Es ist nicht mehr möglich, sich der Politik zu entziehen. Deshalb ist es notwendig sich der Politik zu stellen. Drei Künstler mit "Migrationshintergrund" haben Ihr Statement abgegeben: Ihsan Hamo ist aus Syrien, Jagoda Lessel aus Serbien nach Österreich gekommen. Ludmila Salimbajewa aus der Ukraine.
Ihsan Hamo: Viktoria Ponomarenko über den Künstler: Die Suche nach der Wahrheit ist von einer ganz besonderen Bedeutung für Ihsan Hamo, der Kunstprofessor in Aleppo, Syrien, war und seit 2016 mit seiner Tochter Nouruz in Wien lebt. Er hat viel erlebt und alles verloren von seinem früheren Leben in Syrien. Das einzige was ihm noch geblieben ist - ist seine eigene Meinung, welche ihm niemand nehmen kann. Die Möglichkeit und die Freiheit die eigene Meinung zu äußern, schätzen besonders die Menschen, die diktatorische Regime erlebt und überlebt haben ... aber was nutzt ihm jetzt diese Freiheit, hier in Wien? ... wie viel wiegt seine Meinung? Ihsan Hamo ist auf der Suche diese Fragen zu beantworten, für sich selbst und vielleicht für viele andere Asyl suchende Menschen.
Ihsan Hamo: Das Gesicht der Wahrheit, Acryl auf Leinwand, 100 x 100 cm www.kunstsammler.at
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Jagoda Lessel: Es gehört zur Demokratie, dass Meinungen geäußert werden. Die Auffassung, dass Kinder aus dem Flüchtlingslager Moria geholt werden sollten, ist mehrheitlich verbreitet. Ich bin dafür, dass wir Kinder aufnehmen, damit sie normal aufwachsen und unsere Mitbürger werden können. Die Situation in Österreich ist durch die Pandemie nicht einfach, doch Moria ist ein Sonderfall. Wie geht es diesen Kindern wirklich im Flüchtlingslager? Wie können sie sich entwickeln? Wo sind ihre Chancen, ihre Zukunft?
Warum ist es in einer Demokratie so schwer, Urteile und Entscheidungen zu treffen? Weil die Parteien sich bei diversen Anlässen zu irgendetwas verpflichtet fühlen und niemand eine eigene Meinung haben möchte? Vor allem, wenn es um Menschenrechte geht, wo den Kindern von Moria zu helfen ist. Warum kann die staatstragende Partei des Bundeskanzlers Hilfestellungen unterbinden? Selbst der Bundespräsident plädierte dafür, Kinder aufzunehmen und ihnen ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. Bei aller Unterschiedlichkeiten der Meinungen, die in einer Demokratie möglich zu sein haben, muss es eine Gemeinsamkeit geben, wenn es um Menschenrechte und um Frieden geht. Ein Bundeskanzler darf die Mehrheit der zur Hilfe Entschlossenen nicht verraten. Eine Hilfe vor Ort – das ist keine Lösung. Griechenland kann das alleine nicht lösen.
Die, die helfen wollen, müssen mit einer gemeinsamen Stimme sprechen! Kinder sollen nach Österreich kommen. Und wenn junge Eltern später nachkommen, sollten wir ihnen Berufe anbieten können – Frauen in sozialen Tätigkeiten, Männer in Mangelberufen.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie Integration stattfinden kann – vorausgesetzt, man wird gebraucht und geschätzt.
Jagoda Lessel: Die Suchenden, Acryl auf Lw,100 x 100 cm www.kunstsammler.at
Ludmila Salimbajeva: Orientierungslos sind derzeit viele, die aus ihrem gewohnten Leben gerissen wurden. Wohin kann man noch gehen, wenn alles geschlossen hat? Diese Frage kann man relativ leicht Tag für Tag nach Bedarf beantworten. Doch wie soll es überhaupt weiter gehen? Diese Frage ist existenziell und die meisten Menschen haben keine Antwort. Auch die meisten Politiker, die in ihrem Aktivismus jeden Tag neue Verordnungen erlassen, scheinen dabei orientierungslos zu agieren.
Ludmila Salimbajewa hat zwei Schattenfiguren gemalt, die nicht nur Orientierungslosigkeit symbolisieren, sondern auch Trennung, Vereinsamung, Depression und Burn-out. Im Kampf gegen Corona werden diese Probleme nicht ernst genommen sondern bleiben als Kollateralschäden unbeachtet.
Ludmila Salimbajeva: Orientierungslos, Acryl auf Karton, 66 x 50 cm www.kunstsammler.at