Niveau oder Nivellierung

In einem Amt oder einer Organisation hierzulande sitzt ein Fachmann (Namen beider bekannt und wohlweislich ausgespart). Er ist eine Spitzenkraft, veröffentlichte ein Buch zu seinem Spezial-Thema, das als bestes seiner Art in Österreich bezeichnet werden darf. Früher hatte er bei Anfragen der Klientel Beispiel-Matrizen aus diesem Buch (ohne Titel- und Namensnennung des Verfassers) an diese geschickt, weil sie einfach und vor allem richtig waren. Diesem Fachmann wurde es nun von seinem Chef verboten, weiterhin „seine“ Beispiel-Matrizen zu versenden, da es unkollegial ist, das Niveau derart zu heben.

Leider ist dies keine frei erfundene Farce, sondern leidige, österreichische Wirklichkeit. Es gibt hierzulande durchaus Experten, die diesen Namen verdienen. Wir haben sie in Ämtern und Organisationen sitzen, sie sind auch als Künstler oder Wissenschaftler tätig, sie sind Arbeitskräfte in allen Arten von Unternehmen. Man kennt sie leider kaum. Nur wenige erreichen einen verdienten Grad an Bekanntheit – an Prominenz liegt ihnen meistens ohnedies wenig.

Und darin liegt vielleicht sogar ihr Problem. Sie wollen einfach nur gute Arbeit leisten. Deshalb treffen die Entscheidungen andere. Und das sind jene, die ihre Position behalten wollen. Insbesondere, indem sie sich mit Mitarbeitern umgeben, die fachlich weniger wissen als sie selbst. Diese Art ist weder neu noch besonders originell. Sie bestimmt die Diskussionen in der Politik, die Art der Berichterstattung in den Medien, es bestimmt die Art wie in zahlreichen Unternehmen Geschäfte gemacht werden.

Dagegen ist leider kein Kraut gewachsen. Es ist aber typisch für ein Land, das bei allen internationalen Tests regelmäßig schlechter werdende Ergebnisse erzielt, deren Leistungsfähigkeit eine stetig verkürzte Halbwertszeit hat, das jedoch stark von Ambitionen geprägt ist und vor noch nicht allzu langer Zeit Eliteuniversitäten und Exzellenzstudiengänge andachte. Letztere brauchen wir auch nicht unbedingt, da sie ohnedies vor allem Prestigeobjekte darstellen. Aber meiner bescheidenen Meinung nach wäre es schon ein gutes Zeichen, wenn Niveau nicht nach unten nivelliert werden würde. Im Sinne derer, die einfach eine gute Arbeit leisten wollen.

4
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

Naladin

Naladin bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:16:59

fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:16:59

Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:16:59

Chaos

Chaos bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:16:59

5 Kommentare

Mehr von torvijs