Vier Pfoten für acht Pfoten: Simba und Lula sind gerettet

Vier Pfoten

Ich hatte dieses schreckliche Bild nächtelang vor Augen: den todkranken Löwen und die Bärin, fast schon mehr im Jenseits als im Diesseits, aus dem Irak. Beide vegetierten in einem der schrecklichsten Gefängnisse der Welt, dem „Zoo“ von Mossul.

Dort, wo der Krieg der Menschen tobt, waren sie jahrelang eingesperrt in dreckigen Gitterverschlägen, hilflos, alleine, in Todesangst, ohne Futter und Wasser, den Granaten und Bomben ausgeliefert. Verloren und vergessen.

Rundherum Tod und Verderben, alle anderen Tiere bereits tot. Menschen haben sie dort eingesperrt und dann auf sie gepfiffen. Kriegsgebiet im Irak, Menschen können flüchten oder sie entscheiden sich zu kämpfen, Tiere können das nicht. Tiere, die eingesperrt ihrem Schicksal überlassen wurden, haben keine Wahl. Sie sterben. Nein, sie verrecken. Weil Menschen Zoos wollen. Weltweit. Auch dort, wo kein Krieg herrscht. Gefängnis ist Gefängnis, auch wenn es sonstwo kein Höllenloch ist, Freiheit schaut anders aus.

Und gestorben, das wären sie garantiert. Wenn nicht Tierarzt Dr. Amir Khalil im Februar die beiden in letzter Sekunde entdeckt hätte und vor dem Verhungern gerettet hätte.

Unter Einsatz seines eigenen Lebens hielt er die beiden einzigen Überlebenden des Horrorzoos mit Futter und Wasser irgendwie notdürftig am Leben. Leben, das eigentlich gar keines ist, eher nacktes Überleben, weil Leben immer bis zur letzten Sekunde kämpft, ein Drahtseilakt, da Mossul als Stützpunkt des IS brandgefährlich war.

Dr. Khalil und das Team von "Vier Pfoten" versuchten nun im März die großen kranken Tiere aus dem Irak zu bringen.

Obwohl die Geschichte in letzter Minute fast ein gutes Ende gefunden hätte, schlug das Schicksal noch einmal mit voller Härte zu. Man verweigerte die Ausreise in die Sicherheit und die bereits in Transportboxen sedierten Tiere mussten zurück in die Hölle gebracht werden. Was ihren sicheren Tod bedeutete. Beide geschwächt und sehr krank, dann noch eine Vollnarkose, Transportstress, man glaubte nicht mehr an ein Happy End.

Ich glaubte nicht mehr an ein Happy End.

"Vier Pfoten" gab nicht auf.

Gestern hielt ich das Tierschutzmagazin "Report" in den Händen und wollte es gerade ungelesen beiseite legen. Meistens schaffe ich es nicht, die Zeitung einfach zwanglos durchzublättern, weil ich das Elend nicht mehr sehen kann, dieses Elend, das Menschen Tieren antun, egal ob es Gallebären sind, die im Namen der TCM Höllenqualen leiden oder massakrierte Streunerhunde.

Natürlich weiß ich, dass wegschauen nicht hilft. Ich spende einfach und blättere selten in den Zusendungen.

Diesmal aber stach mir die Überschrift sofort ins Auge.

„Dem Krieg entkommen“.

War es wirklich möglich, dass Löwe und Bärin gerettet wurden?

Ich blätterte auf Seite vier des „Reports“ und sah Simba und Lula.

In Freiheit.

In Sicherheit.

"Es war eine echte Odyssee. Wir sind überglücklich, dass wir Lula und Simba heil ins New Hope Centre bringen konnten.", las ich, während Tränen flossen. "Die permanente Gefahr in der Kriegszone und die Bombenexplosionen im Hintergrund sind nun endlich Vergangenheit", sagte Dr. Amir Khalil im "Report".

Der heute mein ganz persönlicher Held ist.

Danke, "Vier Pfoten".

Habt ein wunderschönes Leben, Simba und Lula.

Mir bleibt nur noch zu sagen, boykottiert alle Zoos dieser Welt.

Artgerecht ist nur die Freiheit.

Herzlichst Bela Wolf,

Tierarzt, Autor und Tiergesundheitsjournalist

https://tierarztwolfblog.wordpress.com/

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