Ich schwelge in nostalgischen Glücksgefühlen. Nächste Woche darf ich in Stück Kindheit Revue passieren lassen. Die schwedische Band Roxette macht in Wien im Zuge ihrer Jubiläumstour halt. Dreißig Jahre gibt es das Duo schon. Ja, werter Leser, Sie haben richtig gelesen; Dreißig Jahre. Jetzt stellt es Ihnen wohl genau so wie mir die Haare auf und sie fragen sich bestimmt auch: Wo sind all die Jahre hin?
Roxette. Das waren noch Zeiten. Ich kann mich erinnern, als ich während eines Schulausflugs im Bus neben einem Burschen sitzen durfte, in den alle Mädchen verliebt waren, weil er beim Völkerball so scharf schießen konnten. Völkerball (oder wie wir damals sagten: Retten), das war der Gradmesser von allem. Und in diesem Wertesystem brachte ich es leider auf ganz wenige Punkte. Ich war immer eines jener kreischenden und babyspeckigen Mädchen, die Angst vor dem Ball hatten. Ich ließ mich immer absichtlich abschießen. Zuschauen empfand ich immer angenehmer als das Herumgelaufe am Feld.
In Punkto Coolness konnte ich in meiner Volkschulzeit also mit nix aufwarten. Deswegen war es also umso verwunderlicher, sich einer dieser Superobersportler im Bus auf den Sitz neben mich pflanzte. Und dem nicht genug: Er hatte einen Walkman dabei. Und – er ließ mich sogar mithören. Fein säuberlich hatte er sämtliche Roxette-Songs vom Radio auf Kassette aufgenommen.
Kassette! Walkman! Und das Radio als Blaupause für das selbst gestrickte Tape. Was haben wir uns geärgert, wenn dann endlich der Song gespielt wurde, den wir aufnehmen wollte – und dann quatschte garantiert irgendein Moderator in die Aufnahme. Die aktuelle Hitliste musste man sich damals hart erarbeiten.
Da saßen wir nun. Ich, das unsportlichste Mädchen der Schule und der coole Völkerballheld und lauschten zu „Listen to your hearth“, „Joyride“ und „How do you do“, während sich der Bus langsam durch die Landschaft schlängelte.
Lange hielt dieser paradiesische Zustand freilich nicht an. Zuerst begann die Musik im Walkman zu leiern, denn die Batterien waren leer. Und dann mussten wir aussteigen. Wandertag. Bis zur Abfahrt sah ich den Walkman-Casanova übrigens nicht mehr. Er hüpfte den Berg an der Front hinauf, ich schnaufte als Schlusslicht hinterher. Das war wohl auch der Grund, weshalb er mir am nächsten Tag per Klassenzettelpost Schluss machte.
Mein Herz war gebrochen, aber Roxette blieb mir. Die erste Liebe vergisst man eben nie. Wie freue ich mich auf das Wiedersehen!
Roxette
Mittwoch, 8. Juli 2015
Wiener Stadthalle, Halle D