1852 ist der Roman von Harriet Beecher Stowe erschienen, der sofort zum Bestseller wurde und nicht wenig zur Abschaffung der Sklaverei 1865 beigetragen hat. Dann hat Amerika nochmals 100 Jahre gebraucht um die Apartheid zu beenden. Es wäre Nostalgie nun eine sentimentale „Negergeschichte“ auf die Bühne zu bringen. Deshalb legt der Regisseur Harald Posch seiner Inszenierung nicht nur die Romanhandlung zugrunde, sondern verfasst eine Collage, in der Romanfragmente mit Grausamkeiten unserer Zeit verwoben werden. Immerhin leben rund 30 Millionen Menschen auch heute noch wie Sklaven und rund 200 Millionen sind von Sklaven-ähnlicher Ausbeutung bedroht. (Quelle: Kevin Bales, Die neue Sklaverei).
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Bild: Onkel_Toms_Hütte_01 (c) Marko Lipuš. Abgebildete Personen: Sören Kneidl (hinten links), Wojo van Brouwer (hinten rechts), Katharina Knap, Zeynep Buyraç, Tom Feichtinger
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„Es griffe zu kurz, 'Onkel Toms Hütte' nur als moralische Empörung über Rassismus bzw die Anmaßung rassischer Suprematie zu lesen. Dass sich das Machtgefälle zwischen Herr und Knecht gerne – und auch heute noch – mit rassistischen Vorurteilen wappnet, sollte nämlich den Blick auf die ökonomischen Rahmenbedingungen der Sklaverei nicht trüben“, schreibt der Regisseur.
Eine Collage ist immer eine Schnipselarbeit, und welche Schnipsel auf die Bildfläche kommen und welche unter den Tisch fallen, unterliegt auch ein bisschen dem Zufall. So springt die Inszenierung von kreischenden Weibern, die sich am Strand um den Liegestuhl streiten, zur Kinderarbeit in Textilfabriken von Bangladesch, zurück zu den Lüstlingen, die um Onkel Toms Preis schachern. Ein xenophober Wiener findet ebenso seinen Auftritt wie Donald Trump im Kreise von Generälen internationaler Konzerne, die sich beim Präsidenten einschleimen.
Die drei Schauspieler Wojo van Brouwer, Tom Feichtinger, Sören Kneidl und zwei Schauspielerinnen Zeynep Buyraç und Katharina Knap bewältigen nicht nur ein enormes Tempo in den einzelnen Szenen und beim Szenenwechsel, sondern auch ein ziemlich dichtes Textbuch. Dass sie dabei die Erregung, die allein schon die Inhalte beim Publikum auslösen sollten, auch noch durch schrilles Schreien, Springen und Spucken darstellen, ist leider eine zu häufig geübte theatralische Übertreibung. Und auch die einzige Schwäche dieser Inszenierung. Die Schauspieler selbst zeigen unglaublich viele Facetten ihres Könnens, aber die einzelnen Figuren schaffen es nicht, einen Charakter zu entwickeln. Dazu fehlt einfach die Zeit. Dafür müsste das Bühnenstück zweieinhalb statt eineinhalb Stunden dauern.
Mag sein, dass mein Kommentar nicht angemessen ist, aber es wäre besser gewesen, wenn die jungen Schauspieler sich nicht so sklavisch an die Regieanweisungen gehalten hätten. Und wenn ich schon dabei bin unangemessen zu kritisieren, so wäre es besser gewesen, die Fragmente aus „Onkel Toms Hütte“ mit Auszügen aus „Reich und Arm“ von Joseph Stiglitz zu kontrastieren und zu aktualisieren. Dann wäre die Inszenierung zwar nicht so breit, aber dafür deutlich tiefer geraten.
Weitere Termine im WERK X (jeweils 19.30 Uhr):
Fr 23.03.2018 (Publikumsgespräch im Anschluss) Sa 24.03.2018 Di 17.04.2018 (Stückeinführung um 19.00 Uhr) Mi 18.04.2018