In den USA stieg der Anteil der fettleibigen Erwachsenen im Jahr 2014 um 0,6 Prozent auf 27,7 Prozent an. Das ist der höchste jemals gemessene Wert. 2005 lag er noch bei 25,5 Prozent.
Obwohl Präsident Obama bereits Programme wie „Let's move! Active Schools“ (115 Millionen Euro) gestartet hat und so schaffen möchte, dass sich Schüler mehr bewegen, steigt der Anteil der übergewichtigen US-Amerikaner kontinuierlich weiter.
Schenk uns bitte ein Like auf Facebook! #meinungsfreiheit #pressefreiheit
Danke!
Es ist ein weltweites Phänomen: Während es 1980 noch 857 Millionen Menschen gab, die zu viel auf die Waage brachten, waren es 2013 bereits 2,1 Milliarde Menschen.
Auch Österreich bleibt von dieser Entwicklung nicht verschont: Experten haben berechnet, dass hierzulande der durchschnittliche Body Mass Index (BMI) im Jahr 2020 bereits im adipösen, also fettleibigen Bereich liegen wird. Bereits jetzt sind über vierzig Prozent der Bevölkerung als übergewichtig einzustufen. Und auch hier ist klar ersichtlich, dass es sich auch um ein Bildungsproblem handelt: In den Hauptschulen sitzen doppelt so viele übergewichtige Kinder wie in den Gymnasien.
Auch hierzulande wurde bereits vor Jahren der Nationale Aktionsplan Ernährung und Bewegung gestartet, um diesem Problem entgegen zu wirken. Doch auch hier scheinen alle Bemühungen vergebens.
Die gerade heranwachsende Generation, so heißt es, ist die erste, deren durchschnittliche Lebenserwartung wieder sinken wird. Das Übergewicht Krankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes und Gelenksbeschwerden zur Folge hat, brauche ich wohl nicht weiter ausführen.
Für die Volkswirtschaften weltweit tun sich damit horrende Kosten auf, neben den Gesundheitsausgaben steigt auch die Zahl jener, die arbeitsunfähig sind oder in Frühpension gehen müssen. Alleine in den USA betragen die Ausgaben, die der Adipositas-Epidemie zugerechnet werden können, jährlich 150 Milliarden Euro.
Ist der Kampf wirklich aussichtslos? Vielleicht. Auf jeden Fall könnte mehr getan werden. So hätte die Politik längst den Lebensmittelhandel regulieren können. Doch die Lobbyisten hatten bislang leichtes Spiel. So hätte etwa vor Jahren bereits die so genannte Health and Nutrion Claims der EU in Kraft treten sollen, mit denen die Bewerbung von Lebensmittel zukünftig strenger geregelt werden sollen. Wären diese bereits in Kraft, so wäre es nicht mehr erlaubt, zuckerhaltige Produkte als gesund zu bewerben. Damit wäre wohl ein Großteil der aktuellen Kampagnen, die ein Nahrungsmittel bewerben, obsolet. Übrigens muss ich ohnehin bei derartigen Spots immer an das Motto des mittlerweile verstorbenen Ernährungsexperten Max Otto Bruker denken: Essen und trinken Sie nichts, wofür Werbung gemacht wird.
Doch auch in anderen Bereichen hätte die Politik hierzulande längst eingreifen können: So wurde mir erst vor kurzem von einer Freundin berichtet, dass ihr Sohn im Kindergarten nur Speisen wie gebackenen Leberkäse zu Mittag bekommt, dazu picksüße Limonade. Zwei Mädchen, die ein Gymnasium in Niederösterreich besuchen, beschwerten sich bei mir, dass ihr Schulbuffet weder Obst noch Salat anbietet. Überhaupt finde ich, dass es schlichtweg ein Skandal ist, dass in Schulen überhaupt Getränkeautomaten aufgestellt werden dürfen, die Coca Cola oder Red Bull enthalten – denn diese zuckerhaltigen Getränke sind ein Hauptgrund für Übergewicht.
Außerdem sollte an Schulen längst eine ordentliche Ernährungskunde unterrichtet werden. Denn wo sonst können Kinder und Jugendliche, sowie deren Familien am besten erreicht werden?
Es ist eine Schande, wie verantwortungslos mit der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen umgegangen wird. Neben den körperlichen Schäden ist es ja schließlich auch die Psyche, die leidet.
Eine meiner deprimierendsten Recherchen führte mich zu einer Kinder- und Jugendgruppe der Weight Watchers. Vorwiegend nahmen an diesem Kurs pubertierende Mädchen teil. Alle berichteten, dass bereits ihre Eltern schwer übergewichtig waren und sich völlig falsch ernährten. Eine berichtete, dass sie sich Sorgen um ihren Vater machen würde, da er bereits über 150 Kilo auf die Waage brachte. Sie wollte einmal für ihn etwas Gesundes kochen, doch er kippte das Essen weg und bestellte Pizza.
Ein damals achtzehnjähriges Mädchen berichtete mir, dass es mit 15 Jahren 94 Kilo wog und fünfzehn Minuten benötigte, um die Treppen zu ihrem Zimmer im ersten Stock des Elternhauses zu erklimmen. Einmal hatte sie in wenigen Monaten 29 Kilo abgenommen, jedoch in fünf Monaten durch den Jojo-Effekt wieder alles zugenommen. Im Sommer saß sie stets zu Hause, im Schwimmbad konnte sie sich nicht zeigen lassen, mit Freundinnen ausgehen kam für sie schon gar nicht in Frage. Die Hänseleien in der Schule waren grausam, musste sie ein Referat halten, so konnte sie schon Tage davor nicht mehr schlafen.
Auch die Erwachsenen hatten nicht minder schlimme Erfahrungen erlebt. Eine Mutter, die selbst einmal 135 Kilo wog und nur mit Hilfe einer Magenband-Operation abnehmen konnte, berichtete, dass für sie jeglicher Kino- oder Theaterbesuch undenkbar war, da sie in keinen Sitz passte. Auch Flugreisen strich sie – sie hätte zwei Sitze benötigt und unmöglich in die kleine Bord-Toilette gepasst.
Es wird also höchste Zeit, dass die Regierungen weltweit dem Übergewicht den Kampf ansagen – und die Lebensmittelkonzerne in die Schranken weisen. Gesundes Essen muss ständig verfügbar sein und die günstigste Wahl sein.
Doch ich befürchte, dass bald übergewichtige Menschen bestraft werden und etwa höhere Krankenkassenbeiträge bezahlen müssen. Denn es ist ein Leichtes, die Verantwortung auf die eigentlichen Opfer der Konsumwelt abzuschieben – anstatt sich gegen mächtige Konzerne aufzulehnen.