Rauchen gefährdet die Gesundheit von Hund und Katze

Nichtraucher können davon ein Lied singen: der Streit ob, wann und wo in Lokalen und auf öffentlichen Plätzen geraucht werden darf, spaltet schon seit Jahren die Gemüter. Und das aus gutem Grund, ist doch Passivrauchen schädlicher als selbst zu rauchen. Da drängt sich logischerweise die Frage auf, ob das auch unsere Hunde oder Katzen betrifft, und wenn ja, welche gesundheitliche Konsequenzen Passivrauchen für diese Tiere mit sich bringt, ebenso für die vielen Kleintiere, die in Wohnungen ihr Leben in Käfigen eingesperrt verbringen, wie Hasen, Hamster, Frettchen, Ratten oder Ziervögel.

Die Antwort ist wenig verwunderlich und sehr erschreckend. Schlimm ist vor allem die Tatsache, dass sich die Tiere ja nicht im geringsten gegen das Mitrauchen wehren können, denn Hunde und Katzen können nicht sagen „Mensch, mach doch mal bitte endlich das Fenster auf!“, oder die Wohnung einfach verlassen, wenn sie nicht von ihren Besitzern zugequalmt werden wollen. Genau wie kleine Kinder, die auch in Wohnung, Lokal und Auto mitrauchen müssen, ob sie wollen oder nicht, sind die Tiere dem Passivrauchen schutzlos ausgeliefert.

Ich erinnere mich noch an meine Kindheit: auf der Rücksitzbank eines VW-Käfers auf dem Weg in den obligaten Italienurlaub wurde mir regelmäßig übel, wenn die Erwachsenen vorne rauchten. Natürlich fuhren wir bei offenem Fenster, und wer die Dreieckfenster eines alten Käfers kennt, der weiß, dass die sehr geeignet zum Lüften sind, aber trotzdem zieht es den Rauch immer nach hinten. Rauchen war in den sechziger Jahren total angesagt, wer nicht rauchte, war nicht cool, in jedem Film, in jeder Tanzbar, überall gehörten Rauchschwaden zum guten Ton. Es waren schlechte Zeiten für Nicht-oder Passivraucher, und ich war erleichtert, als Großeltern und Eltern mir zuliebe mit dem Rauchen aufhörten. Das rechne ich ihnen hoch an.

Dennoch, wenn ich mich heute so umschaue auf Wiens Straßen, sehe ich nicht nur Menschen, die mit ihrem Smartphone verwachsen sind, sondern auch gleichzeitig kettenrauchen, während die andere Hand die Leine hält. Nun werden Sie sagen, das tun sie ja im Freien. Das mag sein. Aber leider werden diejenigen, die es schon im Freien nicht schaffen, zwischen telefonieren und Gassi-Gehen eine Rauchpause einzulegen, es zuhause erst recht nicht bleiben lassen. In der Wohnung wird zusätzlich gequalmt, was das Zeug hält. Kettenrauchende Besucher, ungelüftete Räume und dazu noch die Heizung voll aufgedreht, fertig ist das Klima, das man keinem erwachsenen Nichtraucher und schon gar keinem Kind oder Tier wünscht.

Die Folgen des Passivrauchens sind besonders für Wohnungskatzen schlimm, oft enden sie sogar tödlich, weil Katzen besonders reinlich sind und durch ihre Fellwäsche mittels rauer Zungenoberfläche noch mehr Nikotin aufnehmen als beispielsweise Hunde. Wohnungskatzen aus einem Ein-Personen-Raucherhaushalt erkranken doppelt so oft an tödlichem Lymphknotenkrebs wie Katzen, die bei Nichtrauchern leben. Wohnungskatzen aus einem Zwei-Personen-Raucherhaushalt haben das Vierfache Krebsrisiko an Lymphknotenkrebs zu erkranken.

Nikotin wird aber nicht nur durch Fellwäsche und mittels Zunge aufgenommen, es wird natürlich auch eingeatmet. Und da ist das Risiko bei Hunden, an Lungenkrebs zu erkranken, genauso hoch wie bei Katzen, und sogar um ein Vielfaches höher als das Risiko bei rauchenden Menschen. Die Ursachen liegen auf der Hand: Hunde und Katzen haben eine viel höhere Atemfrequenz als Menschen. Dadurch wird mehr Rauch pro Minute eingeatmet, was bei einer durchschnittlichen Atemfrequenz von 20 -40 Atemzügen pro Minute beim mittelgroßen gesunden Hund zu einem zwanzig bis vierzigfach erhöhten Nikotingehalt im Blut führt als beim menschlichen Passiv-Raucher oder Raucher. Multiplizieren Sie das Risiko, wenn der Hund hechelt und seine Atemfrequenz hundertfach erhöht ist, also z.B. wenn er aufgeregt ist, ihm heiß ist oder er krank ist! Wer schon einmal als Tierarzt in der Pathologie Hunde seziert hat, der kann ein Lied davon singen. Schwarze Raucherlungen wie bei Menschen, voll mit Rußpartikeln, sind durchwegs an der Tagesordnung bei Hund und Katze. Das ist doch schockierend und müsste nicht sein!

Zusätzlich zu Lungenkarzinomen und erhöhtem Lymphdrüsenkrebsrisiko kommen Asthmaerkrankungen der Tiere, Reizungen des Atmungstrakts, Husten, tränende Augen, Lidbindehautentzündungen, und ganz allgemein kann eine Schwächung des tierischen Immunsystems durch Passivrauchen auftreten. Hinzu kommt, dass die Tiere bestialisch stinken. Wenn Sie je in einer Tierarztpraxis gearbeitet haben, wissen Sie, wovon ich spreche. Katzenkörbe und Decken stinken wie volle Aschenbecher. Tiere stinken wie Kettenraucher. Dazu kommt, dass die Tiere oft so stark nach Zigarettenrauch riechen, dass sie sich untereinander gar nicht mehr am eigenen Körpergeruch erkennen können, weil dieser komplett durch den Zigarettengestank überlagert wird.

Ganz zu schweigen von den schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen wie Bronchitis, Dauerhusten, Kurzatmigkeit, tränende Augen, einem erhöhten Narkoserisiko, Herzerkrankungen, Asthma und Krebs, frage ich mich, wie ein verantwortungsvoller Tierfreund so etwas zulassen kann?

Dabei ist die Lösung doch ganz einfach.

Vermeiden Sie bitte das Rauchen in Räumen, in denen Tiere wohnen müssen. Ihrer Gesundheit zuliebe und dem Tier zuliebe. Es erspart Ihnen Tierarztkosten und dem Tier viel Leid. Tiere, die passiv rauchen müssen, haben ein vielfach erhöhtes Krebsrisiko. http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/krebsgefah-passivrauchen-kann-katzen-toeten-a-207761.html

Reine Wohnungskatzen oder Minihunde, die niemals oder nur sehr selten regelmäßig frische Luft atmen dürfen, die nie Sonne, Gras und Wald erleben dürfen, sind besonders betroffen.

Sie wünschen sich ein langes Leben für Ihr Tier? Ein Leben, das nicht vorzeitig durch Asthma, Lungenkrebs oder Lymphdrüsenkrebs, durch chronischen Husten, ein geschwächtes Immunsystem und erhöhte Krankheitsanfälligkeit geprägt ist?

Sie möchten, dass Ihr Tier irgendwann an natürlicher Altersschwäche und nicht an den Folgen des Passivrauchens verstirbt? Sie wünschen sich nichts mehr als ein schönes, langes Leben für Ihren Hund, ohne bösartige Tumore in den Nasen- und Nasennebenhöhlen Ihres geliebten Vierbeiners, welche in die Nebenhöhlen oder in die Mundhöhle durchbrechen, ins Gehirn oder in die Augenhöhle einwachsen können und ohne Chemotherapie ganz sicher tödlich für die betroffenen Tiere enden?

Dann hören Sie zu rauchen auf. Besser gestern als heute. Oder seien Sie wenigstens so fair und rauchen Sie nicht in den Räumen, wo sich das Tier aufhalten muss. Nehmen Sie Ihren Hund nicht mit in verrauchte Kneipen oder zugequalmte Büros und muten Sie ihm keine "rauchende" Autofahrt zu.

Ein Gedankensplitter zum Abschluss: achtlos weggeworfene Zigarettenkippen können auch von Haus- oder Wildtieren (in der Stadt leben Fuchs, Marder, Waschbär und Co) aufgenommen werden. Wenn sie in Regenpfützen fallen und dieses Wasser dann von Freigängerkatzen, Hunden, Kleintieren oder Vögeln getrunken wird, sind schwere Vergiftungserscheinungen der Tiere möglich, nur durch die Gedankenlosigkeit vieler Raucher. Die Folgen dieser menschlichen, leicht vermeidbaren Unachtsamkeit, die auch der Umwelt nicht gut tut, wären ganz leicht vermeidbar.

In Wien heißt es für Hunde, sehr schön und allgegenwärtig auf Straßenplakaten und in Parkanlagen für Hundebesitzer zu lesen „Nimm ein Sackerl für dein Gackerl!“. Besser wäre die Empfehlung, einen mobilen Aschenbecher für den "Tschick" mitzuführen. Weil das Gackerl eindeutig das kleinere Übel von beiden ist…

Take care!

Herzlichst Bela Wolf,

Tierarzt, Autor und Tiergesundheitsjournalist

https://tierarztwolfblog.wordpress.com

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