B.W.
Die Geschichte mit den tödlichen Schweineohren ist ein heiß umstrittenes Thema in diversen Hundegruppen und Barf-Foren. Selbst Futtermittelproduzenten scheinen sich nicht wirklich mit der Materie auszukennen.
So entstehen Gerüchte. Bloß kein Schweineohr verfüttern, denn darin sitzt das für Hunde tödliche Aujeszky Virus auf der Lauer, um sich auf den Inhaber der Zähne zu stürzen und ihn kalt zu machen!
Schenk uns bitte ein Like auf Facebook! #meinungsfreiheit #pressefreiheit
Danke!
Ist das wirklich so?
Ist es tatsächlich gefährlich, dem Hund getrocknete Schweinsohren anzubieten oder nicht? Oder ist das ein schlecht erfundenes Märchen zur Panikmache? Ja, nein, weiß nicht?
Als Tierarzt darf ich in Sachen Ohren auch meinen Senf dazugeben.
Der Grund, weshalb man Hunde nicht mit Schweinefleisch füttern darf, ist das Aujeszky Virus.
Dieses Virus stellt für den Menschen keine Gefahr da, ist für den tierischen Freund aber immer tödlich. Es gibt keine Therapie, hat sich der Hund erst einmal damit angesteckt, stirbt er.
Übertragen wird das Virus vor allem durch Wildschweine. Die im Handel befindlichen Schweineohren stammen aber von Hausschweinen.
Das Aujeszky Virus wird bei Temperaturen von 60-70 Grad Celsius abgetötet und kann daher für den Hund nur gefährlich werden, wenn er ROHES Schweinefleisch frisst.
Frisst er aber gekochtes oder sonstwie erhitztes Schweinefleisch ist es genauso, als fräße er Kuh, Huhn oder Pute, nämlich völlig ungefährlich.
Was bedeutet das nun für die berüchtigten Ohren?
Eine Nachfrage auf der VMU hat bestätigt, dass die im Handel erhältlichen Schweineohren in Herstellerbetrieben über eine längere Zeit bei 56-60Grad oder mehr luftgetrocknet werden, und somit nicht mehr infektiös sind. Das Virus stirbt ab.
Nicht infektiös bedeutet, so hergestellte Ohren von Schweinchen stellen, in Sachen Ansteckung mit dem tödlichen Virus, keine Gefahr für den Hund dar.
Zudem sind Schweinohren, die hauptsächlich aus Knorpelgewebe und nicht aus Muskelfleisch bestehen, ohnehin kein Ort, an dem sich das Aujeszky Virus bevorzugt aufhält. Es siedelt gerne im bequemen Muskelfleisch an, nicht im unbequemen Ohrwaschel.
Gefährlich sind Schweinohren aber trotzdem, auch ohne tödliches Virus!
Beispielsweise für Junghunde, oder Hunde, die diese Delikatesse täglich, in großen Mengen und/oder im Ganzen oder in zu großen Bissen hinunterwürgen. Auch für Hunde, deren Magen-Darmtrakt sehr empfindlich ist oder durch eine Krankheit bereits vorgeschädigt wurde sind sie völlig ungeeignet.
Da die Ohren den Magen bzw. den Darmtrakt des Hundes wunderbar verschließen können, können sie einen Darmverschluss hervorrufen. Dieser ist stets ein Notfall und muss sofort operiert werden, sonst stirbt das Tier, und zwar ziemlich schmerzhaft und schnell. Darin unterscheiden sich Schweineohren keinesfalls von den behaarten Rinderohren, die man in jedem Futtermittelgeschäft findet, ob man will oder nicht. Und auch nicht von den tödlichen Büffelhautkauknochen aus China!
All diese Dinge sind nicht wirklich geeignet, um die Gesundheit des Hundes zu erhalten.
Genauso wenig wie Fellstücke vom Schaf, Hasenohren, Hirschhufe oder Geweihstücke.
Was zur Hölle denkt sich der Mensch von heute, wenn er den ganzen tödlichen Kram an seinen Hund verfüttert? Ich habe nicht die blasseste Ahnung! Normale Menschen tun sowas nicht, daran hindert sie schon der Hausverstand, der rechtzeitig davon abrät.
Vielleicht ist es die absolut inkompetente Beratung in diversen riesigen Hundebedarfs-Filialen, die ihren Müll verkaufen wollen, selbst auf Kosten der Hunde.
Vielleicht sind es auch die ultrabilligen Lockangebote zwischen China-Schuhen und China-Kleidung in den allgegenwärtigen Billigst-Diskontern.
Die Marke Hund ist heutzutage ein Milliardengeschäft.
Auch die unzähligen Barf-Bücher und Barf-Gruppen sind daran nicht unschuldig, dass Hunde sterben. Hauptsache, man bringt das Ding an den Mann/die Frau/den Hund und macht jede Menge Umsatz mit Mist.
Ja, Mist. Das ist purer Abfall, den unsere armen Haustiere vorgesetzt bekommen, oft noch mit giftigen Lockstoffen versetzt, weil kein normaler Hund würde so ein Geweih oder ein Chinaplastik-Ramsch-Büffelhautdings auch nur länger als fünf Sekunden anschauen, wenn es nicht vorher durch undefinierbare Lockstoff-Giftbäder geschwommen wäre.
Keiner. Kein einziger. Das garantiere ich Ihnen.
Die Gefahr der Schweineohren geht also nicht vom Aujeszky Virus aus, sondern nur vom jeweiligen Tierhalter, der diese Ohren unbedacht, unaufmerksam, zu häufig oder an zu junge Hunde, die diese überhaupt nicht bekommen sollten, verfüttert.
Schuld am Tod ist nicht Aujeszky. Sondern, wie so oft, der Mensch am anderen Ende der Leine.
In diesem Sinne, take care!
Herzlichst Bela Wolf
Tierarzt, Journalist, Autor