Um das politische System in Russland zu verstehen ist es zwar nicht notwendig ein Österreicher zu sein. Es hilft aber extrem.
Im Grunde sind das politische System in Russland und in Österreich gar nicht so verschieden. Nur haben wir hier Demokratie und können daher offen über das System reden und es verstehen. In Russland nicht.
Zu allererst müssen wir uns klar machen:
Korruption ist auch ein bisschen was man daraus macht
Korruption kann in einem Staat überaus nützlich sein. In Österreich werden dank Korruption Dinge möglich die in einem normalen Land unmöglich wären. In Russland ist das genauso. Korruption kann man wunderbar in die Funktion eines Staates einweben. Jeder darf sich, im Rahmen, am großen Topf laben. Jeder darf korrupt sein. Je weiter oben, desto mehr. Und der Staat macht die Augen zu und will davon nicht all zu viel wissen wenn man im Gegenzug spurt.
Darum kann man bei uns in der passenden Seilschaft Kredite bekommen zu Konditionen die für meine Firma undenkbar wären. Und in Höhen bei denen man ohne diese Verbindungen in die nächste Irrenanstalt gebracht wird weil man offensichtlich den Verstand verloren hat. Man kann als Großbetrieb Schwarzarbeit betreiben und niemand hinterfragt das.
Solange man spurt oder nicht zu unbequem wird. Wenn die Leute auf FuF sich wundern warum nun so viel Dreck über FPÖ-Politiker ausgegraben wird wo doch eh alle korrupt sind... das ist wenn man dann eben DOCH hinsieht. Man sieht hin wenn es genehm ist und ist ansonsten blind.
Weit verbreitete und akzeptierte Korruption kann also einem Staat Druckmittel in die Hand geben die er sonst nie hätte. Nehmen wir an du stellst dich mit deiner Meinung gegen das was der Staat gerne möchte. Dann kann er dich wegen deiner Meinung nicht einsperren. Er kann dich aber sehr wohl einsperren weil du Spendengelder hinterzogen hast. Das machen zwar eben Alle aber bei dir wird es verfolgt.
Das System hat Russland perfektioniert. Und zwar in allen Ebenen. Natürlich auch der Armee. Vom Gefreiten Kleptokravic hinauf zum General Korruptislav: Alle sind munter daran beteiligt gewesen. Und da sehen wir die große Gefahr der in den Staat integrierten Korruption.
Korruption ist immer teilweise unsichtbar und unbeherrschbar
Selbst in einem Land das Korruption als Modus Operandi für das alltägliche Leben etabliert hat und in dem sie geduldet wird, wird ein Teil der Korruption immer verborgen bleiben. Die Behörden MÜSSEN ja wegschauen. Würden sie nicht wegschauen müssten sie handeln. Und handeln würde das System auf dem Alles aufbaut gefährden und zum Einsturz bringen.
Als Putin seinerzeit Vizebürgermeister von Sankt Petersburg war, und sich alles in Auflösung befand, wäre die Stadt ohne Korruption wahrscheinlich vor die Hunde gegangen. Ohne shady Deals mit der Unterwelt und willfährigen Helfershelfern in Europa (Von denen viele tragische Unfälle erlitten in den folgenden Jahren und Jahrzehnten) wären die Bürger Sankt Petersburg verhungert und der öffentliche Dienst zusammengebrochen. Die genauen Umstände kann man sich in "Putins Netz" genauer durchlesen. Für den Moment wird es uns reichen dass es einen guten Grund gab Korruption zu akzeptieren.
Putin ging aber davon aus, und das war ein Kardinalfehler, er könne das Biest "Korruption" irgendwie zähmen. Und da saß er einem Irrglauben auf.
Bad News are Bad News
Wir fassen kurz zusammen: In einem System mit etablierter Korruption ist es vollkommen normal sich zu bedienen. Russische Rüstungskonzerne zocken den russischen Staat schon seit Ewigkeiten ab und bis zu einem gewissen Grad ist das akzeptiert und gewollt. Putin will ja seine Freunde nicht verarmen lassen und legal kommste ja zu nix.
Was Putin dachte als er in die Ukraine einmarschierte wird immer ein Geheimnis bleiben aber was er vorher hörte war klar: "Wir machen die Ukraine sowas von platt!" Weil niemand es wagte ihm zu sagen dass:
- Das Geld für Nachtsichtgeräte in Alles investiert wurde außer in Nachtsichtgeräte (Die Firma die sie hätte entwickeln und bauen sollen hat einfach nur Milliarden und Abermilliarden irgendwo hin versanden lassen)
- Das man keinen Sprit hat weil es Usus ist bei den Truppen hunderte von Litern Treibstoff abzuzapfen und schwarz zu verkaufen
- Das es normal war Teile von Panzern auszubauen und zum Schrotthändler zu karren für ein paar Rubels.
- Das die Kräfte, die die Ukraine destabilisieren und unterwandern hätten sollen sich ein schönes Leben machten und ihre Berichte ein potemkinsches Dorf waren.
Am Papier sah Alles nach einem Drei-Tage-Krieg aus. Putin hat den Überblick über seine eigene Korruption verloren.
Niemand wagte ihm zu sagen wie die Dinge stehen denn das wäre ein Eingeständnis gewesen das man selber zu tief in den Honigtopf gelangt hatte. Viel tiefer als erlaubt.
Was können wir daraus lernen?
Das System "Korruption" ist nicht unendlich tragfähig. Es kann nicht funktionieren wenn ALLE mitmachen. Und während es bequem ist Korruption zu fördern und nur zu bestrafen wenn es politisch opportun ist... es ist ein gefährliches Spiel. Dabei muss es nicht mal um Krieg gehen. Russland ist eins der rohstoffreichsten Länder der Erde. Die Fläche Russlands ist riesig. Es hätte alle Möglichkeiten eine Hochtechnologienation zu sein die Europa und China in den Schatten stellt. Stattdessen fließt Alles bei ein paar Kleptokraten zusammen.
Und hier müssen wir einfach aufpassen. Menschen wie zB. Rene Benko sind keine brillanten Geschäftsleute zu denen wir aufschauen sollten. Das sind einfach nur bestens vernetzte Gauner die Alles und jeden über den Haufen klagen der es wagt ihnen die Zähne zu zeigen. Benkos Aktivitäten haben den Staat mehr Steuern gekostet als er je einbringen wird. Sieht so Erfolg aus? Nein. So sieht staatlich etablierte Korruption aus. Und wo sie hinführt sehen wir in Russland: Sie führt zu einem Failed State.
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