„Bist du das feine Hundibutzi?“, hat die nette Dame meinen alten Hund immer gefragt, „und wie heißt denn duuuuuu?“
Gut, es ist nicht unbedingt dieser aktuelle adoptierte Hund, der sowas gefragt wird, es war der davor. Ein schöner weißer Golden Retriever aus gutem Haus, so einen feschen, menschenfreundlichen Kerl spricht man halt gerne auf der Straße an.
Meinen neuen, den Malamute-Huskymischling fragen die Nachbarn nichts mehr, dafür aber mich, eher von der Ferne aus einer gewissen Belldistanz heraus „Jö, jetzt ist er aber schon seeeehr brav geworden, oder, gell?“ (Selten, dass einer noch ein "Du bist aber schon ein feines Hundi!" hinzufügt.)
Ja, ist er. Und er ist auch wirklich ein sehr feines Hundi geworden. Hat nur schlanke sechs Jahre gedauert, aber es wurde, ganz ohne Gewalt und sonstige Rezepte des Wahnsinns. Mein ehemaliger Straßenköter-Ketten-Zwingerhund mit Migrationshintergrund pfeift nun endlich drauf, laut schreiend der Welt seine geschätzte Meinung ungefragt mitzuteilen. Mittlerweile stänkert er nur mehr aus dem Autofenster heraus Hunde, Motorradfahrer und dergleichen an. Damit kann ich leben. Er auch. Aber zurück zum feinen Hundibutzischnutziwutzi.
Warum reden Menschen mit Hunden wie mit Babys in der Babysprache?
Dazu gibt es eine brandneue Studie.
Die Studie führt das Verhalten der Zweibeiner in Sachen seltsamer, verbaler Brabbel-Kommunikation nicht nur auf das Kindchenschema zurück, sondern „es sei einfach ein genereller menschlicher Impuls bei der Verständigung mit Tieren (und Babys), da diese nicht auf den Inhalt des Gesprochenen reagieren, sondern auf die Intonation und den Rhythmus des Gesagten. Bei Welpen verstärke sich dieser Impuls, weil sie wegen des Kindchenschemas zusätzlich noch ein Schutz- und Versorgungsverhalten auslösen.“
Nun ja.
Das stimmt so nicht ganz. Hunde können sehr wohl menschliche Worte verstehen. Sie reagieren keineswegs nur auf Betonung und Rhythmus menschlichen Geplappers. Auch dazu gab es eine Studie.
Dennoch: wir Menschen können es nicht lassen und reden mit Hunden und Babys in der Babysprache. Wenn feiner Wuwibär dann bitte endlich doch sein gutigutimhhhhhh Happihappi brav aufgefressen hat und so ein zuckipuckischnuckimucki Hundimausifledermausohrliheidi macht, geht Herrli einfach das Herz auf. Und ein Rülpsi hat er auch gemacht, ein Bäuerchen, wie liebi is das denn, guguguguuuuu! (An dieser Stelle oute ich mich, dass ich meinen Hund nach dem Fressen regelmäßig frage, ob es ihm auch geschmeckt hat. "Hat's dir geschmeckt, Schnuffibuffi, war das jetzt ein lecker Schmatzischmatzi?" Und ich stehe dazu!)
Man fragt sich aber, wozu man Geld für eine dermaßen sinnlose Studie verschleudert hat, statt es sinnvoll in irgendein Umweltschutzprojekt zu stecken.
Wo doch ohnehin jede Hundehalterin und jeder Hundehalter weiß, dass kleiner Ohrenbär und zuckersüße Superprinzessin immer und überall so gaga angeredet werden. Weil wir vernarrt sind, in unsere Fellkinder.
Also zumindest der Teil der Menschen, der nicht ausschließlich appellhaft „Sitz-Platz-Ausssss!“ durch die Gegend brüllt und dabei brutal an Hundehälsen herumzerrt als seien die aus Stahldraht (und nicht aus sensiblem kaputtbaren Knorpel- und Knochengewebe mit Kehlkopf drin).
Diejenigen Hunde, die „Fuß, herst!“ oder „Depperter“ heißen, brauchen sich nicht vor menschlichem Zuckerguss in der Stimme zu fürchten. Die sind schon froh, wenn sie es ihrem Diktator irgendwie recht machen konnten, obwohl der ohnehin nie zufriedenzustellen ist, selbst wenn der Hund perfekt ist.
Schade.
Mein Mimiiiiprinzchen weiß meine Tonlage auf alle Fälle zu schätzen, sagt sie doch „Ich liebe dich, mein Gurkengesicht, du Wolfsbraten!“. Wenn sie nicht gerade „Geh Hasi, komm doch bitte heute noch her zu mir und steig endlich ins Auto ein, Zimtschneckengesichti, bitte“ säuselt. Oder dezent nachfragt: "Muss das jetzt echt sein, Spockohrli, dass du da dein Speibi mitten auf den Teppich machst? Hast du keinen Garten, Hasenhaser?".
Aber das ist eine andere Geschichte.
Herzlichst Bela Wolf,
Tierarzt, Autor und Tiergesundheitsjournalist