Seit November haben sich zahlreiche engagierte Bürger - Promis und weniger Prominente - für den Erhalt der Wiener Zeitung engagiert. Sogar mächtige Organisationen wie der ÖGB konnten sich mit ihrer Forderung "Wiener Zeitung muss weiter eine Zukunft haben" nicht durchsetzen. Die Regierung hat sich eingemauert, wie so oft in Zeiten wie diesen mit dem Argument der Alternativlosigkeit: "Sowohl ÖVP-Abgeordneter Kurt Egger als auch Grün-Abgeordnete Eva Blimlinger machten geltend, dass aufgrund des Wegfalls der Pflichtveröffentlichungen ein neues Geschäftsmodell für die Wiener Zeitung unumgänglich sei. Man habe sich dafür entschieden, die Wiener Zeitung in die Digitalisierung zu führen, hielt Blimlinger fest. 'Es ist ein Neuanfang und ein Weg in die Zukunft', ist sie überzeugt", so die Parlamentskorrespondenz.

Wiener Zeitung https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/kultur/medien/2186762-Letzte-Ausgabe-der-Wiener-Zeitung-erscheint-am-30.-Juni.html

Die neue Konstruktion - Mediahaus und (Online-)Zeitungsredaktion soll 17 Millionen jährlich vom Bund erhalten. Im Vergleich dazu erhielt allein der ORF im Jahr 2022 Werbeeinnahmen aus der öffentlichen Hand von rund 25,5 Millionen Euro, obwohl er über Gebührenfinanzierung bereits über 600 Millionen kassiert. Die Kronenzeitung erhielt (zweiter hinter ORF) 17,6 Millionen, die Gratiszeitungen HEUTE und "Österreich" je 11,2 Millionen Euro. An dritter Stelle als Bezieher öffentlicher Werbemittel steht übrigens ein internationaler Konzern, der gar kein "Medium" ist: Google (inklusive Youtube) mit 12,6 Millionen Euro!

"Die öffentliche Hand" ist ein schwammiger Begriff, denn es sind insgesamt 5.324 öffentliche (oder staatsnahe) Rechtsträger, die ihre Werbeausgaben an RTR melden müssen. Dazu zählen die Ministerien, Kammern, Großstädte genauso wie Gemeinden und Gemeindebetriebe, wovon freilich hunderte keine Werbung betreiben und daher "Leermeldungen" abgeben. Wie auch immer! Es wäre möglich, ja notwendig "den öffentlichen Händen" in bezug auf Werbeausgaben die Hände zu binden. Es wäre möglich, wenn wir eine Demokratie hätten und keine Demokratur, die sich nur noch mit einem dreistelligen Millionenbetrag für Regierungspropaganda über Wasser halten kann.

Wenn wir eine Demokratie hätten - das impliziert, dass das Volk darüber entscheiden kann, ob es Millionen dafür ausgeben will, permanent mit Regierungspropaganda zugemüllt zu werden - dann würde es keinen Euro dafür geben, dass WIR alle auf Google umgehend Regierungspropaganda finden, wann immer wir etwas über Österreichs Politik wissen wollen, dann würde es keinen Euro dafür geben, dass die Schmierblätter dieses Landes (ebenso wie jene, die sich selbst für "Qualitätszeitungen" halten) mit Millionenbeträgen angefüttert werden.

Wenn Österreich eine echte Demokratie wäre, dann wäre es nicht möglich, mit jährlich dreistelligen Millionenbeträgen die Medien gleichzuschalten. Wenn Österreich noch einen Funken von Kultur hätte, dann wäre es nicht möglich, die älteste Tageszeitung der Welt einfach zuzusperren, mit der "Kultursprecherin" der Grünen als Fürsprecherin für diese Demontage.

"Dieses ganze System der käuflichen Medien, der gefälschten Wahlen, der dreisten, arroganten Präsidenten, die nichts als Verachtung übrig haben für die Menschen und ihre Sorgen - es kann nur existieren, wenn das Volk demütig schweigt." Dieses Zitat ist bereits 20 Jahre alt - und es ist eine Fälschung! Das Original stammt von Anna Politkovskaja, die im Oktober 2006 in Moskau ermordet wurde. Das Original bezieht sich demnach nicht auf die österreichischen Medien, sondern auf die russische Justiz. Ersetze "Medien" durch "Justiz" und du bist in Russland zu Beginn dieses Jahrhunderts. Lasse das Zitat stehen wie es ist, und du wirst erkennen, dass die Fälschung eine Wahrheit enthält, die Wahrheit über die österreichische Medienpolitik 2023.

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Aron Sperber

Aron Sperber bewertete diesen Eintrag 01.05.2023 08:45:41

philip.blake

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