Ich weiß, eigentlich sollte man sich ernsten Themen ernsthaft widmen, aber man kommt sich sonderbar deplaziert vor, wenn alle anderen doch agieren, als ginge es nur noch darum, einen Comedy- oder Satirepreis zu gewinnen. Ein bisschen so, als ginge man völlig overdressed mit Frack und Zylinder auf einen Grillabend, auf dem alle mit Flip-Flop und freiem Oberkörper herumlaufen. Also machen wir uns am besten alle frei, um sämtlichen Peinlichkeiten zu entgehen. Ist doch eh schon fast egal, möchte man beinahe meinen, angesichts der - unverändert - rund 40.000 - 50.000 Neuflüchtlinge, die monatlich nach Deutschland strömen und Versorgung und Teilhabe einfordern.

Realsatire ist also angesagt. Weil ich kein Österreicher bin, muß ich mir leider den Witz über die sich selbst öffnenden Wahlumschläge verkneifen. Aber ich habe ja unsere eigene Bundeskanzlerin:

Die hat jetzt ein Jahr darüber gebrütet, wie man die vielen Syrischen Akademiker in den deutschen Arbeitsmarkt integrieren kann. Der eine oder andere mag sich noch erinnern: Es ging um die gut ausgebildeten Facharbeiter, Ärzte und Akademiker, die "Wertvoller als Gold" für uns seien (EU-Martin Parlamentspräsident Schulz) und uns "ein neues Wirtschaftswunder" (Daimler-Chef Zetsche) eröffnen könnten. Jedenfalls würden Sie das demographische Problem lösen, und wenn man mit Schäuble geht, doch zumindest die Degeneration des (deutschen) Blutes durch Inzucht verhindern helfen.

Nun, die Sache mit dem Gold ist so eine Sache und das mit den dem Jobwunder scheint wohl auch irgendwo unter die Räder gekommen zu sein [https://www.fischundfleisch.com/trifero/von-der-polemik-der-zahlen-oder-neverland-ist-abgebrannt-24255]

Der Bundeskanzlerin ging es nie um einfache Lösungen. Das betonte nicht nur sie selbst, sondern auch ihr treuer Kanzleramtsminister Altmaier immer wieder:

„Wenn wir untereinander nur den kleinen Vorteil suchen, um noch irgendwie mit einem blauen Auge über einen Wahlsonntag zu kommen, gewinnen nur die, die auf Parolen und einfache Antworten setzen.“,

Jüngst ließ sie noch in der Haushaltsdebatte verlauten, man wolle die AfD mit sachlichen Argumenten entzaubern (richtig, die AfD, das sind die Dunklen mit den kalten Herzen und dem unfreundlichen Gesicht.)

Das ist Frau Dr. Merkel jetzt auch gelungen, mit einem Vorschlag der an Klasse kaum zu überbieten ist:

„Wir haben neulich im Kabinett diskutiert, dass das Umschreiben einer syrischen Fahrerlaubnis in eine deutsche 500 Euro kostet. Und natürlich hat ein Flüchtling nicht sofort 500 Euro. Also hilft da vielleicht ein Darlehensprogramm. Wenn man dann verdient, kann man diese 500 Euro zurückzahlen, es werden überall Kraftfahrer gesucht.“

Gegenüber dem RBB-inforadio [ https://www.welt.de/politik/deutschland/article158160682/Kraftfahrer-gesucht-Merkel-gibt-Fluechtlingen-Tipps.html] ließ Merkel diese intellektuelle Bombe, das Ergebnis der Kabinettssitzungen platzen. Eingeflossen sind womöglich auch schon die Ergebnisse der relativ zeitgleichen Treffen mit den Vertretern der deutschen Wirtschaft im Kanzleramt, zu der Frau Merkel geladen hatte (Ja, auch Herr Zetsche war dabei).

Man möchte ehrfürchtig ausrufen: Toll. Mindestens 500.000 syrische Kurier-, Taxi-, Bus- und Lkw Fahrer, die unser Rentensystem fahrend - quasi nebenbei - retten. Teufel nochmal, Sie hat es wieder geschafft:

Wahrlich keine einfache Lösung, ausgewogen und durchdacht, das Ergebnis intensiver Beratschlagungen der Elite unseres Staates. Genau so zieht man den kalten Herzen den Boden unter den Füßen weg und überzeugt mit der kühlen, lösungsorientierten Sachlichkeit, für die die Deutschen ihre Kanzlerin so verehren.

Und nur böse Spötter - die mit dem kalten Herzen - würden darauf verweisen, dass ein Syrischer Führerschein nicht ohne weiteres "umgeschrieben" wird [https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Anlage/VerkehrUndMobilitaet/Strasse/auslaendische-fahrerlaubnisse-merkblatt-ausserhalb-eu-und-ewr-staaten.pdf?__blob=publicationFile] schon gar nicht, dass man mit € 500 für die normalerweise fällige Anmeldung und nachträgliche Fahrprüfung hinkommt. Spätestens nach sechs Monaten erlöschen die alten Fahrerlaubnisse sowieso. Oder gibt es hier Sonderregelungen. Wenn nicht, machen wir die eben.

Das Problem gibt es übrigens auch bei der Anerkennung ausländischer Hochschulzugangsberechtigungen. Sonderbar viele Flüchtlinge wollen studieren, dabei werden ausländische Hochschulberechtigungen aus Drittstaaten eigentlich gar nicht anerkannt. Das Prozedere ist langwierig und kompliziert. Woher also die vielen Hochschulzugangsberechtigungen ?

Darüber, wie mit der Hochschulberechtigung umgegangen werden soll, berichtete der Tagesspiegel schon Ende 2015 unter der Überschrift: "Sie wollen studieren- aber richtig: "Die Hochschulen diskutieren, wie mit fehlenden Zeugnissen umgegangen werden soll, weil z.B. die Studienbewerber bei der Flucht ihre Dokumente nicht haben mitnehmen können. "Die Bereitschaft der Ministerien, für Flüchtlinge besondere Regelungen zu finden, sei aber hoch."

Also: Kein Pass - kein Problem. Keine Zeugnisse - machen wir. Kein Führerschein: Schreiben wir um. Keine Sprachkenntnisse: Brauchen wir nicht. Wie sagte Merkel: Deutschland verändert sich! Ja, stimmt wohl, aber das Problem der fehlenden Fahrer haben wir doch immerhin gelöst. Und der kleine Prinz sitzt auf seinem Planeten und weint vor Glück! Und ich weine mit.

PS:

Sorry, aber ich muß das tun: Und die anderen Syrer spielen klassische Musik ind den Konzertsälen Europas. Wie schön das alles doch ist.

César / Flickr_-_Πρωθυπουργός_της_Ελλάδας_-_Angela_Merkel_-_Αντώνης_Σαμαράς_(2).jpg: Αντώνης Σαμαράς Πρωθυπουργός της Ελλάδας https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Angela_Merkel_(August_2012)_cropped.jpg