Bald ist es soweit und die weiße Pracht kommt mit aller Macht, denn ob wir wollen oder nicht, der Winter zieht ins Land. Leider bereitet der Schnee nicht allen Freude. Leidtragend sind vor allem die Hundepfoten.
Hundepfoten sind hochempfindlich. Sie sind der Ort wo Schweißdrüsen beheimatet sind, daher haben Hunde auch bei großer Hitze oder vor Angst schweißnasse Pfötchen. Da Hunde an den Ballen schwitzen, dürfen sie auch nie über zu lange Zeit Hundeschuhe tragen, da sich darin sonst durch den Schweiß und die Hitze Bakterien vermehren können und Entzündungen entstehen. Pfotenballen können bei einem Spaziergang auf heißem Asphalt hochgradige Verbrennungen davontragen, im Winter entzünden sie sich durch Streusalz und Schotter. Nachdem leider schon ein Großeinsatz des Winterdienst-Räumungskommandos in den Startlöchern scharrt, sobald auch nur einige zarte Flöckchen vom Himmel fallen, heißt es rechtzeitig vorzusorgen für den Schutz empfindlicher Pfötchen.
Eine Hundepfote besteht aus fünf Ballen, ein großer in der Mitte und vier kleinere rundherum. Zwischen den Ballen wachsen Haare. Dann gibt es noch vier Krallen. Die sollten weder zu lang, noch zu kurz sein. Sind sie zu lang, rutscht der Hund, sind sie zu kurz, hat er keinen Halt.
Verletzungen an der Pfote oder den Ballen sind immer ernst zu nehmen. Deshalb müssen die Pfoten nach jedem Spaziergang gründlich kontrolliert werden! Dazu hebt man jede Pfote einzeln hoch, schaut genau hin, nötigenfalls auch mit einer Lupe, tastet mit der Hand ab und mit dem Finger vorsichtig in den Zwischenzehenspalt hinein. Ist eine schmerzhafte Entzündung da, darf man nie selbst daran herumdoktern, eine offene Wunde an der Extremitätenenden verlangt meist antibiotische Abdeckung und Schutz vor Schmutz. Für zuhause eignet sich dafür am besten eine Babysocke, die man oben zusätzlich mit Verbandsklebeband befestigt wie z.B. mit Hansaplast Fixierpflaster.
Beim Spaziergang muss die Socke zusätzlich wasserdicht geschützt werden, indem man einfach eine Plastiktüte über die Socke zieht und befestigt, so man keine passenden Hundeschuhe zur Hand hat. Versuchen Sie bitte niemals, selbst zuhause die verletzte Pfote Ihres Hundes zu verbinden. Es gilt die eiserne Regel: gar kein Verband ist besser, als ein schlechter Verband! Im Zweifelsfall lassen Sie bei einer Pfoten- oder Ballenverletzung nur durch den Fachmann einen Verband anlegen. Dieser muss über zwei Gelenke gehen und gut gepolstert sein, darf nicht zu fest sein und nie zu lange oben bleiben.
Ein Problem stellen auch zu lange Haare zwischen den Ballen dar: sie verkleben mit Harz und Salz und bewirken ebenfalls das Entstehen von Entzündungen, außerdem rutschen Hunde damit leicht beim Gehen auf glatten Böden aus und man sieht nicht, ob zwischen den Ballen etwas eingetreten ist. Verklebt Matsch darin, zupft und zieht das und drückt beim Gehen.
Nachdem in den unendlichen Weiten des Internet bekanntlich unzählige Variationen des menschlichen Irrsinns auftreten, denn spätestens, wenn die ersten Flocken fallen, wird gegoogelt was das Zeug hält nach Dingen wie „Hundeschuhe" oder „Hundepfoten reinigen“, trifft man dort auch z.B. auf https://www.amazon.de/PawCare-hygienische-Reinigung-Pflege-Hundepfoten/dp/B00U2I6P7M
Es handelt sich dabei um eine undefinierbare Modelliermasse Made in China, die Hundepfoten mittels ebenfalls nicht näher definierten „pflegenden Inhaltsstoffen“ (aber „nur nach erfolgter Reinigung“ (!) durch draufdrücken der Pfote reinigen und pflegen soll. Dass dies nicht funktionieren kann und die sensiblen Ballen eher reizt, als pflegt, ist vorprogrammiert.
Besser ist eine ganz einfache Methode der Pfotenreinigung- und Pflege bei Winterwetter. Sie benötigen dazu nur die gute altbewährte Hirschtalgcreme, billig und in jedem Drogeriemarkt erhältlich! bipa.at/rohde/rohde-hirschtalg-creme/B3-5247.html?wt_ad=40548026344_140220674784&wt_
Vor dem Spaziergang, (nachdem bereits die Haare zwischen den Pfoten mit einer Verbandschere kurz geschnitten wurden und die Krallen fachmännisch optimal kurz gemacht wurden), fettet man jede einzelne Pfote mit einer bereits in der Hand verteilten Portion Hirschtalgcreme gründlich ein. Dann wartet man nicht allzu lange mit dem Hinausgehen, damit sich der Hund die Creme nicht vorher schon ableckt, geht spazieren und meidet dabei möglichst bestreute Wege. (Viele Menschen bemerken nicht einmal, wie ihr Hund beim Spaziergang auf salzigen Wegen verzweifelt die Pfoten vor Schmerzen hochhebt, stehen bleibt und nicht weitergehen kann; sie zerren ihn einfach weiter.)
Nach dem Spaziergang säubert man jede einzelne Pfote gründlich, indem man sie kurz in eine, vorher schon bereitgestellte, Tasse (oder einen Plastikeimer, je nach Hundegrösse) mit kaltem Wasser taucht und mit den Fingern Schnee- und Eisklumpen ablöst, sowie das Salz aus den Zwischenzehenspalten gründlich durch leichte Schwenkbewegungen der Pfote im Wasser ausspült. Es ist wichtig, dass das Wasser kalt ist, denn waschen Sie sich mal nach einem Spaziergang Ihre eiskalten Hände im warmen Wasser. Das tut weh!
Nach dem Abspülen der einzelnen Pfoten tupft man die Pfoten und Ballen mit einem weichen sauberen Baumwolltuch trocken und cremt die Ballen anschließend vorsichtig wieder mit Hirschtalgcreme ein. Dies ist bei jedem Gang nach draußen zu wiederholen. Am besten gibt man dem Hund nach dem Eincremen eine feine Belohnung, ein Schweinsohr oder einen Ochsenziemer, damit er die Creme nicht gleich wieder ableckt. Spielen geht natürlich auch. Bald werden die Hundepfoten wieder so weich und zart wie ein Babypopo sein und nicht blutig, rau oder rissig.
Das war’s auch schon!
Man braucht keine teure Spezialpfotenpflege vom Tierarzt, vom Hundeshop, und auch nicht aus dem Internet Made in China. Besonders empfindlich sind Welpenpfoten oder die Pfoten von Hunden, die aus warmen Ländern wie Spanien oder der Türkei importiert wurden. Diese schützt man am besten mit Pfotenschuhen. Bei gestreuten Straßen empfiehlt es sich, den Hund rechtzeitig an das Anziehen lassen und Tragen der Hundeschuhe zu gewöhnen. Großartiges Toben ist damit meist nicht wirklich möglich, auch dürfen sie nicht zu fest geschnürt sein. Die Passform und der gute Sitz und nicht die coole Optik sollten beim Kauf den Ausschlag geben. Bewährt aus dem Hundesport haben sich http://www.peershuskyshop.com/index.php?cat=c4_Booties-Booties.htm
Nicht bewährt haben sich hingegen https://pawzdogboots.com/boots, die zwar nach ein paar stürmischen Schritten noch auf der Pfote bleiben, aber dafür schnell einreissen und somit nutzlos sind.
Hunde finden es ganz toll, im Schnee zu toben und Schneebällen nachzujagen. Dabei wird auch gerne ordentlich zugeschlagen: ein Maulvoll Schnee hier, eines da. Und dann sind sie da, die Heiserkeit, der Husten, die Mattigkeit, der Durchfall, das Erbrechen und das Fieber. Der Hund hat eine Mandelentzündung, würgt und will nicht mehr fressen. Lassen Sie den Hund nicht Schneebälle fangen. Er fängt Bällchen genauso gerne.
Hunde haben im Winter nachts im Freien nichts verloren, sie gehören ins Haus.
Genau wie wir Menschen bekommen sie bei langem Sitzen oder Abliegen lassen auf eisigem Asphalt (z.B. draußen vor dem Einkaufszentrum angebunden) eine Verkühlung und vor allem eine sehr schmerzhafte Blasenentzündung.
Das müsste nicht sein!
Der Vierbeiner wartet bei Winterwetter besser im sicheren Auto oder zuhause.
Alle Fragen geklärt?
Dann freuen wir uns schon auf den ersten Schnee und das Schlittenhund-Wetter!
Herzlichst Bela Wolf,
Tierarzt, Autor und Tiergesundheitsjournalist