Jede Moral beginnt mit gutem Benehmen. Leider ist es nicht mehr selbstverständlich, was man unter gutem Benehmen zu verstehen hat.

Hunderte Male habe ich bei Veranstaltungen, wo Gastgeber keine Kosten und Mühen scheuen um ihre Gäste zu bewirten und mit Musik zu unterhalten, erlebt, dass eben diese Gäste ihrem Gastgeber nicht die geringste Aufmerksamkeit schenken, wenn er sich auf der Bühne an das Publikum wendet. Munter plaudern viele Gäste gleichzeitig weiter, so als hätten sie ihrem Tischnachbarn eine derart weltbewegende Anekdote zu erzählen, die so wichtig ist, dass sie nicht zehn Minuten später erzählt werden könnte.

Igor Leontjew www.thurnhofer.cc

Wieder einmal hab ich gestern in meiner Galerie solche Gäste brüskiert, als hochkarätige Musiker auftraten und im Hintergrund schwatzten einzelne Besucher lautstark weiter. Und ich erachte es für notwendig, solche Menschen zu brüskieren, die nicht von selbst verstummen, die unfähig sind sich selbst zurück zu nehmen, wenn Gastgeber oder Solisten auftreten!

Die Ursache dieser Kulturschande liegt in der Fehlentwicklung des Individualismus: Was ich jetzt gerade mitzuteilen habe ist wichtiger als alles andere. Und: es kann ein Solist auf einer Bühne niemals wichtiger sein als ich selbst!!

Die Heilung dieser Krankheit kann wohl nicht so schwierig sein, denn zuhören kann man lernen! Ich sagte bloß, „derzeit läuft das Konzert, und NUR das Konzert.“ Und ich musste diesen Satz bloß drei Mal wiederholen.

Und das Wunderbare an der Geschichte: alle Gäste, Veranstalter und Musiker haben diesen Abend in toller Stimmung und Harmonie verbracht. Einige Gäste haben sich bei der Verabschiedung bei mir entschuldigt!

Fotos der Veranstaltung Art & Beauty