MA 68 Lichtbildstelle

Wann immer ich notgedrungen ein Einkaufszentrum aufsuchen muss, sehe ich dort Menschen, die ihre Hunde völlig unbesorgt auf der Rolltreppe mitfahren lassen.

Abgesehen davon, dass die meisten "Hunde auf Rolltreppen verboten!"-Schilder entfernt wurden (warum?), frage ich mich, was in den Köpfen dieser Menschen vorgeht.

Nicht viel, vermutlich.

Unzählige Male habe ich nach Unfällen auf Rolltreppen Hundezehen amputiert, gebrochene, gequetschte Zehen versorgt, blutige zerfetzte Krallen entfernt und geschockte Hunde beruhigt, nur weil Homo Sapiens, wenn schon zu faul zum Stiegen steigen, auch zu dämlich ist, den ohnehin allgegenwärtigen Lift zu benutzen, wenn er einen Hund dabei hat.

Wissen Sie, wie weh das tut? Pfotenballen und Nase gehören zu den empfindlichsten Stelllen des Hundes.

Hunde dürfen nicht auf Rolltreppen fahren! Niemals! Nur wenn sie vom Menschen getragen werden!

Sie wollen nicht, von Herrchen an den Vorderbeinen hochgerissen, auf den Hinterbeinen balancierend mitfahren, um dann endlich am Ende der Rolltreppe, wenn sie Glück haben, verzweifelt Halt zu suchen und mit heilen Gliedmaßen oben oder unten anzukommen.

Ist das nötig?

Und wehe, ich greife da ein und fahre wie der Werwolf dazwischen.

Ich bin Tierarzt! Sie denken, es nützt mir was, diesen Satz auszusprechen?

Ich werde ignoriert, beschimpft, für blöde hingestellt.

Weil: "Meiner macht das immer schon so!"

"Wo steht, dass das verboten ist?"

"Und was geht Sie das an?"

"Meiner kann das..."

Was mich das angeht? Ich war der, der das Fusserl wieder heil macht, bestenfalls. Der, der die Op führt, die Narkose einleitet, das Schmerzmitttel gibt, den Verband anlegt, der, der der Rechnung hinterherjagen muss, weil es wieder mal teuer war beim Tierarzt. Und man nicht zahlen will oder kann.

Der, der in traurige, angstvolle Hundeaugen schaut, sie vor Schmerzen schreien hört, sich andauernd fragt, warum Menschen in der Großstadt überhaupt Hunde halten und warum sie ihren Vierbeiner unbedingt in jedes Einkaufszentrum mitschleppen müssen.

Kein Einzelfall:

Welpe in Rolltreppe eingeklemmt

"Meiner macht das immer so!" Gell?

Was ich mir in solchen Momenten wünsche? Dass der geschätze Hundeführer selbst mit dem Gesicht oder den Zehen in den Eisenzacken besagter Rollteppe hängenbleibt, die Feuerwehr ihn, nicht das Hunderl befreien muss, weil das Hunderl nämlich nicht denken kann, was da alles passieren könnte, wenn man zu langsam ist beim Abspringen.

Vor allem nicht, wenn es ein Welpe in Kinderhänden ist.

Das sollte nämlich der erwachsene Mensch wissen, nicht der Hund. Der Mensch, der dazu leider geistig nicht in der Lage ist, mangels Hirn.

Hätte er eines, das nicht nur dazu dient, den Augen als Verlängerung zu dienen, damit diese auf ein Smartphone starren können, anstatt auf Hund/Kind/sich selbst zu achten, würden solche Unfälle nicht passieren.

«Hunde beissen mich nicht.", sagte einst Marilyn Monroe, "Es sind die Menschen.» Wie recht sie hatte.

Herzlichst Bela Wolf,

Tierarzt, Autor und Tiergesundheitsjournalist

http://www.tierarzt-wien.com/

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