Kennen Sie nicht? Dann seien Sie froh.
Der letzte Schrei gegen Ungeziefer für den modernen Hund ist eine Kuscheldecke fürs Körbchen, die "integrierten Schutz gegen Zecken Milben und Flöhe bietet, der bis zu 100 Wäschen hält, atmungsaktiv, geruchlos und waschbar bei 40°C ist." Erhältlich ist das gute Stück in drei Größen.
Freundlicherweise steht wenigstens dabei, dass die Decke für Katzen NICHT geeignet ist. Darauf komme ich später noch zurück.
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Danke!
Ganz schlimm finde ich die Werbung für dieses Produkt:"Die PERMETEX® Hundedecke ist die ideale Ergänzung zu gängigen Zecken-und Flohschutz Präparaten. Bieten Sie ihrem Hund mit der PERMETEX® Hundedecke eine insektenfreie Wohlfühlzone und schützen Sie sich selbst vor Insekten, die ihr Hund mit nach Hause bringt."
Trara! Die Ergänzung, na klar! Zusätzlich zum Spot-On, damit eine feine Giftüberdosis erreicht wird? Oder was will uns der Hersteller damit sagen? Wirkt ohnehin nicht ohne Spot On?
Der Wirkstoff, nämlich Permethrin, wird hier als harmloses Insektenabwehrmittel bezeichnet, der "auf der Basis des Insekten-Abwehrschutzes der Chrysanthemenblüte beruht. Kommen Insekten mit ihren Fußsohlen und Fühlerspitzen in Berührung mit dem Wirkstoff, löst das bei Insekten „heiße Füße“ aus (Hot Feet Effect). In Folge vermeiden sie jeden weiteren Kontakt mit dem Material."
Sehr lieb! So unproblematisch! Hündchen legt sich auf die Giftdecke und die Zecken bekommen heiße Fusserl und verabschieden sich, oder?
Und jetzt die Fakten.
Permethrin ist ein Insektizid, welches in verschieden Spot On Präparaten im Handel ist, beispielsweise als Advantix Spot On, Effitix Spot On oder Preventic Spot On, um nur einige zu nennen.
Permethrin ist keineswegs ein harmloses Pülverchen um heiße Insektenfüße zu erzeugen.
Im Gegenteil.
Werfen wir einen kurzen Blick in den Beipacktext eines permethrinhältigen Spot On's, öffnet uns das ganz schnell die Augen.
Sie finden beispielsweise bei Advantix Spot On den Text:"Die ganz selten auftretenden Reaktionen beim Hund können eine vorübergehende Überempfindlichkeit der Haut (verstärkter Juckreiz, Kratzen und Reiben, Haarausfall und Rötung an der Applikationsstelle) oder Lethargie sein, die im Allgemeinen ohne Behandlung wieder abklingen. In sehr seltenen Fällen können Hunde, die empfindlich auf den Wirkstoff Permethrin reagieren, Verhaltensänderungen (Erregung, Unruhe, Jaulen oder Wälzen), Magen-Darm-Symptome (Erbrechen, Diarrhoe, Speicheln, Appetitlosigkeit) und neurologische Symptome wie schwankende Bewegungen und Zucken zeigen. Diese Symptome sind generell vorübergehend und klingen ohne Behandlung wieder ab. Vergiftungen nach unbeabsichtigter oraler Aufnahme des Arzneimittels sind bei Hunden unwahrscheinlich, können aber in seltenen Fällen mit neurologischen Symptomen wie Tremor oder Lethargie auftreten. Gegebenenfalls sollte eine symptomatische Therapie unter tierärztlicher Aufsicht erfolgen. Ein spezifisches Antidot ist nicht bekannt."
Nun, könnten Sie sagen, Nebenwirkungen können, müssen aber nicht auftreten. Da haben Sie recht.
Und was passiert, wenn Hündchen die Decke in kleine Teile zerlegt? Wäre ja kein Einzelfall. Gibt bekanntlich auch Höllenhunde, die kauen an ihren Kissen und Decken herum. Und dann? Was, wenn Teile der Decke abgeschluckt werden?
Aber, und nun kommt das entscheidende ABER: Sehr viele Hundehalter kaufen Insektenabwehrpräparate, die leider bereits in jedem gutsortierten Hundebedarfshandel ohne Rezept frei erwerblich sind und dosieren diese falsch. Nämlich zu hoch (von-bis, nicht nach genauem Körpergewicht!), zu häufig und an der falschen Stelle. Dann stellen sie fest, dass das Präparat nicht gewirkt hat und kaufen zusätzlich ein anderes, oder diese Decke.
Was passiert?
Der Hund erhält einen ÜBERDOSIS Permethrin.
Die Dosis macht bekanntlich das Gift. Vor allem in Kombination mit anderen Insektiziden kann das ganz böse ins Auge gehen, auch bei Menschen.
Der Fachhochschuldozent und Umweltchemiker Gerald Maier warnt vor allem vor dem sogenannten Cocktaileffekt:"Die Anwendung eines Mittels in verordneter Dosis wäre kein Problem. Oft aber werden mehrere zugleich verwendet, das macht dann die Giftdosis aus. Dass gelte vor allem für Insektengiftmittel.", so Maier.
Ganz besonders gefährlich ist diese Decke, wenn auch Katzen im gemeinsamen Haushalt leben. Hier reicht schon ein einmaliger Kontakt und die Katze, für die Permethrin hochgradisch toxisch ist, weil ihr ein spezielles Enzym zum Abbau des Permethrins fehlt, wird sich daran vergiften und schlimmstenfalls sterben. Warum Permethrin für Katzen tödlich ist, können Sie unter diesem Link nachlesen.
Herzlichst, Ihr Bela Wolf
Tierarzt, Journalist und Autor