Also die Amerikaner waren es bestimmt nicht! - Teil 2

Die Zerstörung der Nordstreampipelines vor nicht ganz 2 Jahren hat ein ordentliches politisches Beben ausgelöst und viele Spekulationen zur Folge.

Worin sich fast Alle einig waren, so auch ich: Die Russen sinds wohl nicht gewesen.

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Was in der Washington Post steht...

Aktuell sieht alles danach aus als wäre es, wie wir so schön sagen, eine besoffene Geschichte gewesen die eine Katastrophe auslöste. Diplomatisch, wirtschaftlich und für die Umwelt.

Ein paar reiche Ukrainer feierten das man die russische Invasion erfolgreich begrenzt hat. Und dabei wurde getrunken und über die Zukunft gesprochen. Die Kreise reichen bis in die obersten Schichten der ukrainischen Militärführung. Auch der damalige Oberkommandierende, Saluschnyj, war darin verwickelt.

Einzig der ukrainische Präsident soll nichts davon gewusst haben. Das mag man nun glauben oder nicht. Ich überlasse es jedem selbst darüber zu urteilen. Ob er nun meinem Hasswort 202x "Unschuldsvermutung" folgt oder nicht.

Das Budget für die Operation betrug ungefähr 300.000 Dollar. Der dänische Geheimdienst hat Deutschland gewarnt, das CIA wusste davon, dachte aber die Attacke wäre abgeblasen worden. Nun ja - war sie nicht.

Einer der Hauptdrahtzieher hinter dem Sabotageakt steht nun in Kiew vor Gericht. Nicht weil er bei einer Verschwörung gegen einen militärischen Verbündeten beteiligt war. Sondern weil er seinerseits auf eine russische Finte reinfiel: Beim Versuch einen russischen Piloten mitsamt Flugzeug zum Überlaufen zu bewegen gab er ohne Erlaubnis die Koordinaten eines Flugfelds preis. Das kurz darauf von russischen Raketen zerstört wurde. Ein Soldat starb. Siebzehn weiter wurden verletzt.

https://www.washingtonpost.com/national-security/2023/11/11/nordstream-bombing-ukraine-chervinsky/

Die politische Sprengkraft von Nordstream

Die Ukraine und Polen bekämpften Nordstream schon seit der Entstehung. Das offizielle Argument: Deutschland wäre zu abhängig von russischem Gas. Inoffiziell: Beide verdienten gut an den Transfergebühren. Durch Nordstream sahen beide in die sprichwörtliche Röhre.

Auch der Rest Europas war eher mäßig happy denn: Am vorgeschobenen Argument Polens war durchaus etwas dran: Deutschland machte sich über Gebühr abhängig von russischem Gas und gefährdete damit Europas Sicherheitsarchitektur auf Kosten seiner östlichen Nachbarn.

Auch von Frankreich gab es entsprechend Widerstand. Was dann in weiterer Folge zur Urheberrechtsposse führen sollte in der im Prinzip die Interessen von Millionen von Internetnutzern in Europa... für Gas opferte. Und der ganze restliche Quatsch den (Un)politiker wie Axel Voss vom Stapel ließen war im Prinzip komplett für die Füße. Frankreich wollte Artikel 13. Deutschland wollte Nordstream. Und darum wurde es durchgeboxt.

Man kann also sagen: Deutschlands Spitzenpolitik war bereit für diese Scheiß Pipeline auf Alles zu scheißen was das Volk wollte, jeden vor den Bus zu schubsen der sich in den Weg stellte und mit jedem ins Bett zu steigen der nur bereit war zur Pipeline "Ja" zu sagen. Deutschland hat sich gebärdet wie das Arschloch Europas und am Lustigsten finde ich daran: All das löste sich in Rauch auf. Sprichwörtlich. All das zerschlagene Porzellan. Für nichts.

https://www.golem.de/news/kuhhandel-zu-nord-stream-was-eine-gaspipeline-mit-uploadfiltern-zu-tun-haben-koennte-1903-140244.html

Was können wir daraus lernen?

Bleiben wir einfach mal bei dem was wir mit Sicherheit sagen können: Russland wars nicht. Dafür gab es von Anfang an wenig Anhaltspunkte. Unabhängig davon ob nun Amerika oder die Ukraine für den Angriff verantwortlich war: Deutschland wusste davon, dank der Holländer. Und man hat die Warnung ignoriert.

Der von mir spekulierte Teil

Alles was ab jetzt kommt ist einfach mal meine Vermutung. Das was ich schreibe ist nichts weiter als mein Kopfkonstrukt. Ich lade euch aber ein daran Teil zu haben.

Die Zerstörung der Pipelines kam Deutschlands Spitzenpolitik gar nicht so ungelegen. Warum?

- Deutschland war durch russisches Gas erpressbar. Russland drohte x-mal den Gashahn zuzudrehen wenn Europa nicht spurt.

- Der Bevölkerung war ein freiwilliger Verzicht auf russisches Gas nicht zu vermitteln. Im Zweifelsfall ist einem das eigene Hemd näher als die Hose. Und ganz besonders näher als die Hose des Nachbarn.

- Um eine langfristige Diversifizierung der deutschen Energiepolitik zu ermöglichen musste man so oder so auf russisches Gas verzichten bzw. sich umstellen... Und auch das war der Bevölkerung nicht zu vermitteln. Zuerst baut man eine teure Pipeline? Dann nutzt man sie nicht?

Die kompletten, damals noch in Architektur befindlichen, Sanktionen wären mit Nordstream einfach reine Fiktion gewesen.

Der von mir spekulierte Teil 2

Wer mich kennt weiß: Ich bin kein großer Freund von Amerika. Ich sehe Amerika in der aktuellen Frage als unseren Verbündeten weil ein siegreiches Russland für die europäische Sicherheitsarchitektur eine Katastrophe wäre. Das wars.

Und damit sind wir in geopolitischer Realität: Es gibt Zweckgemeinschaften und Partnerschaften. Ich bin der Ukraine moralisch verbunden. Aus dem schlichten Grund weil es eine Demokratie ist die nicht gewaltsam versucht die Nachkriegsordnung über den Haufen zu werfen. Und weil es auf dieser Welt weit feindseligere Nationen gibt.

Wenn wir den kompletten historischen Kontext rund um Nordstream betrachten fällt vor Allem eines auf: Das die Interessen der Bevölkerung und demokratische Werte auf die wir uns Alle berufen im Angesicht von geopolitischen Interessen und Interessen der Hochfinanz nicht immer an oberster Stelle stehen.

Und was denke ich persönlich?

Ich persönlich bleibe bei meiner Meinung: Die Welt, selbst Deutschland, ist ohne Nordstream besser dran. Man sieht auch schön: Auch ohne Nordstream ist hier niemand erfroren. Russland hat seinerzeit westliches Gas etwas unterboten. Reich wurden einige Wenige. Denn die Vorteile des "billigen Gases"... die kamen beim Bürger niemals an. Ich persönlich finde es traurig, dass man so viel Geschirr zerbrach, sich so verwundbar machte, Europa vor eine Zerreissprobe stellte... Und das Alles nur um ein paar Konzernchefs glücklich zu sehen.

Und weil es Zeit wird wieder in 2024 zu landen: Der Gaspreis ist auf einem Rekordtief. Nur halt nicht für uns. Das war schon immer so. Wir sind einfach nur die, die für Alles bezahlen dürfen.

https://www.boerse-online.de/nachrichten/rohstoffe/niedrigster-gaspreis-seit-mai-2021-aber-nicht-fuer-verbraucher-20351286.html

PS: Aus aktuellem Anlass hier mein damaliger Beitrag zu dem Thema:

https://www.fischundfleisch.com/ttavoc/also-die-amerikaner-waren-es-bestimmt-nicht-79955

Darum ja eben auch Teil 2 :)

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