Es geht um den Blog eines eher kontroversen Mitposters. Ich werde die Blog-Vita dieses famosen Individuums hier nicht ausrollen. Sie spricht für sich. Auch sein Fankreis spricht für sich.
Es sind alte, weiße Männer. Die Idee, dass eine Frau was Wesentliches zu sagen hat ist natürlich da schon von Haus aus absurd. Ich kannte die Dame nicht, habe aber mir aber zumindest das Minimum an Mühe gemacht mir zwei Interviews von ihr durchzulesen.
Und was die Frau sagt ist nicht blöd. Auch wenn das unser Altherrenclub natürlich anders sieht.
Also... Hat man in Österreich oder Deutschland das Recht auf Verzicht auf ein Auto? Eine schwierige Frage deren Beantwortung sich ca. wie folgt zusammenfassen lässt: "Kommt drauf an wo du wohnst"
Wenn du am Land wohnst hast du kein Recht auf Verzicht auf ein Auto. Es sei denn du entscheidest dich ein Penner zu werden. Du hast keine Teilhabe am Sozialleben und am Berufsleben schon gar nicht.
Die flapsige Erklärung des Poster "Die richtige Formulierung wäre, dass jeder die Möglichkeit haben sollte, auf ein Auto zu verzichten - aber die hat ja eh jeder. Eventuell muss er halt umziehen oder sich einen anderen Job suchen. Selbstverantwortlich!" greift also zu kurz. Sie läuft auf das Recht die Schnauze zu halten raus.
Denn die Möglichkeit hat NICHT jeder. Wir können nicht Alle in Städten leben die einen bombenmäßigen öffentlichen Nahverkehr haben. Wenn wirs doch tun würde Alles zusammenbrechen. Man kann sich das in Failed States wunderbar ansehen wo die Landflucht einen Staat hinführt.
Wir werden nie komplett auf Autos verzichten können. Aber wir sollten die Chance haben möglichst oft darauf verzichten zu können. Und dieser Verzicht muss auch LEISTBAR sein.
Denn der Witz ist, und darüber redet eben Katja Diehl: Mobilität ist ein Luxus. Und mit Luxus meine ich nicht nur Geld. Wusstet ihr, dass körperlich Behinderte die auf einen Rollstuhl angewiesen sind ihre Reise mit der Deutschen Bahn 14 Tage im Vorraus ankündigen müssen? Ich nicht! Um also auf ein Auto verzichten zu können, muss man über einen absolut intakten Körper und ausreichend Geld verfügen. Heute baut man dir ein Auto um das du es problemlos mit Rollstuhl fahren kannst. Aber wenn du mit dem Zug reisen willst bist du geliefert.
Und die finanzielle Seite? Ich besuche nächste Woche meine Eltern. Ich fahre dazu mit dem Zug. Obwohl das finanziell eine richtige Deppenentscheidung ist. Würde ich mich ins Auto setzen komme ich für einen Bruchteil der Kosten bei Ihnen an. Und auch das muss sich ändern.
Autofahren muss nichtmal teurer werden - wozu? Das würde nur der Landbevölkerung noch mehr Probleme machen. Aber öffentliche Verkehrsmittel müssen besser verfügbar und billiger werden.
Deutschland hat hier mit dem 49-Euro Ticket einen richtigen Weg und ich hoffe, dass wir uns in Österreich auch zu so einer Lösung durchringen können. Denn das KlimaTicket ist ein Hohn. Aber egal wie gut oder schlecht ein Klimaticket, ein 49-Euro Ticket oder was auch immer auch sein mag von der Idee: Wenn am Land nicht mehr Alternativen zum Auto geboten werden nützt das Alles nichts.
Es wird Zeit für eine Abkehr von der stetigen Förderung für die Automobilindustrie. Denn: Auch die Abwrackprämien, Ökoprämien, Verschrottungsprämien und wie sie nicht alle hießen kosten Steuergeld.
Ein 9-Euro Ticket wäre leistbar. Es kostet 2,5 Milliarden Euro. Alles was Deutschland tun müsste? Die Subventionierung des Autos und der Autoindustrie ein wenig zurückzufahren. Das sind nämlich, je nach Jahr und Maßnahme, zwischen 10 und 15 Milliarden Euro. Und da sind Dinge wie Pendlerpauschalen und das Dienstwagenprivileg, nochmal gut 8-9 Milliarden, gar nicht eingerechnet.
Vielleicht hat das Gro der Bürger gar keine Lust mehr das ihr Steuergeld für solche Dinge ausgegeben wird? Daran schon gedacht? Vielleicht habe ich gar keinen Bock Anderen Menschen den Neuwagen zu finanzieren wenn die Autoindustrie mal wieder nach Umsätzen kreischt?
Ist die Autoindustrie ein wichtiger Wirtschaftszweig? Das wäre untertrieben. Es ist DER europäische Wirtschaftszweig schlechthin. Aber das heißt nicht, dass wir nicht auch in anderen Bahnen denken sollten.
Alten Männern fällt sowas schwer. Das ist ok. Niemand will euch das Auto wegnehmen. Aber lasst zu, dass jüngere Menschen nach Wegen suchen die eben nicht eure sind. Denn eure Wege führen uns in den nächsten 50 Jahren solide Richtung Abgrund. Das ist kein Vorwurf: Es hat lange funktioniert. Aber es wird nicht mehr lange funktionieren.
Wenn ihr schon nicht mithelfen wollt stellt euch zumindest Menschen wie Katja Diehl nicht unnötig in den Weg. Die Frau ist nicht halb so blöd wie ihr sie hinstellt.
Und ein wildes rundumdreschen Richtung Orwell, Diktatur und Faschismus macht eine Argumentation nicht besser. Es zeigt einfach nur, dass man(n) im Grunde keine Argumente hat.