Offroad-Abenteuer im Outback

Aus einem weißen Kasten, so groß wie mein Laptop, tönt ein heller Piepton. Zunächst nur alle zwei, drei Sekunden. Ich halte die Antenne in den Himmel und suche nach der richtigen Position. Die Unterbrechunen zwischen den Pieptönen werden immer kürzer, bis sie schließlich ganz verschwinden und zu einem, andauernden Piepen verschmelzen – jetzt habe ich Internet!

Ich bin unterwegs im tiefsten Outback im Northern Territory in Australien. Die Land Rover Experience Tour führt mich hierher: Sechs Offroad-Fans aus ganz Deutschland wurden im letzten Jahr ausgewählt, an dieser Expedition teilzunehmen. Von Darwin aus geht es in drei Wochen ins Landesinnere zum Berg Urulu, der auch unter dem Namen Ayers Rock als Wahrzeichen Australiens bekannt ist.

Der Autohersteller Land Rover, Organisator dieser Expedition, hat mich zu diesem verrückten Abenteuer mitgenommen, damit ich während der Tour den Experience-Blog auf dem Laufenden halte. Dabei stehe ich vor ungewöhnlichen Problemen: Das Outback ist so extrem dünn besiedelt, dass ich eigentlich nie richtigen Internetempfang über das normale Handynetz bekomme. Deshalb bin ich auf das Satellitenmodem angewiesen, das meine Texte mit einem Umweg über das Weltall zurück auf die Erde schickt.

Der Aufwand lohnt sich: Unsere Route führt uns in der ersten Woche durch das Arnhem-Land, das Land der Aboriginies. Weit verstreut leben hier verschiedene Clans der Ureinwohner Australiens. Am ersten Abend hießen sie unsere Expeditionsgruppe mit traditionellen Tänzen, Gesängen und ihrer Eukalyptus-Zeremonie willkommen: Der Dorfälteste läuft mit einem Eukalyptus-Zweig in die Runde und wedelt jedem von uns den frischen Geruch ins Gesicht.

Die Fahrt durch das Arnhem-Land ist ein echtes Abenteuer: Sie führt durch die Monsunwälder des Northern Territories über nicht befestigte Sandpisten. Immer wieder bleiben Autos stecken und müssen geborgen werden und schon zweimal kam die Kettensäge zum Einsatz – wir müssen uns den Weg durch die Vegetation freisägen. Immer wieder müssen wir auch Flüsse oder Bachläufe durchqueren - die Strecke verlangt allen Teilnehmern volle Konzentration und geballtes fahrerisches Können ab.

Unsere Land-Rover-Allradfahrzeuge beeindrucken uns: Zwar gibt es einige Beulen und wir mussten wegen Steinschlags schon eine Windschutzscheibe notdürftig reparieren. Ansonsten transportieren sie uns und unser Gepäck aber zuverlässig durch diese abenteuerliche Landschaft.

Auch die Übernachtungen sind Abenteuer pur: Hier im Nirgendwo des roten Kontinents gibt es keine Hotels und keine Restaurants. Alles, was wir zum Leben benötigen, haben wir dabei. Jeden Abend stellen wir unsere Zelte auf, bevor wir am Lagerfeuer essen. Seit Tagen haben wir nicht geduscht, selbst kurze Katzenwäschen in Bachläufen müssen wir uns immer wieder verkneifen: In den meisten Flüssen und Bächen wimmelt es von Krokodilen. Da überlegt man sich auch bei 38 Grad im Schatten lieber nochmal, ob man jetzt wirklich eine Erfrischung braucht.

Für diese Anstrengungen und Einschränkungen werden wir immer wieder mehr als entschädigt: Bei unseren geselligen Abenden bei sternenklarem Himmel, alkoholfreiem Bier und Steaks vom Grill am Lagerfeuer lebt selbst ein sonst gerne auch mal schweigsamer Ostfriese wie ich auf, wir teilen Anekdoten und Geschichten des Tages.

Morgens dagegen unterbricht nur der Schrei des Kookaburra mit seinem Schrei die Stille des Sonnenaufgangs – der Vogel wird auch „lachender Hans“ genannt und sein Lachen begleitet uns schon seit dem ersten Tag im Outback.

Während der Fahrt begeistert uns die atemberaubende Weite der Landschaft, wir freuen uns über von kreativen Australiern liebevoll dekorierte Termitenhügel und gelegentlich ist uns auch schon ein Känguru über den Weg gehüpft – Momente, die wir wohl nie vergessen werden.

Zwei Wochen im Northern Territory liegen noch vor mir, bevor wir den Nationalberg Australiens erreichen werden. Ich bin gespannt, wie da der Internetempfang ist – wenn das Satellitenmodem es schafft, werde ich von meinen Abenteuern berichten.

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Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:15

fischundfleisch

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