Ungewollt Single? Dann raus aus dem Internet und rein ins Leben!

Für gewöhnlich ist der Montag der schlimmste Tag der Woche. Doch diesen heutigen sehnten sich viele herbei. Schuld war der Valentinstag am Samstag, der noch bis weit in den Sonntag hinein reichte und gleich vom Fasching abgelöst wurde (weswegen sich jetzt schon viele den Aschermittwoch herbei wünschen).

Der Herzerl-Kitsch wurde heuer durch ein bisschen Sado-Maso aufgepeppt, schließlich lief „50 Shades of Grey“ an und so durften sich auch die Baumärkte neben den Floristen über ein reges Geschäft freuen: Ketten, Seile und Teppichklopfer waren bereits letzte Woche ausverkauft.

Doch über den Film will ich keine weitere Zeile verlieren. Ihm wurde bereits viel zu viel Aufmerksamkeit geschenkt. Sehen Sie sich lieber den Oscar-Favoriten „Birdman“ an. Den kann ich wirklich nur empfehlen.

Doch zurück zum Thema: Die armen Singles.

Während sie in der Regel ohnehin permanent von der Mutter gepiesackt werden, doch endlich den Genpool mit dem Familienerbe zu bereichern, führt ihnen an diesem Tag die ganze Welt vor, wie schön nicht so eine Zweierbeziehung sein kann.

Tatsächlich ist jeder fünfte Österreicher Single und 84 Prozent davon hätten gerne einen Partner. Acht von zehn wären auch bereit, dafür Kompromisse einzugehen. So die Ergebnisse einer Umfrage von Marketagent.com aus dem vergangenen Sommer.

Doch warum tun sich viele so schwer, einen Partner zu finden?

Die Antwort ist ganz einfach: Schuld ist das Internet.

Singlebörsen suggerieren, dass der nächste Partner nur einen Mausklick entfernt ist. Viele glauben, Mr. oder Mrs. Right könne wie ein Buch auf Amazon „ershoppt“ werden, ist der deutsche Paarberater Michael Mary überzeugt: „Viele Langzeit-Singles wollen eine fertige Beziehung vorfinden, ähnlich einem Fertighaus. Beziehungen müssen aber aufgebaut werden, und mit dieser Haltung kann es dazu gar nicht kommen.“

Zudem gehen viele mit völlig überzogenen Vorstellungen auf Partnersuche. Ich erinnere mich an eine Recherche, für die ich zahlreiche Singlebörsen durchforstete. In einer beschrieb ein Mittdreißiger seine Traumfrau: Attraktiv sollte sie natürlich sein, aber auch witzig und charmant, über eine gute Bildung und einen dementsprechenden Job verfügen. Er arbeite schließlich als Steuerberater und wäre oft auf Abendveranstaltungen eingeladen, den Smalltalk sollte sie also beherrschen und überhaupt solle man sich mit ihr sehen lassen können.

Der Herr orderte also eine Frau vom Typ Staranwältin Ally McBeal online. Er selbst war allerdings etwas übergewichtig und hatte bereits äußerst schüttes Haar.

Die Frau seiner Träume würde das Foto des Steuerberaters, so fern es auf Tinder auftauchen würde, wohl eher nach links wischen – und ihn damit entsorgen.

Wer glaubt, dass sich solche Allys aber sowieso nicht auf solchen Plattformen aufhalten, der irrt gewaltig. Gerade Akademikerinnen konsultieren überdurchschnittlich häufig Singlebörsen.

Tatsächlich hängen Frauen in Sachen Bildung rein statistisch immer öfter die Männer ab, so gibt es etwa bereits jedes Jahr mehr Maturantinnen als Maturanten. Dem traditionellen Rollenbild folgend, orientieren sich Frauen bei der Partnerwahl eher nach oben, Männer nach unten, erklärt der Bremer Soziologe Hans-Peter Bossfeld: „Wenn ein Arzt eine Krankenschwester heiratet, ist das ein gängiges Muster. Wenn aber eine Ärztin einen Pfleger heiratet, ist das überraschend, es entspricht nicht der Norm.“

Die Ärztin müsse sich künftig zu einem Date mit einem Gärtner oder Mechaniker bequemen, sofern sie jemals ihr Liebesglück finden will, lautet Bossfelds Rat.

Doch noch auf einer weiteren Ebene wirkt sich das Internet negativ auf das Beziehungsleben auf: Hirnforscher warnen, dass wir durch die vermehrte digitale Kommunikation verlernen, die Körpersprache anderer richtig zu deuten oder Gefühle aus Gesichtern ablesen zu können.

Eine aktuelle Studie der Universität Kansas ergab außerdem, dass die Mehrheit der Menschen schlicht nicht kapiert, wenn jemand mit ihnen flirtet. Achtzig Prozent der Probanden erkannten sofort, wenn ihr Gegenüber nicht an ihnen interessiert war. Jedoch nur bei 36 Prozent der Männer und 18 Prozent der Frauen kamen die subtilen Flirtsignale richtig an. Studienleiter Jeffrey Hall: „Menschen flirten nicht sehr offensichtlich, weil sie Angst haben, sich zu blamieren. Zudem sind Flirten und Freundlichkeit schwer zu unterscheiden. Unser eigenes Flirten wird außerdem selten von außen bewertete. Deswegen werden wir auch nicht besser darin, es bei unserem Gegenüber zu erkennen.“

Statt auf Algorithmen zu vertrauen, sollten Singles vielleicht wieder lieber eine Bar oder einen Club aufsuchen und sich die Anwesenden genauer ansehen. Vielleicht will da ja durchaus jemand Kontakt aufnehmen?

Dieser Blog soll nun übrigens keine Aufforderung an Männer sein, wieder ihre plumpen Anmachsprüche (Hat es weh getan, als du vom Himmel fielst?) auszugraben.

Obwohl ich zugeben muss, dass ein solcher schon einmal bei mir Erfolg hatte. Eines Tages wurde ich am Schwedenplatz angesprochen, über den ich gerade mit meinem Welpen hetzte: „Entschuldigung, dass ich dich aufhalte. Ich wollte dir nur sagen: Dein Hund ist fast so süß wie du.“

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