Welcher Teufel hat mich geritten, mich freiwillig den Behörden auszuliefern, indem ich hier verrate, dass die Präsentation des Buches MORAL 4.0 im Kunstraum eine illegale Veranstaltung war!?
Mindestens zwei Paragrafen habe ich gebrochen. Erstens müsste ich die Stühle aneinanderketten, denn feuerpolizeilich dürfen sie nicht einzeln nebeneinander stehen. Das wär zwar für das Publikum sehr beengend, aber gesetzeskonform. Und zweitens....
… hier zunächst ein paar Fotos von Diana Widra, denn zweitens ist echt peinlich!
Schenk uns bitte ein Like auf Facebook! #meinungsfreiheit #pressefreiheit
Danke!
(c) Diana Widra www.ethos.at
(c) Diana Widra www.ethos.at
(c) Diana Widra www.ethos.at
Zweitens also gibt es im Kunstraum nur eine Toilette für Männlein und Weiblein. Und bei 60 Gästen wie bei der Buchpräsentation ist das eine äußerst notdürftige Ausstattung. Und dazu illegal, da ja das Gesetz getrennte Toiletten in öffentlichen Räumen vorschreibt.
Eine der Grundthesen des Buches – das Legalitätsprinzip überlagert das Moralitätsprinzip – findet somit bei der Buchpräsentation ihre praktische Anwendung. Es ist mit Sicherheit gut und richtig dieses Buch zu präsentieren, aber leider nicht rechtmäßig in diesem Rahmen. Und wenn eine Betriebsprüfung genau hinschauen würde, würde sie sicher noch 10 Gesetze finden, die ich täglich in meiner Galerie verletze!
Was tun? Vor der Toilette befindet sich eine kleine Küche, tja, örtlich auch suboptimal angeordnet. Aber wenn Marcel Duchamp das Recht hat, ein Pissoir zum Kunstwerk umzudeuten, dann hab ich wohl auch das Recht, ein Waschbecken ….
Die rechtliche Frage ist kompliziert: darf ein Galerist sich die gleichen Freiheiten heraus nehmen wie ein Künstler? Auch moralisch folgt aus dieser Umdeutung eine diffizile Fragestellung: ist es gut oder schlecht, wenn Männer in ein Waschbecken pissen? Verhaltensforscher, die sich in letzter Zeit vermehrt mit Moral beschäftigen, können darauf wissenschaftlich antworten: 80 Prozent der Männer pissen in das Waschbecken. So gesehen kann man eh nix mehr dagegen machen, also lassen wir es gut sein!
An der Grenze zwischen Legalitätsprinzip und Moralitätsprinzip könnten wir fragen, ob nur eine Toilette im Kunstraum gendergerecht ist. Oder genderungerecht. Die Legalistin würde wohl auf genderungerecht plädieren. Die Moralistin müsste auf gendergerecht plädieren, denn ungerecht ist, wenn man nur für Männlein und Weiblein eine eigene Toilette anbietet, aber für alle anderen nicht. Also wäre EINE FÜR ALLE auch in dem Fall besser - nicht nur für die Musketierinnen!
Während einer Veranstaltung mit Publikum können wir aber auch demokratisch darüber abstimmen: wer der Meinung ist, es sei gut, wenn Männer ins Waschbecken pissen, soll die rechte Hand heben, wer der Meinung ist, es sei schlecht, die linke Hand. Aber auch die Demokratie ist nicht die letzte moralische Instanz, hat sie doch zu einem guten Teil zum Ausbruch des absoluten Relativismus beigetragen. Deshalb hier eine relativ absolutistische Antwort: schlecht ist nur, wenn die Männer vorher das Geschirr nicht raus geben.