Was ist eigentlich der Unterschied zwischen dem Amt des Bundespräsidenten und dem des Bundeskanzlers? Wie heißt überhaupt unser Bundespräsident? Wie viele Abgeordnete sitzen im Nationalrat?Viele meiner Altersgenossen können Fragen wie diese nicht beantworten. Politik ist für einen großen Teil der österreichischen Jugend nicht mehr "hip".
Viele österreichische Jugendliche interessieren sich nicht für Politik und kennen sich folglich auch nicht damit aus. So kommt es, dass 15-Jährige keine Ahnung haben, was die Aufgabe des Bundespräsidenten ist und nicht wissen wie der aktuelle Bundeskanzler heißt, geschweige denn welcher politischen Partei er angehört.
Politiker schlechte Vorbilder
Ein Hauptgrund für die Politikverdrossenheit Jugendlicher sind die Politiker selbst. Das Vertrauen der Bevölkerung in die Politiker des Landes schwindet zusehends. Man wirft ihnen vor für alles Schlechte verantwortlich zu sein, was teilweise ja auch der Wahrheit entspricht. Die Bestechlichkeit vieler Politiker ist verantwortlich für "Sauereien" wie den Hypo-Skandal, um nur ein Beispiel zu nennen. Vielen Jugendlichen stößt das aggressive Verhalten der Politiker gegenüber anderen Politikern sauer auf. TV-Konfrontationen mit Spitzenpolitikern enden zum Teil in Schreiduellen. Die Politiker haben zudem die Angewohnheit sich gegenseitig ins Wort zu fallen, was sich zuletzt bei den TV-Konfontationen des ORF vor den Nationalratswahlen 2013 zeigte.Den jungen Menschen fehlt außerdem seitens der Politiker die Nähe zum Volk. Volksnahe Politiker sind im Laufe der Jahre zur Rarität geworden. Diese sind am ehesten in kleineren Gemeinden anzutreffen, selten auf Landesebene und so gut wie nie auf Bundesebene.Auch in Sachen (Aus)Bildung sollte man sich nicht unbedingt ein Beispiel an Österreichs Politikern nehmen, wobei Selbiges zeigt, dass man es auch ohne akademischen Abschluss zu etwas bringen kann. Immerhin ist unser Kanzler eigentlich Taxifahrer und der Parteiobmann der FPÖ gelernter Zahntechniker.
"How I metYour Mother" statt "Zeit im Bild"
Nur wenige Teenager sitzen regelmäßig um 19:30 vor dem Fernseher um sich eine Nachrichtensendung anzuschauen, sondern vertreiben sich lieber die Zeit mit einer neuen Folge ihrer Lieblingsserie. Klarerweise wird man in einer US-Serie weniger über die politische Situation im In- und Ausland erfahren – aber "Nachrichten sind eben einfach langweilig".Um Nachrichtensendungen für Jugendliche wieder attraktiver zu machen haben Sender, wie der ORF oder PULS4, mit neuen Sendungsformaten, zum Beispiel dem ZIB-Magazin auf ORFeins, überrascht.Der Anteil der Schüler, die täglich Zeitung lesen, ist ebenfalls eher gering. Manche geben zwar an Zeitung zu lesen, wobei sie in Wahrheit nur den Sportteil oder die Horoskope lesen und den Politik-Teil einfach überblättern.
"Politische Bildung" kein eigenes Unterrichtsfach
Im alltäglichen Schulunterricht kommt die Politik – zumindest an meiner Schule – zu kurz. Im Fach "Geschichte, Sozialkunde und Politische Bildung" werden aktuelle politische Ereignisse höchstens für fünf Minuten thematisiert, weil die Zeit sonst zu knapp ist um den ganzen Stoff für die Zentralmatura durchzupeitschen. (Dazu mehr in meinem Artikel WAY TO ZENTRALMATURA.) Die einzige Möglichkeit in der Schule etwas über Politik zu erfahren ist ein dementsprechendes Wahlpflichtfach zu wählen, wobei es das natürlich nicht an jeder Schule gibt.
Niedrige Wahlbeteiligung
Die immer weiter sinkende Wahlbeteiligung ist mit Sicherheit ein Resultat des politischen Desinteresses, was jedoch nicht nur Jugendliche, sondern auch Erwachsene, betrifft.Das Traurige am Nicht-zur-Wahl-Gehen ist, dass damit die direkte Demokratie verloren geht. In manchen Ländern dieser Welt dürfen Frauen, Andersgläubige etc. noch immer nicht wählen - ein Grund warum man, wenn man schon die Möglichkeit hat, von seinem Wahlrecht Gebrauch machen sollte!Nach den diesjährigen Landtagswahlen in der Steiermark meinten viele, sie würden beim nächsten Mal nicht zur Wahl gehen, wenn "die Stimme des Volkes nichts zählt und die stärkste Partei nicht den Landeshauptmann stellt".
Es ist wichtig sich mit Politik auseinanderzusetzen und aktuelle politische Entwicklungen zu verfolgen, denn man kann nicht einfach die Augen zumachen, wenn ein neuer Bürgerkrieg ausgebrochen ist und hoffen, dass es in Österreich, das auch nicht mehr die „Insel der Seligen“ ist, die es einmal war, nie zu solch schrecklichen Ereignissen kommt. Darum empfehle ich allen – egal ob jugendlich oder erwachsen – zu Wahl zu gehen!