Hunde und Katzen richtig impfen: The Good, the Bad and the Ugly

„Wir impfen nicht!“ dröhnte mir neulich die Überschrift von Kollegin Jutta Zieglers Artikelchen schmerzhaft ins Auge. Jene Kollegin, die die Futtermittelindustrie verteufelt (recht hat sie), um im gleichen Atemzug ihren eigenen Fertigfutter-Shop anzupreisen.

Sie impft also nicht. Und zwar gar nicht.

Muss gehen wie die Hölle, das Geschäft mit dem Futterlädchen, wenn jemand auf Impfumsatz völlig verzichtet.

Nun muss man dazu sagen, ich bin auch kein Freund der Impferei. Weil zu früh, zu oft und meist falsch geimpft wird, egal ob bei Katze oder Hund. Darüber habe ich in meinen Büchern "Tipps vom Hundedoktor" und "Tipps vom Katzendoktor" ausführlich geschrieben, die Pro- und Kontraliste Impfung würde hier den Rahmen sprengen. Geriatrische Vierbeiner bis zum letzten Atemzug jährlich mit einer Impfung zu belasten ist auch mein Ding nicht.

Aber gar nicht?

Gar nicht kann sich nur jemand erlauben, dem es schnurzegal ist, ob Seuchen ausbrechen und hochansteckende, meist tödliche Tierkrankheiten, die ohnehin schon wieder im Vormarsch sind dank offener Grenzen, Tierschmuggel, gefälschter Impfpapiere, Welpenhandel unter der Hand und lapidarer EU-Impfpasskontrollen, wieder den Praxisalltag dominieren.

Es geht uns viel zu gut, das ist der Grund für sehr vieles, was gerade im Namen der Tiere passiert.

Es geht uns deshalb so gut, weil wir die Herrschaft über Staupe, Zwingerhusten, Leptospirose und Tollwut augenscheinlich gewonnen haben.

Warum ist das so?

Weil jetzt weniger Hunde aus Pfützen trinken (Leptospiren!) oder weil es genügend Medikamente gibt, um Tierseuchen zu beherrschen? Weil in Europa die Tollwut dank großangelegter Impfaktionen für Füchse fast ausgelöscht wurde?

Nein, es geht uns deshalb so gut, weil der Großteil der Tiere ausreichend durchgeimpft war.

Bis jetzt.

Seit Kolleginnen Werbung für die eigene Praxis machen, indem sie Slogans wie "Wir impfen nicht!" in die Welt setzen und diverse Ökotanten- und Onkels darauf abfahren wie der Hund auf den sprichwörtlichen Knochen, wird sich bald gewaltig etwas ändern an Wohlstand und Tiergesundheit.

Wird "Wir impfen nicht!" von Kleingeistern akzeptiert, haben wir schon in Kürze wieder gut gefüllte Seuchenstationen auf den Universitäten und in den Tierkliniken.

Ist es das, was bezweckt wird? Wie muss man drauf sein, um als Tierärztin im Einsatz für Mensch, Tier und Umwelt gar nicht zu impfen?

Wie ernst kann man als Tierarzt genommen werden, wenn man seinen Kunden von der wichtigen Grundimmunisierung der Katzenwelpen gegen Katzenschnupfen und Katzenseuche abrät?

Hunde werden wieder an Staupe, Hepatitis contagiosa canis, Leptospirose, Parvovirose und Zwingerhusten eingehen.

Nur weil Panikmache offenbar en vogue ist.

Nicht impfen ist genauso tödlich wie Katzen mit Veganfutter zu Tode zu quälen. Oder wie Hunde mit der täglichen Knochendosis und dem leidigen Gebarfe dem Darmverschluß und der Salmonellose, einem qualvollen Tod, wieder ein Stückchen näher zu bringen.

Dabei reicht schon eine einzige Grundimmunisierung eines gesunden, ausreichend alten Welpen, die vier Wochen darauf nochmal aufgefrischt wird, um das Tier zu fast 90 Prozent vor einem Krankheitsausbruch zu schützen.

Es muss nicht dreimal aufgefrischt werden, es muss nicht jährlich bis zum Tod durchgeimpft werden.

Aber es muss geimpft werden.

Take care.

Herzlichst Bela Wolf,

Tierarzt, Autor und Tiergesundheitsjournalist

www.tierarzt-wien.com/

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