Deutschland ist ein freies Land, hier darf jeder seine Meinung äußern. Solange es die richtige ist. Denn natürlich gilt die Meinungsfreiheit nur für richtige Meinungen. Wo kämen wir denn hin, wenn auch falsche Meinungen frei geäußert werden dürften?
Sehr schön hat das kürzlich der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Michael Grosse-Brömer gegenüber dem ZDF auf den Punkt gebracht, als er sagte, es seien im Netz viele Leute unterwegs, „die destabilisieren wollen, die falsche Meinungen verbreiten, die manipulieren wollen“, und dagegen müsse die Politik etwas unternehmen.
Ja, es ist schon schlimm, wenn man eine falsche Meinung hat. Und natürlich muss die Politik was dagegen unternehmen. Vorerst hat jedoch nur das ZDF den entsprechenden Beitrag aus "Berlin direkt" in der Mediathek um die entsprechende Passage gekürzt. Wahrscheinlich, weil man mit der Definition der offiziell zugelassenen Meinung noch nicht so weit ist und wohl auch mit den Maßnahmen gegen falsche Meinungen. Denn zu finden ist er noch oder wieder an anderer Stelle in der Mediathek. Nachzulesen und zu sehen ist das Ganze sowieso hier.
Wesentlich erfolgreicher und konsequenter im Kampf gegen falsche Meinungen ist dagegen der pensionierte Lehrer Franz-Josef Remling aus Thüngersheim. Als er vor der örtlichen LIDL-Filiale in Retzbach eine Werbefläche entdeckte, auf der für ein Buch aus dem Kopp-Verlag geworben wurde, schritt er sofort zur Tat. Das Buch des Ex-FAZ-Redakteurs Udo Ulfkotte "Volkspädagogen" war ihm ein Dorn im Auge. Er informierte LIDL über die Werbung: "Ulfkotte ist ein Pegida-Prediger. Lidl sollte besser prüfen, welche Werbung es zulässt." Natürlich hat LIDL sofort reagiert und die Werbung wurde durch eine andere, unverfängliche ersetzt. Bravo LIDL. Wo kämen wir hin, wenn jeder einfach so für sein Produkt und seine Meinung werben könnte?
Das Problem ist nur: Die Werbung ist nun weg, aber nicht das Buch. Vielleicht sollte Ex-Lehrer Franz-Josef Remling aus Thüngersheim weitermachen im Kampf für die richtige Meinung. Er könnte doch z. B. auf dem Parkplatz vor der LIDL-Filiale in Retzbach eine Bücherverbrennung der Werke aus dem Kopp-Verlag organisieren. Und wenn er bei LIDL mal nett nachfragt, beste Kontakte hat er ja offensichtlich, sponsern die das Ganze vielleicht. Scheint mir nicht unwahrscheinlich. Das wäre doch mal was Feines: mit Grillwürsten und Glühwein vom Discounter so eine nette kleine anheimelnde Bücherverbrennung für Toleranz und Weltoffenheit. Das würde sicher auch Michael Grosse-Brömer gewiss ganz wunderbar gefallen.
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