Luigi Mangione wird quer durch das Internet gefeiert. Am Mittwoch dem 4.12 richtete er den Top-Manager Brian Thompson hin.
Menschen tanzten auf den Straßen. Im Internet wird Luigis Freilassung gefordert. Und es gibt bereits Sammelaktionen, um dem Täter einen Topanwalt zu beschaffen.
Warum tat er das? Brian Thompson ist der CEO des US-Versicherungsriesen UnitedHealthcare gewesen. UnitedHealthcare ist einer jener Versicherungsträger, die in den USA darüber entscheiden ob du eine Krebsoperation erhältst oder... stirbst.
Hierfür setzt die Industrie auf Algorithmen und Mitarbeiter, die im Grunde so lange verzögern und auf Zeit spielen bis du draufgehst.
Brian Thompson mag ein Familienmensch gewesen sein. Unter seiner Führung hat der Konzern, den er leitet, aber auch den Tod von mehreren tausend Menschen mitverursacht und zigtausend weiteren ein Leben in Qual beschert, nachdem man zuvor jahrelang Versicherungsbeiträge geleistet hat.
Auf den Patronen mit denen dieser Mustermanager hingerichtet wurde stand: "Deny", "Defend", "Depose" - die Kernfloskeln im Versicherungswesen mit denen Ansprüche von Kunden verzögert und abgelehnt werden.
Nein: Brian Thompson war kein guter Mensch. Und die Welt ist ohne ihn eine Bessere. Das Problem für welches Thompson steht, existiert aber auch nach dessen Tod weiter.
- Einer von 12 Amerikanern ist aufgrund von Behandlungskosten verschuldet. Manche existenzbedrohend.
- Die UnitedHealtchcare machte 22 Milliarden Dollar Gewinn. Unter anderem indem sie noch damit angab wie sie systematisch medizinisch notwendige Behandlungen mittels Software ablehnt. Bei anderen Versicherungskonzernen läuft es ähnlich
- Jeder 6te Versicherte gab an seine Versicherung hätte ihm/ihr Leistungen verweigert.
- Jährlich sterben 45.000 Amerikaner weil sie keine oder keine hinreichende medizinische Behandlung erhielten. Das sind Menschen die leben könnten, wo aber das System sagte: "Nein"
- 81 Prozent der Amerikaner sind mit dem Gesundheitssystem in den USA unzufrieden und wünschten sich es würde erschwinglicher sein.
Und nun?
In den großen Städten Amerikas hat sich ein neuer Trend durchgesetzt: Die Fotos von Topmanagern werden auf Postern ausgehangen. Mit "Wanted"-Schriftzügen.
Ich wünsche Trump viel Glück dabei, diese im Entstehen befindliche Bürgerbewegung wieder einzufangen. Denn die einzige Möglichkeit wäre den Turbokapitalismus an die Leine zu nehmen und die grotesken Auswüchse eines Systems, das offensichtlich alle krank macht, zu beschneiden.
Das betrifft ja nicht nur das Gesundheitssystem. Es betrifft alle Lebensbereiche. In den USA können wir sehr gut sehen, was die Eliten Europas für uns auch gerne planen würden: Die Kommerzialisierung von jedem Lebensbereich. Besonders jenen, wo es nicht möglich ist auszuweichen.
Es ist ein System, in dem ich nicht würde leben wollen. Und daher sage ich: Ich bin links. Ich zahle gerne meine Steuern. Und ich zahle gern für ein Sozialsystem, in das ich bereits jetzt mehr eingezahlt habe, als ich jemals daraus entnehmen werde. Ich tue das, damit wir unsere Brian Thompsons nicht auch erschießen müssen, weil wir sonst nicht mehr klar kommen. Von einem Sozialsystem profitieren einfach alle. Am Allermeisten, jene die es mit einem Fingerschnippen abschaffen möchten.
Myriams-Fotos/pixabay https://pixabay.com/de/photos/h%c3%a4nde-offen-kerze-kerzenlicht-1926414/
