Eine ungewöhnlich talentierte Sopranistin hat unser System nicht länger ertragen: Desislava Boneva. Sie war 28 als sie von uns gegangen ist.
Desislava Boneva www.kunstsammler.at
Ihre Mutter ist aus St. Petersburg nach Wien gekommen um die Verblichene abzuholen. Natürlich hat Sie zuerst auf der Russischen Botschaft in Wien angerufen um Hilfe zu suchen. Niemand von der Russischen Botschaft war bereit die Mutter vom Flughafen Schwechat abzuholen. Dafür gibt es kein Budget. So wie es auch kein Budget gab und gibt, um junge Talente, die mit Leib und Seele ihre Heimat in der Welt vertreten, zu unterstützen. Und wer kann denn von Beamten, die nur ihre Pflicht erfüllen, verlangen, dass sie in die eigene Tasche greifen? Das gehört doch mit Sicherheit nicht zu ihrer Pflicht.
Um den Bürokratenkram zur Überstellung ihrer Tochter nach St. Petersburg zu erledigen, musste die Mutter auf der Russischen Botschaft die abscheulichsten Demütigungen von den zuständigen Beamten über sich ergehen lassen. Eine Form der Geringschätzung ertragen, die den Schluss nahelegt, dass diese Beamten keinen Tropfen Menschenblut in ihren Adern haben. Und den Schluss, dass viele Beamte bösartig sind, einzig und allein aus Faulheit. Und Gewissenlosigkeit.
Als Journalist müsste ich nun den Herrn Botschafter um eine Stellungnahme bitten und die Gegenseite hören. Wer mehrere Stunden am Leid der Mutter teilgenommen hat, kann darauf ruhigen Gewissens verzichten.
Doch kein Mensch kann die seelische Not der Mutter mildern. Um wenigstens die materielle Not der Mutter zu mindern, habe ich über 70, nicht gerade reiche, aber zumindest wohlhabende Menschen um eine Spende gebeten. Ich bin nicht in der Lage, hier wiederzugeben, was wohlhabende Menschen bereit sind in der Not zu geben. Wobei diese Menschen noch die Besten der Guten sind, denn sie haben immerhin geantwortet. Die Guten der Guten haben nämlich gar nicht geantwortet. Vielleicht auch meine Mail nicht bekommen. Vermutlich aber übersehen.