Sie sind Hundebesitzer und haben davon noch nie gehört? Sie wissen gar nicht, ob Ihr Hund ein „Vorne“, ein „Hinten“ oder ein „Mittendrin“ ist? Oder einfach gar nicht zu Ihnen passt, nur weil ein schwurbeliger Gärtner irgendwann einmal die Behauptung in den Raum stellte, es gäbe sieben Typen von Hunden, die da wären vorderer Leithund (VLH), vorderer Kundschafter (V2), vorderer Wächter (V3), Zentralhund (MBH), hinterer Kundschafter (N2), hinterer Wächter (N3) und hinterer Leithund (NLH) und alles irgendwo dazwischen sei zu bezwingen, nötigenfalls durch die Hunde selbst?

Geht nicht, gibt’s nicht!

Denn wenn es mit einem Hund mal nicht so klappt, wie man es gerne hätte, dann tausche man den Hund einfach um. Oder man tausche ihn aus und ersetze ihn, aufgepasst, durch ein "ins Rudel passend geborenes" Tier.

Sie lachen?

Die Hunde haben dabei leider gar nichts zu lachen. Es ist eher zum Weinen. Und nun ist auch das Video wieder online von der kranken Frau, die diesen Gedankenschrott wieder zum Leben erweckt hat und damit reich wird auf Kosten mutwillig verletzter Hunde: https://vid.me/ZbLg

Diese steinalte Theorie der "vererbbaren Rangordnung" geistert wieder munter im Netz herum und diese Person findet neue Anhänger ohne Ende.

Gleich der Anhängerschaft der Millan-Sekte, finden sich auch hier äußerst schwer zugängliche, beratungsresistente Hundehalter, die jeden noch so konfusen Unsinn glauben, solange sie damit ihr Tier auf jede erdenkliche Art und Weise dominieren und unterordnen können. Während sich irgendein Fernsehsender damit zum wiederholten Mal goldene Ohren verdient.

Weshalb das möglich ist? Diese Frage wäre doch wirklich eine wissenschaftliche Studie wert.

Möglicherweise, weil das Gehirn dieser Menschen zu wenig bis keine Aktivität in Cortex und Amygdalasie aufweist und dadurch mangelnde oder keinerlei Empathie zulässt? Dem könnte man abhelfen, denn Empathie kann man lernen: „Dazu muss man beobachten, was bestimmte Personen üblicherweise tun und man muss lernen, welche Äußerungen (mit Worten, Gesten oder Mimiken) üblicherweise mit welchen Verhaltensweisen einhergehen.“ Dies gilt auch und vor allem für Besitzer des Mysteriums "Hund", der doch ohnehin eine klare Sprache spricht, was aber die meisten Hundebesitzer offensichtlich weder kümmert noch können sie diese verstehen. http://gehirn-und-denken.de/empathie/

Oder liegt es an deren IQ, der nur gering bzw. gar nicht vorhanden ist?

Scheitert es vielleicht einfach daran, dass diese Menschen ihre Tiere überhaupt nicht verstehen, respektieren und lieben?

Fanatische Anhänger dieser Sekten suchen einen möglichst schnellen Weg, ihren Hund zu beherrschen, ohne Wenn und Aber, nötigenfalls auch in Form von Steinzeitmethoden Marke Millan oder einer anderen geistigen Fehlentgleisung irgendeines profitgierigen Blumenliebhabers, der einst diese dumpfe Theorie in die Welt setzte. (Wahrscheinlich wuchsen damals gerade seine Blumen schlecht.)

Sollten Sie nun zu den glücklichen Menschen gehören, denen die Gehirndiarrhoe von der „Vererbten Rudelstellung“ noch nicht unter die geschätzten Augen gekommen ist, eine Theorie, gegen die sich sämtliche(!) namhafte Wissenschaftler, Tierärzte und Kynologen aussprechen, hier ein paar Infos dazu.

„Nach Ansicht von Fachleuten ist die Rudelstellungslehre eine Pseudowissenschaft mit kommerziellem Motiv; sie warnen vor ihr, da die Befolgung der Lehre bei Hunden zu Verhaltensauffälligkeiten und Traumatisierung führen könne. Der Hunde- und Wolfsforscher Günther Bloch hält die Rudelstellungslehre für „extrem realitätsfremd“. Für die Kieler Verhaltensbiologin Dorit Urd Feddersen-Petersen ist die Lehre ein „bizarrer Unsinn“ mit „gefährlichen und tierschutzrelevanten“ Folgen. Der Greifswalder Zoologe Udo Gansloßer sieht „keinerlei genetisch vorstellbaren oder gar genetisch beschriebenen Mechanismus“, der angeborene Rudelstellungen hervorrufen könnte. Der Tierpsychologe Thomas Riepe hält die Rudelstellungspraxis für ein "unfassbares Verhalten den Tieren gegenüber". Der Tierschutzbund, der VDH und weitere Organisationen warnen auf ihren Websites vor Rudelstellungen.“, erspart mir Wikipedia die Kleinarbeit, in die Weltmeere menschlicher Auswüchse noch tiefer einzutauchen als mir lieb ist um Wahnsinn in eigene Worte zu kleiden.

Des Weiteren wurden „nachprüfbare Beobachtungen oder Belege für die Existenz vererbter Rudelstellungen von Anhängern der Lehre bisher nicht erbracht. Bei der auf der Rudelstellungs-Website zitierten „genetischen Forschung“ zur Unterstützung der Rudelstellungslehre handelt es sich nach Angabe von Kritikern in Wirklichkeit um einen irreführend wiedergegebenen Auszug aus einer Studienarbeit zum Thema „Rassebestimmung von Mischlingshunden“. Die Daten der Studienarbeit gingen auch in eine Dissertation am gleichen Fachbereich zur Abstammungsanalyse ausgewählter Tierarten ein.“ https://de.wikipedia.org/wiki/Vererbte_Rudelstellung

Das Konzept der vererbten Rangordnung erinnert stark an die Theorien eines gewissen kleinen Diktators und Massenmörders mit Oberlippenbärtchen und Seitenscheitel, der anhand von Farbtabellen der Iris, des Kopfumfangs sowie dem Grad der Nasenkrümmung „Arier“ von „Nicht-Ariern“ zu erkennen und unterscheiden wusste. Das Volk, wie die Geschichte bewies, glaubte und vertraute ihm.

Das Volk glaubt augenscheinlich allen kleinen, unausgelasteten Männern mit ausgeprägtem Minderwertigkeitskomplex, die allesamt auf Kosten Schwächerer ihre eigene Unzulänglichkeit zu kompensieren versuchen. Ihnen wird ermöglicht mittels fataler Selbstverherrlichung zum Sektenführer aufzusteigen, wenn sie endlich vom dumpfen Mob wahrgenommen, bewundert und erhört werden.

Napoleon: klein. Hitler: klein! Millan: na Sie wissen schon. Klein!

Was natürlich auch eine Verallgemeinerung ist. Es gibt ja auch kleine Menschen, die große Denker und Genies waren. Einstein zum Beispiel, oder Mozart. Aber das ist ja genau das Schöne an so einer Verallgemeinerung. Man kann sie fast überall anwenden. So auch im Fall der vererbten Rangordnung. Oder am Beispiel von gerade eben.

Gelegentlich frage ich mich, ob Millanistas und die Seite der Rangordnungstheoretiker in einem gemeinsamen Paralleluniversum frohlockend kooperieren. Weil doch auch der mexikanische illegale Grenzenstürmer empfiehlt, Hunde zur „resozialisieren“, indem man das auserkorene Opfer zu einem Haufen anderer Hunde sperrt und, Sie ahnen es sicher schon, die sich "das" dann untereinander ausmachen lässt.

Mit übrigens den gleichen fatalen Folgen. Schwere körperliche Verletzungen und Verwundungen der Hunde, von den psychischen Verletzungen und dem Vertrauensbruch am Hund rede ich da gar nicht. Und was genau unterscheidet diese Theorie von ach so verurteilten Hundekämpfen, in denen man scharfgemachte Tiere einfach aufeinander losgehen lässt, bis der Stärkere gewinnt, man damit Wettgeld verdient und sadistisches Verlangen stillt?

Welches trübe Hirn hat immer noch nicht kapiert, dass selbst die vielzitierten Wölfe „es“ sich nicht untereinander ausmachen, denn Wolfseltern helfen ihren Kindern!

Welcher normalgeistige Hundehalter macht bei so etwas mit?

Leider mehr Menschen als man annehmen möchte!

Offensichtlich alle diejenigen, die mit ihrem normalen Tier nicht klarkommen. Und das dürften sehr viele sein, sonst gäbe es die Nachfrage nach solchen Foltermethoden, Flüsterern und Hundecamps ja nicht.

Hauen wir sie einfach in die Pfanne! Passt nicht, gefällt nicht? Kein Problem. Umtausch wie bei H&M oder Amazon. Denn „man müsse die Geburtsstellung seines Hundes kennen, um mit ihm richtig umgehen zu können. Die Einschätzung der Geburtsstellung wird in "Workshops" kommerziell angeboten. Bei Haltung mehrerer Hunde sei unbedingt zu beachten, dass deren Stellungen zueinander passen. Andernfalls wird unterschieden zwischen "Doppelbesatz" (zwei Hunde mit gleicher Rudelstellung) und "Fehlbesatz" (zwei Hunde mit nicht aufeinanderfolgenden Rudelstellungen) In beiden Fällen müssten die Hunde getrennt, abgegeben oder gegen passende Stellungen umgetauscht werden. Abgabe und Tausch der Hunde wird ebenfalls auf einer internen "Tauschbörse" vermittelt.", so Wikipedia.

Und dann taucht weltweit immer wieder die Fragte auf: Warum sind unsere Tiere krank, gestresst und halb ohnmächtig vor Angst?

Ja warum?

Weil sie sich im Gewahrsam von Irren, von völlig verrohten Menschen befinden, die nicht nachdenken, was sie tun und wie sie es tun. Menschen, die wohl auch ihre Kinder so behandeln.

Die müssen da durch! Friß oder stirb!

Es sind ja bekanntlich gerade genau die Menschen, die selbst von oben eins auf den Deckel bekommen und einer Obrigkeit (sprich ranghöheren Person, wie Chef oder Ehegespons) gehorchen müssen, die dann gerne nach unten treten, um ihren angestauten Frust abzubauen.

Fast täglich ist der Alphawolf- oder der Rudelstellungskram auf den Straßen zu sehen.

Zuerst Fußtritte, die aus dem Nichts kommen und die Hunde absichtlich schwer verletzten und ihnen, außer noch mehr Angst und Schmerzen, rein gar nichts „beibringen“.

Darauf folgt dann der Alpahawurf wie das Amen im Gebet.

Einen Hund aufgrund irgendeines vom Menschen unerwünschten Verhaltens, das uns gerade nicht in den Kram passt (Sei es das Verbellen eines anderen Hundes oder das Hochspringen an Menschen zur Begrüßung) auf den Boden zu ringen, ihn am Rücken liegend zu fixieren (wo er sich doch ohnehin schon längst unterworfen hat!) und ihn dabei noch lange und wortlos am Hals zu würgen- bitte, geht es noch schlimmer?

Das tut der Wolf doch auch, denken Sie?

Ja, der tut das gelegentlich.

Der tut das genau dann, wenn er beschließt, seinen Feind zu killen.

Sie verstehen? Sie versetzen Ihren Hund damit in Todesangst vor dem endgültigen, dem tödlichen Biss an der Gurgel.

Dieses Szenario hat nichts mehr mit Rangordnung und dem andern Quatsch zu tun!

Der Hund denkt, Sie wollen ihm das Einzige nehmen, was er besitzt: sein Leben!

Geht das endlich in die Gehirne dieser herzlosen, abgestumpften, dümmlichen, allwissenden, wohlstandsverwahrlosten Hundeguru-Fans hinein?

Denn Menschen, deren Hunde im Ernstfall zuverlässig abrufbar und einsetzbar sein müssen, um Leben retten oder zu beschützen wie die Bergrettungshunde oder die Polizeihunde, haben offensichtlich längst begriffen, dass man mit gewaltfreier Hundeerziehung bessere Ergebnisse erzielt. http://salzburg.orf.at/m/news/stories/2822250/

Nur die eingeschworene Schicht der Flüsterer-Elite begreift das nicht. Einen kleiner Einblick, weshalb sich da nicht so schnell was ändert, bietet dieser Link mit Originalzitaten der Gewaltsektenanhänger: https://www.facebook.com/zitatecmfans/?fref=ts

Die geistige Hundeelite braucht Rudelcamps und Gewalt, um ihre aufmüpfigen Hunde, die nichts als die alleinige Weltherrschaft anstreben, zu meistern.

Was Sie dagegen tun können? Bleiben Sie stehen und klären Sie Hundehalter auf, wenn Sie so ein Tier in Not sehen. Wenn Sie bemerken, dass ein geistiges Nackerbatzel seinen Hund bedroht, rufen Sie das Veterinäramt und die Polizei. Es ist gesetzlich verboten, eigene und fremde Tiere absichtlich zu quälen. Wegschauen hilft nicht.

Kein Wunder, dass Hunde durch menschengemachten Stress graue Haare bekommen. https://www.welt.de/kmpkt/article160621509/Hunde-bekommen-durch-Stress-graue-Haare-so-wie-wir.html

Es könnte durchaus sein, dass mir da eines Tages die Hand ausrutscht, in Form eines kleinen "Stupsers" vielleicht, wenn ich auf so ein Wesen treffe, das seinen Hund mit dem Alphawurf traktiert. Könnte auch ein "Trittchen" sein. Tut ja eh nicht weh. Dies natürlich nur um die Rangordnung klarzustellen. Ich stosse quasi zu einem fremden Rudel und mische mich ein. Mache einen auf Alphamännchen, das gerade ein neues Revier sucht. Mal sehen, wie der vermeintliche Alphamensch dann doof guckt, wenn er plötzlich unter mir am Boden liegt, ich auf seinem Brustkorb hocke und ihn am Hals bewusstlos würge. Ob er dann kapiert, was er seinem Hund antut? Wenn nicht, tausche ich ihn eben einfach aus. Gegen einen netten, freundlichen, handzahmen Affen mit Hirn und Herz.

Aber noch ganz kurz zurück zum vererbten Rudelstellungsgeschwafel.

Irgendein Gärtnermeister, der angeblich als der frohe Schöpfer des „vererbten“ Rudelstellungschwachsinns gilt, meinte zwar „die künftigen Stellungen bereits bei neugeborenen Welpen anhand ihrer "Schlafpositionen" erkennen zu können. Hierbei unterscheidet man perfekte Würfe (7 Welpen mit allen 7 Stellungen), akzeptable Würfe (eine Stellung fehlt) sowie nicht akzeptable Würfe (mehrere fehlende oder mehrfach vorhandene Stellungen im Wurf). Letztere führten zu Chaos und würden daher von "stellungsstarken" Hündinnen in der Regel durch "Vernichten" der unpassenden Welpen oder des ganzen Wurfs repariert“.

Nun ist die „Schlafstellung der Welpen“ bei Heimtieren leider nicht nachvollziehbar. Dazu kommt, dass mein Hund weder Alpha noch Omega, weder vorne noch hinten ist. Der ist immer an meiner Seite, gelegentlich sonnt er sich auch gerne im Garten. Das liegt aber wahrscheinlich daran, dass er adoptiert ist. Und umtauschen wollte ich ihn dann auch nicht. Ich bin nämlich altmodisch.

Ich stehe zu meinem Wort, das ich ihm gegeben habe, nämlich bis zum letzten Atemzug an seiner Seite zu sein. Egal ob er vorne, hinten, in der Mitte oder sonst wo steht. Und zusätzlich hat er das Glück, dass ich Alphamännchen genug bin, um weise und gerecht zu entscheiden, dass er durch den ganzen (angeborenen) Schwachsinn diverser Menschen nicht durch muss.

Niemals.

Herzlichst Bela Wolf,

Tierarzt, Autor und Tiergesundheitsjournalist

https://tierarztwolfblog.wordpress.com

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