Gemeinsame Blogreihe von Matt Elger und Tourix: Teil 4, Wirtschaftssysteme

Wirtschaftssysteme

Subsistenzwirtschaft (Selbstversorgerwirtschaft): Ursprünglich mussten sich die meisten Menschen weitestgehend selbst versorgen. Sie mussten sich selbst mit Essen und Kleidung versorgen und auch Holz für die Wärme und zum Kochen musste man sich holen. Der Hausbau war eine Gemeinschaftsaufgabe mit den Nachbarn. Einen Teil der Werkzeuge und Geräte baute man sich auch selber, einen anderen Teil musste man sich einhandeln gegen Dienstleistungen oder Lebensmittel. Eine Arbeitsteilung war nur innerhalb der Familie üblich und im sehr kleinen Umfang auch innerhalb der Dorfgemeinschaft. Es gab nur einen kleinen Umfang von Handel.

Merkantilismus: Das Chaos der zerstrittenen Fürsten wurde in Frankreich erstmals gegen 1600 von Heinrich IV durch eine Vorform des Absolutismus ersetzt. Ludwig XIV (Sonnenkönig) führte den Absolutismus von Mitte des 17. Jhd. bis nach 1700 zur Vollendung. Um den Prunk des Sonnenkönigs finanzieren zu können mussten sich seine Leute viel einfallen lassen. Maßgeblichster Mann war der Finanzminister Colbert.

Jean Baptiste Colbert reformierte das Land, baute die unzähligen Brücken- und Wegezölle ab, ließ große Kanäle bauen, auf denen heute noch Touristen mit Hausbooten vom Rhein zum Mittelmeer und zum Atlantik fahren können – damals die wichtigste und billigste Form des Warentransportes. Er förderte den Handel und förderte den allgemeinen Wohlstand. Es entstanden viele Manufakturen (Fabriken), in denen hunderte von Arbeitern viel rationeller und bei deutlich besserer Qualität Ware herstellen konnten, als es einzelnen Handwerkern möglich gewesen wäre. Frankreich wurde zum führenden Produzenten hochwertigster Luxusartikel – was sich bis in unserer Zeit halten konnte.

Der Merkantilismus wird aber vor allem in Bezug auf seinen Außenhandel gesehen. Colbert versuchte möglichst viele Produkte in das Ausland zu verkaufen, gleichzeitig verhinderte er fast jeden Import durch sehr hohe Einfuhrzölle. Es dauerte jedoch nicht lange, dann reagierten die anderen Staaten durch dieselben Maßnahmen. Der Sonnenkönig tobte deswegen und ließ die französische Armee in die Niederlande einmarschieren. Aber diese sprengten einige Dämme und die französischen Soldaten gingen baden. Daraufhin wurden die Zölle wieder etwas gelockert. Das ganze Geld das der Sonnenkönig durch diese Wirtschaftsleistung eingenommen hatte, gab er jedoch wieder aus, weil es in Frankreich zu einer Inflation kam (höhere Nachfrage als Angebot, siehe Teil 1 Inflation). Hier zeigte sich auch gleich die Schwäche der geschlossenen Grenzen. Das führt zu einem deutlich kleineren Markt mit begrenztem Produktangebot und daher zu einem statischeren Marktgeschehen. Bei offenen Grenzen hat man dagegen einen großen, sehr dynamischen Markt mit schier unüberschaubaren Produktangebot und vielfältiger Nachfrage. Derzeit scheint der US-amerikanische Präsident, Donald Trumph demselben Denkfehler Colberts zu verfallen.

Die ganzen Details sind uns so gut überliefert, weil Francois Quesnay, Leibarzt der Marquise de Pompadour – berühmteste Mätresse des Sonnenkönigs – dies alles niederschrieb. Quesnay gilt als erster Ökonom der Welt, begründete auch die Theorie der Physiokratie – einer Wirtschaftstheorie, die nie zu einer praktischen Anwendung fand.

Laissez-faire: Rund 50 Jahre nach dem Tode des französischen Sonnenkönigs veröffentlichte der schottische Ökonom Adam Smith (gilt bis heute als der wichtigste Ökonom) sein Hauptwerk. Adam Smith machte seine Beobachtungen unter dem Eindruck der zaghaften Anfänge der industriellen Revolution (Dampfmaschine) bei gleichzeitiger fast vollständiger Kontrolle durch den Adel. Adam Smith kam zu dem Ergebnis, dass Adel und Klerus besser ihre Finger von der Kontrolle lassen sollen, da deren Wirtschaftssteuerung meist am Bedarf vorbei lief. Stattdessen erkannte er, dass der ungehinderte Wettbewerb zu einer automatischen Anpassung vom Angebot an die Nachfrage führte.

Das führte zum Grundsatz, dass Eigennutz, Wettbewerb und Konsumentenverhalten automatisch zu Wohlstand und Freiheit führen. Zudem sollten Steuern und Zölle möglichst verringert oder ganz aufgehoben werden und der Staat sollten die Wirtschaft völlig ungestört lassen.

Liberalismus (ökonomischer): Diese Bezeichnung ist eigentlich ein Oberbegriff des gesamten frühen ökonomischen (die Wirtschaft betreffenden) Liberalismus, wozu also auch der Laissez-faire gehört. Kernthese des Liberalismus ist jedoch die vom englischen Nationalökonomen David Ricardo (1772-1823), der aus einer holländischen Börsenmaklerfamilie entstammte. Ricardo machte schon in jungen Jahren mit Spekulationsgeschäften ein Vermögen, dass ihm ermöglichte sich später ausschließlich der Ökonomie zu widmen.

Ricardo plädierte für eine Deckung des Geldes mithilfe von Edelmetall, was die Grundlage für Papiergeld schuf.

In seiner Werttheorie schuf er einige bis heute gültige Theorien: 1) Der Wert von Seltenheitsgütern ist von der Nachfrage abhängig. 2) Reproduzierbare Güter haben einen natürlichen Wert, der allein von der Arbeit bestimmt wird. 3) Der natürliche Arbeitspreis sind die Aufwendungen, die notwendig sind um die Arbeitskraft des Menschen zu erhalten (Existenzminimum). Der Arbeitspreis wird daher von den Nahrungspreisen gebildet, die wiederum von den Produktionskosten der Nahrungsmittel abhängig sind. 4) Der Marktpreis einer Arbeitskraft richtet sich nach Angebot und Nachfrage. 5) Die Arbeitsmenge wird bestimmt durch das Kapital, das die Arbeit entlohnen kann (Lohnfondstheorie). 6) Den Marktpreis bestimmt das Angebot und die Nachfrage (kommt von Adam Smith).

Ricardo verfestigte den Grundsatz von freiem internationalen Handel und freiem Wettbewerb und konnte nachweisen, dass sich der Export von Gütern immer lohnt, wenn diese Güter im Inland günstiger produziert werden kann, als im Ausland.

Kommunismus: Setzt sich aus mehreren Varianten zusammen, die sich aus der Entwicklung, der Auslegung, sowie aus politischem Kalkül ergaben.

Marxismus: Wesentlichster Kopf war Karl Marx (1818-1883), Philosoph, Journalist und Publizist aus wohlhabender, gutbürgerlicher Familie, der vor allem mit Friedrich Engels (Unternehmer) viele Grundlagen des Kommunismus erschuf.

Marx schuf den Begriff des Kapitalismus (von Kapital), das er als den Versuch der Geldvermehrung kritisierte. Das ist seine einzige Theorie die weitestgehend als gültig angesehen wird, die aber im Gegensatz zu Marx von Smith und Ricardo als segensreich angesehen wird, weil dadurch der Markt reguliert wird. Marx ging davon aus, dass es nur einen bestimmten Güterbedarf gibt und dass es daher zu einem Kampf der Unternehmen untereinander kommen wird, um sich gegenseitig Marktanteile streitig zu machen. Hier haben eindeutig Smith und Ricardo Recht behalten. Der Güterbedarf hat dramatisch zugenommen. Marx ging davon aus, dass es zu einem Klassenkampf kommen würde, in dem die Arbeiter die Kapitalisten enteignen würden. Seine zentrale These ist die des Tauschwertes. Während im Liberalismus der Wert eines Produktes im natürlichen Wert besteht, die aus dem Mindestwert die zur Herstellung notwendig ist, und dem Marktpreis, der abhängig von dem auf dem Markt erzielbaren Preis ist, geht Marx von Tauschwert und Gebrauchswert aus. Der Gebrauchswert besteht aus dem Nutzen, während Tauschwert eigentlich dasselbe ist wie der natürliche Wert im Liberalismus. Allerdings war die Erklärung von Marx deutlich weitgreifender. Er sprach von gesellschaftlich durchschnittlicher Arbeit, wodurch ein innerer Wert der Ware entsteht, die in Geldform nach außen zum Ausdruck kommt. Marx behauptete, dass der Kapitalismus nicht die Versorgung der Mitglieder mit nützlichen Gütern, sondern nur der Erlangung von Kapital bezwecken würde. Damit wiedersprach er aber seiner eigenen Theorie des Güterbedarfs (siehe oben).

Karl Marx schwebte eine wirtschaftlich mit dem Kapitalismus vergleichbare Situation vor, in dem die Produktionsmittel aber allen gehören würde und somit auch deren Gewinn. Aber er hat keinerlei Ideen hinterlassen, wie das zu bewerkstelligen sei. Er hatte zeitlebens nur die Situation analysiert und meiner Meinung nach mit einer Strömungsrichtung der Hegelschen Philosophie versehen, deren Anhänger er war.

Leninismus: Lenin wurde als Wladimir Iljitsch Uljanow (1870-1924) geboren und nahm 1901 seinen politischen Decknamen Lenin als Nachnamen an. Er entstammte aus einer gehobenen Familie im Adelsstand und wurde Rechtsanwalt.

Er schuf auf Basis des Marxismus die Ideen, wie der Marxismus in der Praxis durchführbar ist. Leider beschränkte sich das vor allem auf der Idee, dass eine Partei eine Diktatur des Proletariats errichten soll. Das hört sich zwar gut an, ist aber schlicht und einfach eine simple Diktatur, bei der das Proletariat nichts mehr zu sagen hat. Diese Aussage ging einher mit vielen nichtssagenden Forderungen. Etwa das die Parteiführer ein revolutionäres Bewusstsein und Disziplin vermitteln soll und konkrete Analysen der konkreten Situation zur Verfügung stellen soll. Als neuen Empörungsbegriff schuf man neben dem bösen Kapitalismus den des verfaulten Imperialismus (Freihandel, z. Teil auch noch Kolonien).

Der Leninismus wird oft auch als Marxismus-Leninismus bezeichnet. Wegen der verschiedenen Auslegungen versteht man den Leninismus wortwörtlichen auch als orthodoxe oder zentralistische Form des Kommunismus.

Sozialismus: Gehört nur zu einem kleinen Teil zum Kommunismus. Sozialismus wurde durch die massiven sozialen Probleme der schnellen industriellen Revolution im 19. Jhd. entwickelt. Es beinhaltete vor allem die Forderungen nach Gerechtigkeit und soziale Sicherheit, sowie Solidarität. Mit den Ideen des Karl Marx kamen dann auch noch die Ziele der Gleichheit und der Überwindung des Kapitalismus dazu. Der Sozialismus wurde vor allem von der Arbeiterbewegung getragen und mündete in Deutschland schließlich in der Gründung der SPD. Schon 1916 spaltete sich der linke Flügel der SPD ab und bildeten 1918 die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD). Die Gründer und Führer der KPD Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht lehnten aber die Ideen von Lenin ab. Sie wollten keine „Diktatur des Proletariats mittels einer Einheitspartei und dessen Vorsitzenden, sondern strebten eine reine Herrschaft des Proletariats an. Aber wie schon Karl Marx, so konnten auch diese deutschen Kommunisten keine Lösungen anbieten.

Folgen: Nach der erfolgreichen Oktoberrevolution 1917 im russischen Reich wurden dort sämtliche Firmen, Betriebe und Banken enteignet. In einem zweiten Schritt wurden alle Lebensmittel und Waren beschlagnahmt und zentral den Menschen wieder zugeteilt. Die Menschen erhielten keinen Lohn mehr, sondern Zuteilungen von Agrarprodukte. Die Folgen waren so verheerend, dass Lenin diesen Urkommunismus abbrach und eine „neue ökonomische Politik“ einführte, die einer normalen Marktwirtschaft entsprach, aber nicht mehr mit dem Kommunismus vereinbar war. Lenins Nachfolger Jossif Wissarionowitsch Dschugaschwili (1879-1953), der sich seit 1910 in Josef Stalin umbenannte, entfachte eine Terrorkampagne gegen die vielen selbstständigen Bauern und zwang sie in staatlichen Genossenschaften. Viele Bauern wehrten sich und viele wurden von Erschießungskommandos ermordet. 1,8 Millionen Menschen wurden deportiert. Es kam zu einer großen Hungersnot, die 6 Millionen Menschen das Leben kostete.

Kurios daran ist, dass im russischen Reich überwiegend nicht der böse Kapitalismus vorherrschend war, sondern die Selbstversorgerwirtschaft. Die Kommunisten bekämpften also gar nicht die Kapitalisten sondern überwiegend die Kleinbauern.

Die Planwirtschaft, bzw. in der Volkswirtschaftslehre als Zentralverwaltungswirtschaft bezeichneten Wirtschaftssystem des Kommunismus zeichnet sich durch deutlich längere Entscheidungswege und im Detail mangelhaften Kontrolle aus. Das führte zu kuriosen Vorfälle: In der UDSSR wurde eine Kraftwerksturbine für einen neu geplantes Kraftwerk bestellt. Der Kolchosenleiter weigerte sich zu liefern und verlangte, dass erst das Kraftwerk gebaut werden muss, bevor er die Turbine liefert. Er wurde nach Sibirien geschickt, die Turbine wurde gebaut und auf der grünen Wiese gelegt, das Kraftwerk wurde nie gebaut, die Turbine verrostete und wurde schließlich wieder eingeschmolzen. Auch in der DDR kam es immer wieder zu vergleichbaren Vorfällen. Es musste eine Halle gebaut werden. Aber es fehlte die notwendige Zuteilung an Zement. Da das entsprechende Kombinat die Halle nach Plan fertigstellen musste, verzichtete man auf Zement und verwendete für den Beton, aus dem die Träger gegossen wurde nur Kalk. Wenige Tage nach Fertigstellung stürzte die Halle ein.

Und die soziale Komponente? In manchen Gegenden hausten die Menschen zwischen Seen mit hochgiftigen chemischen Abfällen. Die Bergarbeiter verreckten mit ende 40 elends an Luftmangel. Das wurde dann damit entschuldigt, dass der einzelne sich dem Wohl des Volkes zu unterwerfen hat. Das Wohl des Volkes bestand aber darin, dass man teilweise in Ruinen hausen musste, für wenige Waren lange anstehen musste und noch 1989 Maschinen aus Kaisers Zeiten benutzte. Aber man musste sich halt um nichts kümmern. Das Leben war sehr einfach.

Fazit: Der Kommunismus ist nur vordergründig eine Wohltat des Proletariats (einfaches Volk). Es mündet jedoch zwangsläufig immer in eine Unterjochung des Volkes unter einer Diktatur. Da das wirtschaftliche System zu lange Entscheidungswege und mangelhafte Kontrolle (siehe Anmerkung 1) zwangsläufig beinhaltet, ist es auch immer mit einer Verarmung des Volkes verbunden.

Keynesianismus: Die wesentlichsten Grundlagen dieser Theorien wurden von John Maynard Keynes (1883-1946) entwickelt. Keynes war als Delegationsführer des britischen Schatzamtes bei der Friedenskonferenz in Paris (1919) dabei und äußerte öffentlich massive Kritik an dem Versailler Vertrag. Er sah voraus, dass die massiven Reparationszahlungen in Deutschland zu einer deutlichen Zunahme von Nationalismus und Militarismus führen würde. Gut 10 Jahre später wurde deutlich wie treffend seine Vorhersage war.

Angesichts der Weltwirtschaftskrise nach dem ersten Weltkrieg entwickelte Keyne eine neue Theorie, die aber teilweise speziell auf die damalige Situation zugeschnitten war. Bei Vollbeschäftigung könnten die Firmen aus verschiedenen Gründen dazu tendieren, weniger Maschinen zu kaufen, was zu Entlassungen bei den Maschinenbauern führen würde. Dadurch können weniger Menschen Verbrauchs- und Konsumgüter herstellen und in diesen Sektoren gehen Arbeitsstellen verloren. Es tritt ein Vervielfältigungseffekt ein. Es gibt laut Keynes keine automatischen Kräfte, die diesen Zustand beenden können. Daher schlug Keynes vor, dass der Staat dem mit Steuersenkungen und Erhöhungen der Staatsausgaben entgegensteuern muss, um die mangelnde private Nachfrage durch öffentliche Nachfrage auszugleichen. Das führte zu dem Grundsatz seiner Theorie: Der Staat muss antizyklisch handeln. In guten Zeiten Geld sparen, in schlechten Zeiten Geld ausgeben.

Der Keynesianismus wurde nach dem zweiten Weltkrieg bis 1975 von vielen Staaten umgesetzt. So erhöhte die britische Regierung kurzfristig ihre Staatsausgaben, als deren Wirtschaft 1952, 1958 und 1973 schwächelte, verringerten aber ihre Staatsausgaben, als es der Wirtschaft glänzend ging (1955, 1973). Bei den Linken erfreut sich der Keynesianismus einer erneuten Beliebtheit. So hatte der ehemalige griechische Finanzminister und Wirtschaftsprofessor Varoufakis damit seine Forderung nach umfassenden neuen Schulden begründet. Vergaß dabei aber den Umstand, dass auch das Sparen dazugehört (siehe Anmerkung 2).

Neoliberalismus: Der Neoliberalismus wurde von verschiedenen Ökonomen während des zweiten Weltkrieges entwickelt. Er funktioniert auf Basis des Liberalismus, aber mit einer wesentlichen Ergänzung: Der Staat muss Voraussetzungen für den Wettbewerb herstellen, durch welche die Marktteilnehmer gleiche Ausgangsbedingungen finden (Wettbewerbsgleichheit). Die Theorien besagen, dass das Wohl der Gesellschaft am besten gefördert wird, wenn das Leistungsprinzip und die privaten wirtschaftlichen Initiativen sich im Rahmen einer marktkonform gestalteten Wirtschafts- und Sozialordnung entfalten kann. Um soziale Härten auszugleichen, die in einem freien Wettbewerb entstehen können, gibt es im Neoliberalismus einen zweiten, weniger gut bekannten Grundsatz: Der Staat muss den Bürger zur selbstverantwortlicher Vorbeugung (z. B. Versicherungsschutz) und zur Selbsthilfe motivieren.

Ordoliberalismus: In Deutschland wurde unter dem Eindruck eines zerbombten Landes durch die sogenannte Freiburger Schule (vor allem Walter Eucken) aber auch durch weiteren Einzelpersonen (Ludwig Erhard) der sogenannte Ordoliberalismus, im Ausland auch als deutscher Neoliberalismus bezeichnete Wirtschaftssystem entwickelt, dass dem Staat eine stärkere Verantwortung für die Sicherung sozialer Belange auferlegt. Staatliche Interventionen zur sozialen Sicherung wurden als zulässig betrachtet, wenn sie wirtschaftskonform erfolgen.

1948 wurde Ludwig Erhard von den Alliierten mit einer Währungsreform beauftragt. 1948 wurde die DMark eingeführt. Jeder Westdeutsche Bürger erhielt 40 DM Startkapital. Erhard war der Überzeugung, dass man auf alle Elemente der Planwirtschaft (Zuteilungsmarken) verzichten muss, um die Wirtschaft zu neuem Leben zu erwecken. Erhard überschritt damit seine Befugnisse. Als er deswegen vom amerikanischen General Clay zur Rede gestellt und gefragt wurde, wie er dazu komme, einfach Vorschriften zu ändern, gab Erhard die legendäre Antwort: „Entschuldigen Sie, ich habe die Vorschriften nicht geändert. Ich habe sie abgeschafft.“ Die Reaktion des Generals ist leider nicht überliefert. Das deutsche Wirtschaftswunder führte dazu, dass Deutschlands Wirtschaft deutlich schneller wuchs, als etwa die Britische, die dem Keynesianismus folgte.

Erhard nannte das deutsche Wirtschaftssystem „soziale Marktwirtschaft“.

Erstaunlicherweise wurde der Begriff Neoliberalismus für politisch Linke zu einem Synonym für alles was nicht optimal läuft. Die Begründungen sind unterschiedlich und sehr unkonkret. Von einem Buchautor zur Wirtschaft heißt es, dass der Neoliberalismus mal gut war, aber mit der Globalisierung schlecht wurde. Zumeist wird die Kritik am Neoliberalismus jedoch mit der wirtschaftlichen Entwicklung in Großbritannien unter Thatcher und Blair begründet. Aber Thatcher hat die am Boden liegende britische Wirtschaft wieder aufgemöbelt und zu neuem Höhenflug verholfen. Wahrscheinlich ist sie bei den Linken deswegen so unbeliebt, weil sie dazu auch die Macht der Gewerkschaften beschnitten hat. Aber das hat nichts mit dem Neoliberalismus zu tun, sondern kann in allen Wirtschaftsformen geschehen – außer im Kommunismus. Dort darf es überhaupt keine Gewerkschaften geben, bzw. nur proforma.

Monetarismus: Diese Wirtschaftslehre wurde in den 50er Jahren von Milton Friedmann (1912 - ) entwickelt und beschränkt sich im Grunde auf dem Grundsatz: Der Staat soll nur die Menge des Geldes regeln, um langfristiges Wirtschaftswachstum ohne Inflation zu sichern. Das steht im Gegensatz zur Fiskalpolitik, die zum Keynesianismus gehört.

Seit den 70er Jahren des 20. Jhd. wurde der Monetarismus praktisch praktiziert. So etwa in Großbritannien seit 1979 unter Margaret Thatcher.

Anmerkung 1: Entscheidungswege in der Marktwirtschaft (zum Vergleich mit den Entscheidungswege im Kommunismus): In der Marktwirtschaft muss jede Firma (vergleichbar mit einem Kombinat) für sich planen und entscheiden. Produktangebot, Maschinenpark, Zulieferungen und Personalstärke muss regelmäßig überprüft und korrigiert werden. Aber das reicht oft genug nicht:

Marvin Bower war ein Anwalt in einer Anwaltskanzlei, die insolvente Firmen abwickelte. Bower hatte 11 solcher Firmen zu betreuen. Die Gläubiger (also diejenigen, die Geld von der insolventen Firma zu bekommen haben) wollen ihr Geld retten und dazu ist es meistens besser, wenn die insolvente Firma gerettet werden kann. Die Erkenntnis von Bower war, dass von den 11 Firmen 10 gerettet werden konnte. Diese Firmen gerieten in die Schieflage, weil es keinen Informationsfluss von unten nach oben gab. Bower wurde schließlich von dem Wirtschaftsprüfer James O. McKinsey angestellt und übernahm nach wenigen Jahren den Laden und formte sie zum ersten Unternehmensberater um.

Heute gibt es für den Informationsfluss unzählige Kennzahlen, die größtenteils mit Zahlen aus der Buchhaltung, aber auch mit Informationen aus allen Ecken einer Firma arbeitet. Mithilfe dieser Kennzahlen kann ein Betriebsführer einen schnellen Überblick über den Zustand der Firma erhalten. Eines dieser Kennzahlen ist etwa die der Liquidität. Diese Kennzahl verrät das Verhältnis vom Kapitalbedarf zum vorhanden flüssigen Kapital. Aufgrund dessen kann man sagen, ob man sein flüssiges Kapital erhöhen muss, oder ob man abziehen und etwa anlegen kann. Die Liquidität unterteil sich noch in A, B und C. Diese Unterscheidung dient der Langfristigkeit des Kapitalbedarfs.

Anmerkung 2: Was sind Schulden: Schulden sind die Übereignung von zukünftigen Einnahmen.

Sind die Schulden so hoch, dass von den zukünftigen Einnahmen zu wenig zum Leben übrigbleibt, dann ist das eine Überschuldung.

Mit Aufnahme von Schulden verliert man ein Stück finanzieller Entscheidungsfreiheit. Je mehr Schulden man hat, desto weniger Entscheidungsfreiheit hat man. Mit der Überschuldung verliert man diese Entscheidungsfreiheit vollständig.

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