„Bücher aus Selbstverlagen kommen für KONTEXT nicht in Frage.“ Immerhin eine Antwort. Immerhin vom allerwertesten Ö1-Redakteur Wolfgang Ritschl. Da wird sich unsereiner nicht aufpudeln, nur weil der vielbeschäftigte und hoffentlich gut bezahlte öffentlich-rechtliche Redakteur keine Zeit findet für eine persönliche Anrede. Doch in dem Fall darf unsereiner schon darauf hinweisen, dass Inhalt und Form – genauer gesagt: Einfalt und Formlosigkeit - ein Umgangston sind, den sich ein Gebührenzahler nicht gefallen lassen muss.
Abgeholt hat sich der Selbstverleger diesen Arschtritt mit folgender Mail:
Sehr geehrter Herr Ritschl, die nächste Präsentation des Buches MORAL 4.0 organisiert der Entwicklungshilfe-Verein Childrenplanet am 2. Juni 2018 in Eferding.
Schenk uns bitte ein Like auf Facebook! #meinungsfreiheit #pressefreiheit
Danke!
Ich würde mich freuen, wenn auch Sie die Hörer von KONTEXT über dieses Buch informieren könnten. Siehe Inhalt. Bei Interesse sende ich umgehend ein Rezensionsexemplar.
Bitte um Feedback!
Nun, das Feedback ist da, und zwar eindeutig. Im Unterschied zur ORF III Chefredakteurin Ingrid Thurnher, die sich nicht einmal eine Assistentin leisten kann, um Gebührenzahler mit perverser Neigung zur Selbstverlagsbefriedigung abzuwimmeln. Doch auch auf die Beantwortung folgender Mail werde ich nun wohl vergeblich warten müssen:
Sehr geehrter Herr Ritschl, ihr Auswahlkriterium ist mehr als kurios! Sie wissen sicher, dass allein in Deutschland 18.000 Verlage existieren. Viele davon arbeiten weniger professionell als ein Autor, der 30 Jahre in einem Dutzend verschiedener Medien publiziert hat, siehe: ethos.at/biografie
Dass Verlage für Bücher abseits des Mainstreams kein Risiko mehr eingehen, dürfte Ihnen bekannt sein. Dass der Öffentlich-Rechtliche jedoch der Meinung ist, dieses banale, oberflächliche Kriterium sei ein zureichender Grund, Inhalte zu ignorieren, ist eine neue Form von Analphabetismus - nicht aus Bildungsnot, sondern aus Unfähigkeit zur eigenen Urteilsbildung. Denn ohne Vor-Urteil eines Verlags kann man offenbar nicht einmal ein Inhaltsverzeichnis lesen. Oder vielleicht einmal unabhängig recherchieren, welcher Autor über welche Inhalte kompetente Aussagen treffen kann. Die Publikationen von Karl Kraus sind demnach für den ORF auch irrelevant??
Herzlichst, Hubert Thurnhofer
Diana Widra thurnhofer.cc
P.S. Ich möchte nochmals betonen, dass in Zeiten wie diesen die Beantwortung einer ungefragten Mail schon als Pfingstwunder gelten kann. Ritschl zählt somit zu den Wundertätern. 99 Prozent aller persönlichen Mails bleiben unbeantwortet. Das ist unser Zeitgeist: Verantwortungslosigkeit äußert sich in Antwortungslosigkeit. Und wenn ich auf ein Prozent aller persönlichen Mails eine Antwort bekomme, davon zu 99 Prozent eine ablehnende, z.B. vom Chefredakteur eines privat finanzierten Mediums, so kenne ich nur eine einzige anständige Antwort, kurz und artig: Danke für Ihr Feedback! Der kleine Unterschied zum ORF: der Öffentlich-Rechtliche hat einen Bildungsauftrag und UNSERE Mittel, diesen Auftrag zu erfüllen.