Nach dem heutigen Wahltag steht zumindest ein Verlierer klar fest: Die Meinungsforschung.

Die Prognosen lagen teilweise so daneben, als hätte HC Straches Numerologin freihändig die Zahlen ausgependelt.

So gab etwa der Meinungsforscher Peter Hajek kurz vor der ersten Hochrechnung eine Hochschätzung heraus, bei der er die SPÖ zwischen 34 und 40 und die FPÖ zwischen 32 bis 38 Prozent sah. Nach der ersten Hochrechnung liegen die Roten nun bekanntermaßen jedoch bei 39,5 und die FPÖ bei 31 Prozent.

Auch sämtlichen Umfrage-Ergebnisse der letzten Wochen weissagten ein enges Kopf-an-Kopf rennen zwischen dem Wiener Bürgermeister Michael Häupl und HC Strache. Einige sahen sogar die FPÖ an erster Stelle.

Doch nun liegen fast neun Prozentpunkte und damit eine Welt zwischen ihnen.

Was ist da los? Haben die Meinungsforscher ihre Rechenschieber falsch angelegt, oder lügen plötzlich alle Menschen in den Umfragen?

Die Experten verteidigten sich selbstverständlich sofort: Peter Hajek meinte etwa, dass sein Ergebnis zumindest an den „Grenzen der Schwankungsbreiten“ liegt. Das mag sein, aber eigentlich wäre es sein Job gewesen, diese Schwankungsbreiten einzuengen.

Wie auch immer: Wir haben gelernt, dass Wahlergebnisse nur noch schwer einzuschätzen sind. Denn was bei einer Wahl gilt, gilt bei der nächsten nicht mehr. Erstmals ist die FPÖ überschätzt worden – für gewöhnlich war es immer umgekehrt, da sich viele Menschen bisher einfach genierten, in Umfragen zuzugeben, ihr Hakerl bei den Blauen zu machen.

FPÖ-Anhänger spinnen nun auf Facebook nun übrigens Verschwörungstheorien – sie glauben an manipulierte Umfragen und eine geschickte Strategie der SPÖ, die ja tatsächlich von den Vorhersagen profitiert hat. Auch viele Freunde und Bekannten räumten mir gegenüber ein, dass sie normalerweise nicht die SPÖ gewählt hätten, ihre Stimme aber Häupl gegeben haben, da sie um jeden Preis Strache als Bürgermeister verhindern wollten.

Die FPÖ-Verschwörungstheoretiker und die Meinungsforscher dürfen ruhig die nächsten Wochen weitergrübeln – wir Wähler sollten uns jedenfalls fragen, welche Lehren wir aus den heutigen Erfahrungen ziehen sollen.

Wir sollten uns jedenfalls nicht mehr von Umfragen verrückt machen lassen – und unser Hakerl in der Wahlkabine neben jene Partei setzen, deren Programm uns am meisten zusagt. Das wäre übrigens der Sinn von dieser ganzen Aktion überhaupt.

Ich persönlich fände es am besten, wenn überhaupt keine Umfrageergebnisse mehr kurz vor Wahlen publiziert werden.

Nur so könnte die Herumtacktiererei in der Wahlkabine unterbunden und ein unverfälschtes Wahlergebnis garantiert werden. Das würde zwar einige Marktforscher um satte Auftragssummen bringen – dafür müssten sie aber nach Wahl nicht mehr ihre falschen Prognosen verteidigen.

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