Es ist erstaunlich - wofür ich früher eine Backpfeife oder ein paar Tage Fernsehverbot kassiert hätte, dafür kann man heute den Friedensnobelpreis bekommen - für's Schuleschwänzen. Welch ein Wandel, welch ein Fortschritt! Was ist der nächste Schritt? Gibt es demnächst den Wirtschaftsnobelpreis für Ladendiebstahl? Bekommt den Medizinnobelpreis der Arzt mit den meisten Abtreibungen? Gibt es den Nobelpreis für Chemie für das billigste Crystal Meth? Geht der Literaturnobelpreis an einen Analphabeten?
Ich tue den armen Kindern unrecht, die so engagiert für unser Klima demonstrieren? Oh nein. Sie stehen exemplarisch für die Misere unseres Bildungssystems. Wie könnte das besser illustriert werden als durch Plakate mit der Aufschrift, "Dinosaurier dachten auch, sie hätten Zeit" oder "Stoppt Klimawandel jetzt!". Liebe Kinder, was die Dinosaurier dachten und taten, ist völlig unerheblich, denn die Dinosaurier waren vor 66 Millionen Jahren genauso wenig für das Klima zuständig wie es die Menschen heute sind. Sie waren vielmehr Subjekt eines Klimas, dass sich, seit es die Erde gibt, immer wieder - oft genug radikal - änderte und dass sich auch weiter ändern wird, Dinosaurier hin und Mensch her. Und liebe Kinder, jetzt müsst Ihr ganz tapfer sein, Stoppschilder ändern daran erstaunlicherweise auch nichts. Erst recht nicht solche.
Die Infantilisierung unserer Gesellschaft zeigt sich darin, dass nicht nur Schüler freitags gegen den Klimawandel auf die Straßen gehen, sondern dass auch ihre Lehrer, dass Politiker, Medien und der besorgte Michel glauben, der Mensch mache das Klima und könne es nach Belieben ändern. Nicht nur die lieben Kleinen, die freitags mit ihren putzigen Plakaten blau machen und dabei das Infantile mit dem Angenehmen verbinden, auch sehr viele Erwachsene glauben offensichtlich, man müsse nur dieses tun und jenes lassen und schon bliebe das Klima auf Jahrmillionen, ja was sage ich, auf Jahrmilliarden so, wie es uns gerade genehm ist: Mit moderaten Sommern, nicht zu heiß und nicht zu kühl, in denen tagsüber die Sonne brav scheint und nachts ein warmer Landregen niedergeht. Mit Winden, die immer so wehen, dass sie die unzähligen Windräder antreiben, aber nie zu wenig und auch nie so stark, dass ein böser Sturm die Bäume knickt. Mit Wintern, an denen pünktlich zum Fest der Schnee fällt und bis in den März liegen bleibt, um dann rechtzeitig dem Frühling Platz zu machen. Ein Wohlfühlklima, wohlgeordnet und ohne böse Überraschungen in Form von Naturkatastrophen. Die gehören dann nämlich der Vergangenheit an!
Was für eine wunderbare Vision. Wir müssen dafür nur auf die Straße gehen und das Paradies bricht an. Und wetten, die Greta bekommt ihn, den Friedensnobelpreis, stellvertretend für alle Schulschwänzer dieser Welt. Uns stehen goldene Zeiten bevor! Immer nur feste dran glauben, den Klimawandel kurz mal stoppen und freitags, na Sie wissen schon...