Alle blicken auf die Bundestagswahl. Deutschland geht es ja so gut. Aber wir sollten nicht immer nur das große Ganze im Blick haben. Fangen wir doch vor der Haustür an. Schauen wir auf die Kommunen. Wer etwas über den Zustand Deutschlands wissen will, der sollte auf die Kommunen schauen, z. B. auf die großen Städte. Auf Berlin und Hamburg, auf Leipzig und Bremen und all die anderen.
Ja Deutschland ist reich. Die Steuereinnahmen sprudeln. Komisch nur, dass Heerscharen . kommunaler Beamter und Stadträte ihren ganzen Einfallsreichtum darauf verwenden müssen unser Bestes zu wollen, sprich unser Geld. Sie erhöhen kräftig die Grundsteuern und die Gewerbesteuern und natürlich die Parkgebühren. Und sie langen auch mit einem noch recht neuen Instrument fleißig hin, der Zweitwohnungssteuer. Fast keine große oder mittlere Stadt, die sie nicht für sich entdeckt. Ein wunderbares Instrument, um Paare, die aus beruflichen Gründen in der Woche eine Fernehe führen, abzukassieren. Wenn Mann oder Frau die Woche über in einer kleinen Zweitwohnung auswärts haust, wird abkassiert. 5 bis 8% auf die Nettokaltmiete sind eher schon human. Nach oben scheinen keine Grenzen gesetzt, bis 20% ist zur Zeit alles drin. Tendenz steigend. Und mehr und mehr zockt man auch Studenten ab. Ende der Schonzeit. So hat mit Beginn des Jahres Leipzig mal kurz die Zweitwohnungssteuer von 10 auf 16% erhöht - soll sich ja lohnen - und endlich auch die Studenten in die Steuerpflicht genommen.
Natürlich sind die Stadtrabenväter und Stadtrabenmütter sehr schnell dabei eine solche Steuer zu rechtfertigen. Die nicht permanent in der Stadt Lebenden profitierten ja sozusagen von den Leistungen der Stadt, die diese scheinbar nur für sie bereit hält, so hören wir. Also von Parks, Theatern und Freibädern. Na, ihr Zweitwohnungsbesitzer, habt ihr jetzt ein schlechtes Gewissen? So soll das sein, ihr Schmarotzer, scheint man es aus dem Mund der Stadträte zu hören.
Müsst Ihr aber nicht, denn die Damen und Herren vergessen regelmäßig, dass vor allem die Stadt profitiert, von Euch. Ihr zahlt Miete, kauft ein, geht ins Kino oder ins Restaurant und lasst so jede Menge Geld in der Stadt und sichert dort Arbeitsplätze. Ja, ihr Arbeits- und Studiendeppen, die ihr so kräftig das klamme Stadtsäckel füllt, ihr bekommt dafür aber auch Außergewöhnliches geboten, z. B. Action Made by Rote Flora mit brennenden Autos so wie beim G20-Gipfel in Hamburg. Oder ihr dürft Deutschlands gefährlichste Straße euer eigen nennen mit Bandenkrieg zum Anfassen wie in Leipzig. Oder ihr könnt euch an der von Flüchtlingen besetzten Gerhart-Hauptmann-Schule in Berlin erfreuen, die sich der Berliner Senat so eben mal mehr als eine Mio. € pro Jahr kosten lässt. Ob nun in der Roten Flora, der Eisenbahnstraße oder der Schule, die keine ist, - überall dort wird wohlgemerkt nicht kassiert, man will sich ja keine blutige Nase holen, sondern alimentiert. Ein paar kleine Unterschiede müssen eben sein.
Es ist schon komisch, je mehr rechtsfreie Räume in unseren Städten entstehen, um so kräftiger langen unsere Stadtrabenväter und Stadtrabenmütter bei den normalen Bürgern hin. Das sind schließlich Deppen. Bei denen hat man Mut. Da kann man es machen. Ob da wohl ein Zusammenhang besteht? Egal, so lang der deutsche Michel sich ein schlechtes Gewissen machen lässt und ordentlich zahlt, ist alles in Butter, auch wenn nichts in Butter ist. Aber das merkt der deutsche Michel erst, wenn nicht nur die Stadt, sozusagen das Fundament des Ganzen, vor sich hin modert, sondern wenn das gesamte Haus ins Wanken gerät. Dann schaut er treudoof in den Spiegel und fragt sich: Was hab ICH falsch gemacht? Eine gute Frage, die er leider selbst wohl nie wird beantworten können. Und auch vom Spiegel darf er keine Antwort erwarten, der Depp.
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