„Instagram, Instagram in der Hand. Wer ist die Schönste im ganzen Land?“ Die Gebrüder Grimm sind in der Moderne angekommen. Ohne freilich darum gebeten zu haben. Die kleinen Prinzessinnen – und Prinzen halten ihr Smartphone in eleganter Position und wetteifern in der Gucci-Gürtel-Schmollmund-Competition um die Gunst der meisten Likes und du-hübschi-Bekundungen. Sie lechzen danach und lassen keinen Badespiegel aus, um dem Selfiemolloch Futter zu spenden. Dramaqueens inszenieren Königsdramen, wenn unzureichend Empathie von Like-Verpflichteten gezollt wurde. Zerbrechliche junge Egos splittern wie Kristall bei öffentlichen Bosheiten aller Art.

Einblick in die Szene gewährt mir meine Tochter (diese digitalen Vertrauenslorbeeren hab ich mir ehrlich verdient und dafür bin ich dankbar). Die freizügige Dreistigkeit, in der sich vor allem minderjährige Girlies in verruchtem Langhaar- und Kurzrock-Glamour präsentieren, raubt mir als Mutter von 2 Töchtern mitunter den Atem vor Fremdsorge. Das andere Kopfschütteln ruft der uniformierte Schönheits/Schlankheits/Kleidungsmarkenwahn hervor. Keine Stella-McCartney-Tasche? Opfer.

Ergibt sich die Frage: Unterliege ich der gleichen verschrobenen Mechanik, in die seit Generationen alle Eltern schlittern, wenn es um den behüteten Aufwuchs geht (meine Großmutter entsetzte sich noch über die engen Schwangerschaftshosen ihrer Enkelin)? Schreibt es die Evolution vor, dass Eltern schockiert sind über ihre Kinder? Ist das Entwicklung? Oder ganz einfach einer der digitalen Auswüchse, über die wir Eltern so was von keine Kontrolle haben? Instagram ist da natürlich nur eine von vielen Online-Möglichkeiten…

Ich bin ratlos. Meine einzige Idee: Sichert Euch rechtzeitig ein paar Blätter der Vertrauenslorbeeren!