Heute, Donnerstag, eröffnet standesgemäß mit einem Galadinner die neueste Blockbuster-Ausstellung in der Albertina, die den schlichten Titel „Claude Monet“ trägt. Damit die Bedeutung des Events auch jene U-Bahn-Fahrer kapieren, die am Weg in die Arbeit noch im Halbschlaf dösen, übersetzt HEUTE für jedermann: „Monet Megastar“. Mittlerweile weiß jedes Kind, wenn Monets und andere Megastars auftreten, dann kostet das ein bissl mehr als ein paar Moneten.

„Eine einzige Verpackungsbox kostet 25.000 Euro“, erzählt Direktor Klaus Albrecht Schröder dem HEUTE-Leser, der sicher sofort aufschreckt, wenn er im Halbschlaf nachrechnet, wie viele Monatsgehälter er dafür hinblättern müsste. Keine Angst, du MUSST nicht, aber du DARFST: „Um einen Teil der hohen Aufwendungen abdecken zu können, bitten wir Sie um Ihre wohlwollende Unterstützung durch die Übernahme einer Bildpatronanz“, so lässt Schröder gewohnt charmant auf der offiziellen Webseite der Albertina mitteilen.

Ist ja nur zum Vorteil der Spender, denn „die Übernahme einer Bildpatronanz ist eine Spende an die Albertina und ist gemäß § 18 Abs. 1 Z 7 EstG als Betriebs- oder Sonderausgabe steuerlich absetzbar.“

Auch wenn meine Meinung niemanden interessiert, möchte ich hier meinen Senf dazu geben: die Museen sollten - im eigenen Interesse - einmal darüber nachdenken, wie sie den Kunstmarkt beleben könnten. Sicher nicht dadurch, dass sie so tun, als müssten sie der Welt beweisen, dass sie in der internationalen Liga mitspielen können und mehr Geld für den internationalen Leih-Zirkus ausgeben als für Ankäufe. Sicher nicht dadurch, dass sie ihren Wahrnehmungshorizont prinzipiell nicht proaktiv erweitern. Damit meine ich, dass Museum fast immer nur zeigen, was andere Museen bereits kanonisiert haben. Denn mehr denn je gilt: die Museen zeigen immer mehr von immer weniger. Im Falle der Albertina: von Monet bis Picasso rauf und runter, hin und her, vorwärts und zurück.

Eine zukunftsorientierte Museumspolitik würde sich nicht ununterbrochen mit Monet, van Gogh und Picasso selbst befriedigen, sondern in der heutigen Kunstszene nach Monets, van Goghs und Picassos suchen, diese günstig einkaufen und damit in die Zukunft investieren. Das ist gar nicht so schwer. Statt über astronomische Auktionspreise zu lamentieren, die Museumsankäufe angeblich unmöglich machen, müsste ein Herr Schröder nur mal 500 Meter, an der Oper vorbei Richtung Schwarzenbergplatz gehen. Da würde er im Kunstraum ein paar Hidden Champions finden. Aktuell in der Parallelaktion Kunst 2018.

der Kunstraum / ARTEL Gallery Minsk www.kunstsammler.at

Nachsatz: "Während die Albertina in den Bereichen Großausstellungen, Veranstaltungen und Vermietungen äußerst erfolgreich ist, werden die nicht unmittelbar ausstellungsbezogenen wissenschaftlichen Aktivitäten sichtbar vernachlässigt. Die Ankaufspolitik ist äußerst konservativ und lässt keine klaren zukunftsweisenden Strategien erkennen.“ Zitat aus einer Evaluierung der Bundesmuseum durch das bm:bwk im Jahr 2005.

4
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

Gazmend Freitag

Gazmend Freitag bewertete diesen Eintrag 22.09.2018 07:30:20

sisterect

sisterect bewertete diesen Eintrag 20.09.2018 21:08:18

Scherzkeks

Scherzkeks bewertete diesen Eintrag 20.09.2018 11:21:11

Markus Andel

Markus Andel bewertete diesen Eintrag 20.09.2018 10:53:05

7 Kommentare

Mehr von thurnhoferCC