Sigrid Pilz ruft via @sigridpilz.bsky.social und X@PilzSigrid auf: „Bitte unterzeichnen Sie diese wichtige Petition! Wir dürfen nicht zulassen, dass der ORF zerstört wird! Unser ORF - unsere Demokratie“. „Unser ORF – Unsere Demokratie“ bedeutet nicht: ORF minus Demokratie, sondern soll wohl suggerieren: ORF = Demokratie.

Unser ORF https://www.unser-orf.at/#kuenstlerinnen
Dass alle StaatskünstlerInnen, die seit Jahren und Jahrzehnten gut vom ORF leben, als Aushängeschilder für diese Petition auftreten, ist nicht überraschend. Wirklich revolutionär ist jedoch der Slogan: „Jetzt die Zukunft des ORF mitgestalten und Ideen für ‚ORF 2032‘ einbringen“. An wen, außer an „die Künstlerinnen für de ORF“ ist die Aufforderung, Ideen einzubringen, wohl gerichtet?
Sicher nicht an tausende Autoren, deren Krimis nicht verfilmt werden, sicher nicht an zehntausende Schauspieler und Musiker, die noch nie einen Auftritt im ORF hatten und auch nie bekommen werden! All die können jetzt Ideen einbringen :) Und sie können sich sicher sein, dass der ORF alle diese Ideen mangels Budget oder aufgrund andere Mängel wie Sendezeit oder Publikumsinteresse, ablehnen, nein, ned amoi ignorieren wird!
Abgesehen von der basisdemokratischen Aufforderung, die mit Sicherheit in Willkür-Entscheidungen der „unabhängigen“ Redaktionen münden wird, was eh schon längst alle wissen – erfahren wir aber auch, dass „die Zukunft“ 2032 beginnt; also in magischen sieben Jahren! Was bis dahin im und mit dem ORF passieren soll und warum gerade 2032 und nicht 2030 oder 2035 die Zukunft des ORF – und damit zwangsbeglückt und zwangsweise unsere Zukunft - beginnt, das bleibt im Ungewissen.
Die PETITION Unser ORF – unsere Demokratie im Wortlaut: „Wir fordern die politischen Entscheidungsträger, insbesondere die ÖVP und FPÖ, auf, den unabhängigen und öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Österreich nicht zu zerstören. Der ORF muss weiterhin unabhängig, vielfältig und umfassend informieren, unterhalten und bilden können.“ Der Inhalt ist zwar politischer Firlefanz, er legt aber Zeugnis davon ab, in welcher Realität die Staatskünstler als Initiatoren dieser Petition leben: außerhalb dieser Blase wird man wohl keine Österreicher finden, die der Meinung sind, der ORF würde sie „unabhängig, vielfältig und umfassend informieren, unterhalten und bilden“.
Bis heute (15.3.25) haben 43.001 Menschen diese Petition unterzeichnet. So viele Menschen (angesichts von neun Millionen ORF-Konsumenten eine ziemlich kleine religiöse Minderheit!) beten täglich: ORF unser! Geheiligt werden dein Name, dein Reich bleibe wie es immer war, dein Wille geschehe jetzt und in alle Ewigkeiten. Amen!
Höchst interessant das Impressum: „Medieninhaber: Die Zivilgesellschaft Österreichs, vertreten durch z.B. Robert Seyfriedsberger, Wien (in seiner Rolle als Privatperson und Teil der Zivilgesellschaft, kein Mitglied einer Partei oder Mitarbeiter des ORF)“.
Ich erlaube mir als Vertreter der Zivilgesellschaft, als private und fallweise öffentliche Person, darauf hinzuweisen, dass mich niemand gefragt hat, in meinem Namen zu beten und zu petitionieren. Diese verschleierte aber offensichtliche ORF-Propaganda wird von keinem einzigen Vertreter der Zivilgesellschaft, mit denen ich täglich zu tun habe, unterstützt. Im Übrigen bin ich der Meinung, dass die Bevorzugung des ORF verfassungswidrig ist.