Es gibt eine weit verbreitete Meinung, ja sogar ein Dogma, dass man Kunst nicht definieren könne. Und: es sei eine Anmaßung Kunst als gut oder schlecht zu qualifizieren. Dies ist ein ungeschriebenes Gesetz, das allerdings nur für berühmte Künstler gilt. Bei weniger bekannten oder gänzlich unbekannten Künstlern ist die Hemmschwelle in der Regel sehr gering, deren Werke als „schlecht“ oder gar „minderwertig“ abzuqualifizieren. Da ich wenig Respekt vor Dogmen habe, bringe ich hier drei Beispiele für schiache Bilder (Anm: die Übersetzung auf Piefkinesisch mit „hässliche Bilder“ ist unzureichend) von drei in Österreich weltberühmten Künstlern: Otto Mühl, Markus Prachensky und Siegfried Anzinger. Zufällig diese drei, weil ein renommiertes Auktionshaus sie soeben zum Nachverkauf ausgeschrieben hat.
Mühl Prachensky Anzinger www.resslerkunst.com
Ich könnte mich jetzt auf das „kollektive Urteil des Marktes“ berufen, um meine Aussage zu belegen, denn Bilder kommen nur dann in den Nachverkauf, wenn sie bei der Auktion keinen einzigen Interessenten gefunden haben. Das ist, nebenbei bemerkt, die Rückseite der Auktionsmedaille, die niemand sieht, weil die Medien immer nur hysterisch über Auktionsergebnisse mit „Weltrekordpreisen“ berichten. Die Rückseite, auf die niemand schaut, sind die Werke, die liegen bleiben und jene, die gerade mal zum Rufpreis weg gehen. Und das sind Daumen mal Pi mindestens 50 Prozent aller Auktionswaren.
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Ich berufe mich aber nicht auf den Markt, sondern auf meine eigene Urteilskraft: Mühl und Anzinger wollen – soweit ich ihr künstlerisches Konzept verstehe – schiache Bilder malen, die angeführten Beispiele sind daher nicht schlecht, vielleicht auch nicht besonders gut. Aber das entzieht sich meiner Urteilskraft, weil ich ihre Konzepte nicht zu 100 Prozent akzeptieren und somit nicht zu 100 Prozent nachvollziehen kann. Das Konzept von Prachensky, mit minimaler Anzahl von Pinselstrichen eine maximale Wirkung zu erzielen, ist für mich zu 100 Prozent nachvollziehbar. Und in den meisten Bildern, die ich von ihm kenne, ist dieses Konzept aufgegangen und emotional wie auch rational überzeugend umgesetzt. Im vorliegenden Fall nicht. Ich finde dieses Bild, das 5.000 Euro kosten soll, einfach nur fad, nicht gelungen und deshalb schlecht. Ich finde auch, ein Marketmaker, im konkreten Fall der Auktionator, sollte ein schlechtes Werk nicht in den Markt pressen, nur deshalb, weil der Künstler berühmt ist.
Denn: es gibt genug weniger berühmte Künstler, die hervorragende Werke anzubieten haben. Als Beispiel hier ein Bild von Paul Kaminski, um nur einen Künstler zu nennen, der konzeptuell mit Prachensky verwandt ist. Kaminski hat auch schon mal schlechte Werke geschaffen, aber er hat noch nie ein schlechtes Werk auf den Markt geworfen. Paul Kaminski, „Ein gutes Bild“, Öl auf Leinwand, 100x130 cm, 5.000 Euro inkl 13% MwSt.
Paul Kaminski www.kunstsammler.at