Es gibt ein Zeitfenster von Montag bis Donnerstag, in dem ich als working mum meine blutjungen kinderlosen Kolleginnen beneide. Denn zwischen fünf und sechs Uhr abends ist zuhause bei uns high noon. Da stehen insgesamt 3 Ansprechpartner in der Schlange vor meinem Interessenspostamt: Ehemann, Tochter 1 und Tochter 2.
Es geht um dringliche Anfragen aller Art, die es unverzüglich bitteschön zu bearbeiten gilt. Und so werde ich als pragmatisierte, sprich unkündbare, Familienbeamtin täglich einer martialischen Belastungsprobe ausgesetzt (eisenharte Budgetverhandlungen zwischen Arbeitnehmern und Gewerkschaft mögen sich dagegen ausnehmen wie ein indisches Entspannungs-Coaching). Zwischen selbstgebasteltem Lesezeichen mit Kartoffelstempel, das ebenso noch auf der Türschwelle Beachtung finden muss wie die mit Goldpickerl honorierte Schulübung, schäle ich mich aus Stiefeln und Jacke.
In der Sekunde ist außerdem die Entscheidung zu fällen, ob morgen ein Treffen mit Freundin B. zu gestatten ist, inkl. Organigramm des Transfers. Gleichzeitig wird vom erwachsenen Mitbewohner meine ganze Aufmerksamkeit eingefordert, um nach Berichterstattung des Tages meine Meinung zu mindestens 3 Themen einzuholen. Das alles unter Protest meinerseits gegen die Wahl des Radiosenders (Kronehit mit der meisten Musik). In der Zwischenzeit läutet das Handy (ich verweigere). Wer deckt den Tisch? Warum ist kein Clopapier verfügbar? Mami, darf ich Cola?
Und so sinke ich allabendlich rechtschaffen müde in meine multitaskiale Doppelbelastungs-Kuschelecke und denke an meine Kolleginnen – wie sie Beine hochlagern, sich mit selbst gepresstem Smoothie erfrischen – und mit ihrem Freund über die Familienplanung plaudern…