unserer Spezies keineswegs erforderlich.“ S 238 ff

„Nur wer sein eigenes Handeln nicht andauernd selbst verantworten will, kann vielleicht praktischen Nutzen aus der Annahme der Existenz eines persönlichen Teufels schöpfen indem man ihn für eigene Misserfolge ebenso wie für das schmerzhafte Überhandnehmen unerwünschter Tendenzen in der Gesellschaft verantwortlich erklären kann.“ S. 244 f

„Wie eine Liste nicht enden wollender Enttäuschungen aller Art lässt sich die Bilanz der Aufklärung lesen. Wer aber in Enttäuschungen das Ende von Täuschungen erkennen kann, wird auch schon die erst dadurch mögliche Befreiung erlebt haben.“ S. 318

„Eine Täuschung ist die tragische Anmaßung einer persönlichen göttlichen Sendung und dadurch begründeten Überlegenheit gegenüber der Natur, ja sogar andersgläubigen Mitmenschen gegenüber. Eine ebensolche Täuschung ist die ohnmächtige Ergebenheit in die Rolle eines für immer auf die weise Hilfe von Gurus angewiesenen Nachfolgers. … Täuschung ist es nicht minder, sein Unterbewusstsein und seine Gefühle oder seinen Körper als etwas zu sehen, das der starke Geist besiegen und dominieren muss.

Eine verhängnisvolle Täuschung allerdings wäre es erst recht, sich an irgendeinem Punkt vor weiteren Täuschungen gefeit zu fühlen und endlich bei der wahren Sicht auf die Dinge angelangt zu sein, die nie mehr korrigiert werden müsste!“ S. 319 f

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Florian Kliman (Bild rechts) bei seiner Buchpräsentation im Kunstraum der Ringstrassen Galerien am 11. Juni 2019

"Gott befreit von Religionen. Stationen einer Aufklärung"

ISBN 978 3 902952 783

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