Marlies M.
Ostern naht mit Riesenschritten. Die Geschenkberge für die Kinder übertrumpfen die von Weihnachten, alle Erwachsenen laufen und kaufen. Verschenkt werden gerne lebende Tiere, aktuell vor allem Zwergkaninchen und auch größere Langohren.
Hier drängt sich die Frage auf, warum man zu Ostern so gerne Häschen schenkt.
Weil sie billig sind. Und pflegeleicht. Weil sie niedlich sind und so anspruchslos und weil sie weder bellen noch miauen oder sonstwie lästig sind.
Hasen setzt man in einen Minikäfig und stellt den dann in einer Ecke der Wohnung ab. Dort vegetieren sie vor sich hin, meist in Einzelhaft, bis sie krank werden.
Dabei sehen die doch immer so richtig glücklich aus, oder?
In der Tat, Hasen sehen immer recht zufrieden und froh aus.
Auch, wenn sie es gar nicht sind.
Hasen leiden still.
Deshalb benutzt man sie auch so gerne für Tierversuche. Weil sie keinen Ärger machen. Sie fallen in Schockstarre und können sich nicht mehr bewegen.
Sie kämpfen nicht, sie wehren sich nicht. Sie leiden und sterben.
Weil sie leicht zu Tode erschreckt werden.
Weil sie ganz schnell an Hitzschlag sterben.
Weil ihre Zähne durch falsche Ernährung so lange nachwachsen, dass sie lebendig vor der vollen Futterschüssel verhungern.
Oder weil man ihre lebenslang nachwachsenden Zähne bei vollem Bewusstsein mit der Zange abzwickt und sie daran verbluten, weil die Pulpa dabei eröffnet wurde.
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An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass es sich für einen Hasen genauso anfühlt wie für einen Menschen, dem der Zahn ohne Narkose einfach vom Zahnarzt abgezwickt (oder mit der Kreissäge abgesägt) wird. Es tut höllisch weh! Hasenzähne korrigieren sollte nur der Zahnspezialist für Tiere. Nämlich in Vollnarkose. Manchmal hilft nur mehr eine vollständige operative Entfernung der sonst immer wieder zu lange nachwachsenden Zähne, um Tierleid zu ersparen. Was nicht hilft, ist um fünf Euro einmal im Monat "Zähne zwicken" zu gehen. Das ist barbarisch! Und wird trotzdem immer noch von vielen Tierärzten praktiziert.
Weil, Sie ahnen es sicher schon, Hasen wehrlose Opfer sind. Sie schreien nicht, sie wehren sich nicht.
Sie leiden still.
Überlegen Sie bitte gut, bevor Sie ein Kaninchen als Ostergeschenk anschaffen.
Kaninchen dürfen nicht alleine gehalten werden. Niemand will sein Leben in Einzelhaft verbringen. Auch ein Hase nicht! Das Argument, er sieht doch so fröhlich aus, ist keines.
Ein Hase sieht auch fröhlich aus, wenn er todtraurig und einsam ist. Erst wenn Verhaltensstörungen auftreten, beginnt der Mensch nachzudenken.
Und bemerkt, dass sein Kaninchen nichts davon hatte, was es braucht, um gesund und glücklich zu sein.
Nämlich Kontakt mit Artgenossen, nicht nur mit Menschen.
Erwachsene, die ihren Kindern erklären, dass ein Kaninchen kein Spielzeug ist, sondern ein fühlendes Lebewesen.
Bewegung statt Einzelhaft.
Heu statt Kraftfutter, um die Zähne immer abzunutzen und um nicht zu verfetten.
Erdhöhlen, um sich darin zu verstecken.
Immer noch Gang und Gäbe ist es, Meister Lampe an seinen Löffeln hochzuheben. Dabei kann das Tier schwer verletzt werden.
Genau wie sehr wenige Hasenbesitzer darüber Bescheid wissen, dass Hasen ihren (traubenförmigen) Blinddarmkot fressen müssen, um gesund zu bleiben. Eine erschreckende Unwissenheit, die so vielen stummen Hopplern das Leben täglich zur Hölle macht. Bis sie aus Verzweiflung ihre Wasser-oder Futternäpfe umwerfen und zu randalieren beginnen. Dann brennt der Hut.
Erst dann wird der Zweibeiner aufmerksam und meist gibt man das "bissige" Kaninchen dann ab: nämlich "in gute Hände". Oder es wird als Schlangenfutter verschenkt.
Bevor es so weit kommt, sollte man sich also vor der Anschaffung eines lebenden Geschenks darüber im Klaren sein, dass man zu Weihnachten auch keine Rentiere verschenkt. Warum dann zu Ostern Kaninchen?
Herzlichst Bela Wolf,
Tierarzt, Autor und Tiergesundheitsjournalist
https://tierarztwolfblog.wordpress.com
http://magazinmeinhaustier.at/kaninchen-beim-zahnarzt/
http://www.kaninchen-wuerden-wiese-kaufen.de/caecotrophie.html