Das, was ich gerade vorhabe, ist Hochverrat an meiner Heimatstadt Düsseldorf. Ich stehe, mit einem Kölsch in der einen und Eintrittskarten für das Spiel des 1.FC Köln in der anderen Hand, vor dem Rhein-Energie-Stadion. In... nun ja, Köln eben. Wir sind spät dran und das Spiel hat schon begonnen, ich nehme einen letzten Schluck aus der Flasche und wir begeben uns zu den Sicherheitsleuten.
„Sie kommen bitte zu mir.“ spricht die in schwarz gekleidete Frau meine Freundin an und wird kurz darauf sehr – und ich meine wirklich seeehr – ausführlich abgetastet.
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„Und Sie kommen bitte zu mir.“ Ihr männlicher Kollege winkt mich zu sich und als ich vor ihm stehe, schaut er mich mit einer Mischung als Unsicherheit und peinlicher Berührtheit an.
„Das ist schon richtig so.“ Versuche ich ihn zu beruhigen, er jedoch starrt mich für die nächsten Momente einfach nur an.
„Nein nein... schon gut, ich muss nicht...ich äh... ist gut so.“ Und schweigend beobachten wir zusammen, wie meine Freundin immer noch abgetastet wird. So wirklich gefährlich wirkt sie auf mich ja eigentlich nicht...
Ich verfluche diese verpasste Gelegenheit keine Bombe oder wenigstens Alkohol mit reingeschmuggelt zu haben! Vier Euro für einen halben Liter Bier! In einem Plastikbecher! Für Kölsch, was ja eigentlich auch nur Wasser ist. Und dabei hätte ich mir das Spiel sehr gern schön getrunken, aber so viel Geld hatte ich leider nicht dabei. Nach 90 Minuten ist der Spaß vorbei und die Massen bewegen sich Richtung Toiletten.
Auch wir sind auf dem Weg dahin. Als ich so die Schlangen vor Männer- und Frauenklo vergleiche, folge ich meiner Freundin aus mathematischen Gründen auf das Damenklo. Und da bin ich nicht der Einzige. Drei weitere Männer haben sich in die Höhle der Löwinnen getraut, einer von ihnen ist bereits in einer Diskussion verwickelt.
„Und warum bist du hier auf dem Frauenklo?“, wird er gefragt, dabei zieht er die Augenbrauen langsam nach oben.
„Weil ich pinkeln muss und das andere Klo 5-mal so voll ist.“
„Aber das ist das FRAUENklo!“
„Ja... und?“ Er schaut zu mir rüber. „Ich bin ja nicht der Einzige hier und mag doch nur in Frieden pinkeln!“
Ehe das „Gespräch“ weiter gehen kann verschwindet sie kopfschüttelnd in der Kabine.
„Ist doch egal auf welches Klo man geht, oder?“ sieht er mich etwas verwirrt an und ich nicke zustimmend.
Soweit ich in formiert bin (und da darf man mich gern korrigieren) gibt es keine rechtliche Grundlage, die das Benutzen von Herren und Damentoiletten regelt. Eher eine gesellschaftliche Konvention. Was macht ein Vater, dessen kleine Tochter mal muss? Wahrscheinlich die Damentoilette mit ihr aufsuchen. Ein Transmann? Die Herrentoilette natürlich (abgesehen von Sportveranstaltungen vielleicht). Hier ist es – zumeist jedenfalls – einfacher für die Herren der (Trans-)Schöpfung. Die meisten Männer – so mein persönlicher Eindruck – juckt es recht wenig, mit wem sie auf dem Klo stehen oder sitzen. Viel häufiger habe ich Frauen auf dem Männerklo gesehen als umgekehrt, wobei dort an den Pissoirs ja viel mehr „zur Schau“ gestellt wird als in den geschlossenen Kabinen der Damen. Ein Mann wird scheinbar als potentielle Gefahr wahrgenommen. Aber was für ein Männerbild liegt dem zugrunde? Irgendwie... sexistisch?
In Houston (Texas, USA) wurde diesen Monat ein Gesetzt außer Kraft Gesetzt, dass es Transsexuellen erlaubte, das von ihnen bevorzugte WC zu benutzen. Geworben wurde mit einem Werbespott, in welchem ein Mann sich eine Perücke anzog und einem kleinen Mädchen auf die Toilette folgte. Regelmäßig werden dort besonders Transfrauen auf Toiletten beschimpft, belästigt und nicht selten Opfer körperlicher Gewalt. Unabhängig davon, ob sie nun das von ihnen bevorzugte Damenklo oder das ihnen aufgezwungene Herrenklo benutzen. Ich hoffe sehr, dass eine solche immense Form von Diskriminierung in Deutschland (und Österreich natürlich!) keinen Einzug finden wird. Das immer häufigere Vorhandensein von Unisextoiletten und meine überwiegend neutralen Erfahrungen bis jetzt stimmen mich da nicht ganz so düster.
Nachdem ich fertig bin und mir die Hände gewaschen habe (kein Produkt einer prinzipiell eher „weiblich“ geprägten Sozialisation – tatsächlich waschen sich sehr viele Männer nach dem Toilettengang die Hände. Einige auch nicht, aber pssscht... das sieht bei den Frauen nicht anders aus) machen wir uns auf den Weg nachhause. Die meisten Badezimmer in deutschen und bestimmt auch österreichischen Haushalten sind übrigens unisex, fällt mir da so ein, als wir uns in die Bahn quetschen. Das sollte mein letzter klarer Gedankengang für die nächste halbe Stunde sein, alles was daraufhin folgte war nun:
EFFZEH!! EFFZEH!! EFFZEH!