Meine aktuelle Ausstellung – online auf kunstsammler.at und im Print in der Kunstzeitschrift VERNISSAGE 352 – ist dem Thema „Wissen und Schaffen“ gewidmet. Es geht um die Frage, ob Wissenschaft und Kunst in Zeiten wie diesen noch frei schaffen können. Drei TeilnehmerInnen der Ausstellung haben sich mit universellen Fragen beschäftigt: Klara Hofinger, Lucas Dinhof und Alois Maringer (Maralo).

Klara Hofinger: Ist das Schaffen ohne Zwang und ohne exakt definierten Zweck eine Form des Schaffens, die man neben den Künsten auch der Wissenschaft zuschreiben kann? Inwieweit ist Kreativität sowohl im künstlerischen als auch im wissenschaftlichen Schaffen erforderlich? Klar, Kunst braucht Kreativität als ihren Nährboden. Aber: Muss Kreativität immer gleichbedeutend sein mit Farben, Formen und Mustern der bildenden Kunst? Kann Kreativität nicht auch bedeuten, sich der Sprache zu bedienen, um in einem Vorgang des Gebärens einer Idee aus Platons Welt etwas in Sprache zum Ausdruck zu bringen ohne dabei dichterisch ans Werk zu gehen? Wissenschaft braucht Realitätskontakt auf der einen, aber auch einen kreativen Zugriff auf die welterschließende Sprache auf der anderen Seite. Um aus der Ideenwelt des Vergangenen neuen Stoff zu weben, der der Gegenwart gerecht wird, braucht es kreative Konstruktionen, die ihrerseits einer wissenschaftlichen Denkweise zu ihrem In-der-Welt-sein verhelfen.

Bild zur Ausstellung: Wir gebären uns selbst, Mischtechnik auf Leinwand, 80 x 80 cm

Klara Hofinger, Wir gebären uns selbst www.kunstsammler.at

Lucas Dinhof: Man kann verschiedene Phänomene im Universum nur sehr schwer erklären, so ist es auch mit der Einteilung der Resintechnik in die Malerei. Würde man ein abstraktes Kunstwerk mit Resin lediglich veredeln, um mehr Erscheinungskraft zu erreichen, wäre es noch eine Art "contemporary abstract art". Würde man aber lediglich mit Resin arbeiten, so wäre es der moderne Nachfolger der klassischen Schütt- und Rinnbilder, die in Österreich zu Zeiten des Wiener Aktionismus eine relativ große Verbreitung hatten. Da aber des Öfteren auch mit Heißluftpistole und Flamme gearbeitet wird, fühlt man sich als moderner Flammbierer ebenso wie ein Chemistry Artist, wobei auch das Acryl diesen Anforderungen schon genügen würde, weil die Herstellung synthethisch erfolgt. Ein weiterer guter Annäherungsversuch ist transformative Kunst. Was bleibt ist das 8-schichtige ausdrucksstarke Acryl- und Lackkunstwerk veredelt mit Resin: "A new universe is born". Ein Kunstwerk, das sich mit den Phänomenen des Galaxiennebels, bei denen neue Sterne entstehen, befasst. Das Urteil des Universums wäre sozusagen der Urknall.

Bild zur Ausstellung: A new universe is born, 2020, Acryl, Airbrush, Lack, Resin, Pigmente auf Holzmalgrund, 173,5x 127 cm

Lucas Dinhof, A new universe is born www.kunstsammler.at

Maralo Alois Maringer: Seit Beginn der Neuzeit ist die Wissenschaft die Triebfeder für den Fortschritt der Menschheit. Grenzüberschreitung und Widerspruch, These und Antithese waren immer Teil der Forschung. So hat die Wissenschaft immer neue Details offengelegt und zu Spezialisierungen geführt. Wir haben gelernt, die Welt aus vielen Perspektiven zu betrachten und als bunte Vielfalt zu verstehen. Doch immer noch liegt ein Großteil dessen, was sich im Makrokosmos und Mikrokosmos befindet hinter einer Nebelwand. Diese Wand ist undurchlässig wie Acrylglas. Ein riesiger Pfropfen presst die Wand gegen die bisherige Wissensbereiche, die bereits offen liegen und verhindert eine weitere Öffnung. Der Pfropfen symbolisiert das monokausale Denken, das heute offenbar viele Wissenschafter daran hindert, neue Thesen frei zu entwickeln. Letztlich hindert dieser Pfropfen die Menschheit, neue Erkenntnisse zu gewinnen und ist damit eine Bedrohung für den Fortschritt. Doch was wäre eine Zukunft ohne Fortschritt?

Bild zur Ausstellung: Blocking the Future, Mischtechnik auf Leinwand, 100 x 70 cm

Maralo, Blocking the Future www.kunstsammler.at

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