Für uns Mitteleuropäer ist eine ordentliche Vorbereitung und eine vernünftige Planung alles. Sogar, und vor allem, beim Reisen. Ich merke das immer wieder, in Gesprächen mit Freunden und Bekannten zum Beispiel.
Aber vor allem an dem Feedback, das ich auf meinem kleinen Abenteuerblog bekomme: Die meisten Leser wollen nicht lesen, was ich erlebt habe, während ich per Anhalter mit verschiedenen Segelbooten über den Atlantik überquert habe – sie wollen lieber meine Packliste für's Mitsegeln sehen.
Viele Leute interessiert es nicht, wie genau es passiert ist, dass ich vor zwei Jahren meine norwegische Freundin auf dem Karneval in Brasilien kennen gelernt habe – sie wollen wissen, welche Schuhe sie am besten beim Karneval tragen sollten und ob der Umzug am Donnerstag oder am Freitag am Strand vorbeizieht und wie spät.Die allermeisten Reisenden sagen, dass sie großen Wert darauf legen, dass ihr Urlaub „abseits der Touristenpfade“ stattfindet, sie wollen ihr „individuelles Abenteuer“ erleben. Und trotzdem haben sie ein sehr großes Bedürfnis nach Planung und Vorbereitung.
Wenn ich im Internet nach Abenteuerreisen suche, dann stoße ich auf „Abenteuerreiseagenturen“. Das sind Unternehmen, die Abenteuer verkaufen. Schon bevor man auf den Buchen-Button klickt, kann man da das Programm erfahren: 11 Uhr – Dschungelwanderung. 16 Uhr – Ankunft am größten Wasserfall der Region, kurzes Baden. 18 Uhr – lokales Essen vom Lagerfeuer („wie die Einheimischen“). 20 Uhr Ankunft in der Dschungellodge. Ich frage mich: Was ist bei so einer Reise noch Abenteuer? Wo bleibt das Besondere, das Individuelle, wenn kein Platz für Spontanität bleibt? Ich selber habe meine größten Abenteuer erlebt, wenn ich gar nichts geplant hatte. Beim Karneval in Brasilien hatte ich im Getümmel meine Flip-Flops verloren und war barfuß unterwegs. Ich wusste meistens nicht genau, welchen Wochentag wir haben – geschweige denn, wie spät es ist. Vor meiner Atlantiküberquerung per Anhalter hatte ich keine Ahnung, ob und wo ich auf der anderen Seite des Ozeans ankomme, wie lange ich unterwegs sein würde. Für mich ist es gerade auf Reisen, also dann, wenn ich Zeit habe, das wichtigste überhaupt, dass ich nichts plane. Darum geht es mir doch: Ich möchte keine Termine haben, ich möchte ohne Uhr leben und ohne Zeitplaner. Ich möchte Abenteuer erleben, will offen sein für spontane Aktionen und für Unvorhersehbares. Weil so meiner Erfahrung nach die besten Erlebnisse kommen – ganz von alleine, ohne jede Planung.
Wie intensiv plant ihr eure Reisen?
Und was glaubt ihr:
Warum ist eine detaillierte Planung für so viele Menschen so wichtig?