Ich bin ein überzeugter Demokrat. Allerdings frage ich mich immer öfter: Warum eigentlich?
Wenn sich Demokratie darauf reduziert, dass wir alle paar Jahre einen Zettel in eine Wahlurne stecken dürfen, können wir uns das Ganze eigentlich auch schenken, oder?
Wann hattet ihr zuletzt das Gefühl, bei einer Wahl eine Partei zu wählen, die wirklich eure Interessen vertritt? Und zwar wirklich objektiv vertritt?
Versteht mich nicht falsch: Natürlich dürfen wir wählen und unsere Meinung kundtun. Bei Randgruppenthemen, die zwar durchaus eine Bedeutung haben, aber im Grunde keine großen Gesellschaftsfragen sind. Allerhöchstens werden sie zu Gesellschaftsfragen hochgepusht.
Divide et impera ist das Motto und entsprechend sind wir, das Volk, auch in unserer Meinung zu nicht mehr relevanten Splittergruppen zerlegt worden.
Die ganzen Themen, die uns aktuell empören, und über die wir bei Wahlen abstimmen dürfen, haben im gesellschaftlichen Gesamtkontext die gleiche Bedeutung wie die Frage, ob wir Parkbänkchen grün, rot, blau oder schwarz anmalen wollen.
Denn in der Kernfrage sind sich alle Parteien erstaunlich einig.
Jeder hier kann sich zB. mal die Frage stellen, warum seine Arbeitsleistung deutlich höher besteuert wird, als Aktiengewinne, Gewinnausschüttungen, Dividenden etc.
Man darf sich auch mal die Frage stellen, warum Unternehmen zwar Staatshilfen in Anspruch nehmen können, aber zeitgleich eben Rekordsummen an ihre Aktionäre ausschütten dürfen.
In Österreich besitzen die 100 reichsten Personen 10% des Gesamtvermögens.
Österreich, als Staat, hat eine Rekordstaatverschuldung weil wir Milliardäre anfüttern. Ich ziehe nur ein Beispiel: Novomatic erhielt 40 Millionen an Staatshilfe und 1,6 Millionen Euro im Monat noch als Umsatzersatz. Dafür zahlte sich Graf, dem der Puff gehört, 50 Millionen Euro Dividende aus.
Wer von euch hat das genau abgesegnet? Ist doch demokratisch so gewollt, oder? Immerhin haben wir ja diese Regierung gewählt, also müssen wir zwangsweise damit einverstanden sein, right?
Und nein: Eine SPÖ würde es nicht besser machen. Auch die Grünen nicht. Und die FPÖ erst recht nicht. Wer sich diesen Illusionen hingibt, sollte sich vor Augen führen, dass wir alles schon regierungstechnisch durch hatten und jede Partei nur mit neuen Kosten und Belastungen für die Masse der Bevölkerung einherging.
Wer ist Schuld dran? Oh natürlich wir! Das Volk! Wie könnte es anders sein? Jeder der diese Umstände anprangert ist ein verkackter Linker. Oder ein Scheiß Rechter. Je nachdem wie es gerade passend ist. Ein bequemes Ding.
Während wir also durch Corona, Flüchtlinge, Klimawandel etc. von einem Dorf ins nächste getrieben werden passiert in Europa das was immer passierte: Eine Klientelpolitik von der das reichste Prozent extrem profitiert und bei der der Rest nur draufzahlt.
Wir lassen uns von Wirtschafts- und Finanzvampiren zu Tode knechten. Wir brauchen Wachstum! Ja warum eigentlich brauchen wir das? Produzieren wir nicht bereits genug Krempel? Haben wir den Bedarf an einfach allem nicht längst gedeckt? Wer rätselt wofür wir das brauchen und warum Arbeit horrend besteuert ist, Vermögensgewinne aber nicht:
Ihr seid es. Ich bin es. Die dafür schuften müssen, dass das Geld von einem Graf oder Benko eben arbeitet. Geld für sich selbst arbeitet nämlich nicht. Wers nicht glaubt kann ja mal probieren einem 20 Euro Schein nen Hammer in die Hand zu drücken.
Wir müssen das erwirtschaften was dieses Gesindel sich auf die Seite schafft. Und das wird jedes Jahr mehr. Darum bleibt für euch jedes Jahr weniger.
Aber ihr dürft wählen. Parteien die denen weiter Geld zuschieben aber euch dafür ein blau oder grün gefärbtes Parkbänkchen hinstellen.
Tja. Da stehen wir nun. Was tun? Ich werde wählen. Auch weiterhin. Weil irgendwas muss man ja tun ne?
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