Wir sollten alle ins Postwesen einsteigen

Folgendes Szenario: Ihr sitzt zuhause weil ihr ein wichtiges Paket erwartet. Ihr achtet auf die Tür wie ein Schießhund. Das Handy habt ihr stets im Blick um nur ja keine Änderung am Paketstatus zu verpassen. Und dann erscheinen die magischen Worte: "Empfänger wurde nicht angetroffen"

Die Gründe dafür sind vielfältig. Bei der Post zB. das die Zusteller in Aushilfe einen Furz für ihre Arbeit kriegen: 800 Euro flat und 50 Cent je zugestelltem Paket. Aber nur wenn es über 90 Pakete sind. Die ersten 90 sind von den üppigen 800 Euro abgedeckt.

Ich habe mit mehreren Zustellern geredet die sich das antaten: Ein normaler Zusteller schafft um die 100-120 Pakete. Das sind also solide 15 Euro extra am Tag. Warum man für das Geld überhaupt arbeiten geht statt sich vom AMS versorgen zu lassen bleibt mir ein Rätsel. Manche Menschen haben eben deutlich mehr Ehrgefühl im Leib als ich und lassens entsprechend mit sich machen.

Die Post steht damit nicht alleine da. Das komplette Postwesen ist so prekär aufgestellt dass Sklaverei eigentlich eine gute Alternative wäre. Einem Sklaven muss ich Essen und Obdach geben. Das geht sich um 800 Euro fast gar nicht aus.

Das die Jungs und Mädels (Es sind primär Jungs) sich um das Geld jetzt keinen Haxen ausreissen und auch 5 mal grade sein lassen ist auch klar. Leidtragende sind aber nicht nur die Zusteller. Leidtragende sind wir Alle. Gerade jetzt in der Ferien- und Urlaubszeit sind es nämlich primär die miesest bezahlten Aushilfen die Alles wuppen.

Und entsprechend läuft es auch. Ich erwarte gar nicht mehr das ein Paket bei mir ankommt. Die tägliche Pilgerfahrt zum Paketshop wo ich so ca. die Hälfte von dem was bei uns hätte ankommen sollen selbst abhole ist in den Alltag fix eingeplant. Und ich behaupte ketzerisch: Die Post und ihre Konsorten haben das auch fix eingeplant. Die Zustellung ins Haus ist nur noch eine rein symbolische Sache. Und mir wäre es ehrlich gesagt lieber man würde es einfach ganz lassen. Einfach direkt im Paketshop liegen lassen. Ich schau in die App und sehe: Aha. Wieder paar Pakete für uns.

Das aktuelle Modell kostet uns alle nur Zeit. Für meine Privatpakete mache ich das bereits so, sofern es möglich ist. Und ich denke mit der Firma werde ich bald folgen.

Ich frage mich nur: Wann haben wir akzeptiert, dass es normal ist eine Dienstleistung vollständig zu bezahlen aber nur zur Hälfte erledigt zu bekommen? Und was haben wir davon? Die günstigen Preise könnens ja nicht sein. Denn inflationsbereinigt sind die Paketpreise heute im Schnitt 20-30% höher als vor 15 Jahren. Und ja: Ich habe spaßeshalber eine alte Preisliste auf meinem Laufwerk rausgekramt.

Vielleicht liegts auch einfach daran:

https://www.vienna.at/gute-paketgeschafte-post-steigerte-gewinn/8718022

Den Preis für diese Rekordmeldungen zahlen wir alle. Die Zusteller indem sie für das was sie tun fast verrecken. Und wir weil unsere Pakete nicht ankommen. Aber der Vorstand ist sicher glücklich. Und die Aktionäre (Was auch wieder irgendwie ich wäre zugegeben... es ist ein Teufelskreis...)

Naja... Ich wünsche euch allen ein schönes Wochenende. Vielleicht sieht man sich auf der Post. Beim Pakete abholen. Weil unsere Firmen angeblich geschlossen oder wir nicht zuhause sind...

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berridraun

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Maila

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Kai-Uwe Lensky

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