Pixabay Goose
Der 11. November. Ein trauriger Tag. An diesem Tag – und leider auch die Tage davor und danach – steht das jährliche Massaker der Gänse an. Schuld daran trägt der Heilige Martin von Tours, Schutzpatron Reisender, Armer und Bettler, der sich gegebenenfalls auch via katholischer Heiligenpower der Flüchtlinge, Gefangenen, Abstinenzler, Soldaten und Reiter annimmt. Einer vom Bodenpersonal jener Kirche, die den Menschen immer noch haushoch über das Tier stellt, Tieren keine Seele und keinerlei Gefühle zugesteht, aber schneidige Herren mit dem Schwert Mäntel vom Pferd aus zerteilen lässt, sei es auch noch so kalt draußen.
Sankt Martin selbst trifft dabei keine Schuld, wollte er doch eigentlich der Bischofswürde entgehen. Das Geschnatter der Gefiederten verriet ihn angeblich. Das wurde ihnen zum Verhängnis.
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Was für eine unglaubliche Geschichte, die Millionen Menschen Jahr für Jahr dazu treibt, Freunde und Verwandte in den Tagen und Wochen vor und nach dem 11. November zum traditionellen Martinigansl-Essen einzuladen!
Auch in den meisten Gasthäusern findet man den ganzen November über Gänsegerichte, der Gänsebraten verfolgt einen auf jeder Speisekarte, im Radio, im Fernsehen, auf Firmenfeiern und im Internet- die tote Martinigans mit Blaukraut und Erdäpfelknödel ist zwei Wochen scheinbar allgegenwärtig.
Tieropfer für die Tradition- um welchen Preis?
In Österreichs Handel ist wegen einer Gesetzeslücke weiterhin noch Importfleisch aus Polen oder Ungarn erhältlich, dessen barbarische Produktion (Stichwort Mastgänse oder Stopfleber) hier nicht so genehmigt ist.
Die Qualität vom Fleisch sieht man angeblich daran, dass Biofleisch von Weidegänsen in Freilandhaltung meist als ganze Tiereinheit verkauft wird, Gänseteile wie Brust oder Keule aber mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit von Mastgänsen stammen.
Die Bio-Weidegans-Ausrede ist ja ganz nett, um das traditionsgeschwängerte, hochkalorische Martinsgericht unbeschwert und mit totaler Absolution des Gewissens zu schlemmen.
Fröhliche Gänse, die das ganze Jahr unbeschwert und gut gelaunt auf grünen Auen herumtanzten und dann, „weil ja mit dem Schlachter so vertraut“ (O-Ton heute auf Radio Niederösterreich!), gutgläubig in den hauseigenen Schlachtraum einziehen.
Die Ganszüchter-Dame sagte das mit einem milden Lächeln in der Stimme, fast konnte man meinen, sie wäre über ihre eigenen Worte zu Tränen gerührt. So viel Liebe zu ihren Gänsen! Ach! „Die Tiere vertrauen mir.“ Fein, dachte ich. Gut gemacht. Da fällt das Schlachten und Sterben ja gleich ganz tausendviel leichter.
Apropos gutgläubig: Haben Sie schon mal in einem Wirtshaus nachgefragt, ob beispielsweise die Sauce Holllandaise zum Spargel hausgemacht ist? Falls nicht, die Verbraucherzentrale Hamburg hat das bereits erledigt.
Die Antwort war erschreckend.
Die meisten Wirte haben schlicht und einfach gelogen.
"Der Restaurantcheck offenbart, dass Verbraucher vielerorts über den Tisch gezogen werden. Denn sie wollen keine aufgewärmten Fertigprodukte, sondern in der Küche zubereitete Speisen", so Silke Schwartau von der Verbraucherzentrale.
Der Test der Verbraucherzentrale und des NRD-Magazins "Markt" beweist: Nicht nur die beliebte Sauce Hollandaise wird oft nicht selbst gemacht.
"Beim Lesen mancher Speisekarte könnte man vermuten, dass Restaurantköche ausschließlich über den Wochenmarkt laufen oder sich nur mit frischer Ware beliefern lassen", erklärt Schwartau. Doch tatsächlich werden in der Gastronomie immer mehr vorgefertigte Gerichte beim Gastroservice der Lebensmittelindustrie gekauft - Beobachter gehen von bis zu 80 Prozent der Speisen aus."
Es ist naiv anzunehmen, dass dies bei Herkunft und Haltung der Gans völlig anders ist.
Hilfreich ist ein Verzicht, sie zu essen. Ihr Cholesterinspiegel wird sich freuen, Ihre Geldbörse ebenso.
Unseren Kindern können wir die Tradition des Laternenbastelns lehren, nicht die des Tiermassakers. Dazu braucht es nicht viel, nur Zeit.
Herzlichst Bela Wolf,
Tierarzt, Autor und Tiergesundheitsjournalist