Seit Jahrzehnten ertrinken Afrika-Flüchtlinge im Mittelmeer. 1500 allein im ersten Halbjahr 2018. 15 pro Tag, 1500 pro Halbjahr oder 150000 in Jahrzehnten - Zahlen die uns nicht berühren. Außer ein paar relativ (zu den Afrikanern) reiche Europäer, die sich aus Betroffenheit aufmachen, gemeinsam mit Hilfsorganisationen Schiffe kaufen oder chartern, um die armen Menschen in Seenot zu retten.

Wahre Christen, die nicht nur am Sonntag und an Mariä Himmelfahrt für eine bessere Welt beten, sondern am Montag aufbrechen um sich für eine bessere Welt einzusetzen.

Die ersten Rettungsaktionen polarisieren. Die Retter finden Kritiker und Unterstützer. Wahre Christen, die nicht nur am Sonntag für eine bessere Welt beten, sondern am Montag aufbrechen um sich für eine bessere Welt einzusetzen.

Irgendwann merken auch die Politiker, dass Handlungsberarf besteht. Und sie treffen eine schnelle Entscheidung: die Anderen sollen die Probleme lösen. Die Mittelmeerländer aus Sicht der Nord-EU, weil das Erstlandprinzip gilt. Die Nord-EU aus Sicht der Mittelmeerländer, weil die ja viel reicher sind. Die EU aus Sicht aller - die kann aber nicht ohne Beschluss ihrer Mitglieder. Und so passiert was passieren muss: nichts.

Anders gesagt: die Systemträger, nämlich die Politiker, egal ob in Regierung oder Opposition, sind nicht imstande, das Problem einer Lösung zuzuführen, weil das Problem im bestehenden System einfach nicht vorgesehen war. Zunächst wird es jahrelang ignoriert, dann wird es delegiert, aber nie gelöst. So beginnt das Problem sich zu verselbständigen und zu einem eigenen, einem eigendynamischen System zu werden.

Die Eigendynamik des Flüchtlingssystems: Schlepper schicken verzweifelte Menschen mit untauglichen Booten aufs Meer, wo die Retter schon warten. Retter werden so zu Handlangern der Schlepper. Retter werden so zum Teil eines Systems, das davon lebt, dass Menschen verzweifelt sind und einen Ausweg aus ihrer Lage suchen.

Und was machen wir? Wir sitzen vor dem Fernseher und schauen zu, denn wir sind wahre Christen, die nicht nur am Sonntagmorgen für eine bessere Welt beten, sondern am Sonntagabend auch die Welt, zumindest die Weltnachrichten in unser Haus lassen. Auch wir Fernseher sind Teil des Systems, ja wir haben sogar den einzig sicheren Schutzschirm gefunden: den Bildschirm!

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