Voll scharf: Urban Gardening

Wie so oft ist es Twitter, das als Pulsuhr das Ticken von neuen Trend-Rhythmen hörbar macht: So wird seit einigen Saisonen regelmäßig um diese Zeit scharf getwittert. Die Meldungen über den Stand der Chili-Pflänzchen steigen uns in die Nase. #selbstgepflanzt ist dabei das spannende Detail. Liebevoll angesät, sorgfältig groß gezogen und bis zur Ernte der ersten roten, orangen oder gelben Schoten akribisch in allen Wachstumsstadien beobachtet und dokumentiert. Kenner fordern übrigens: Sagen Sie niemals Chili zu ihr! Habanero, Jalapeño, Naga Jolokia heißen die Sorten, deren rassige Namen allein schon den Kundigen freudig erregt die Schweißperlen auf die Stirn treiben. Denn sie lieben die Schärfegradwanderung, Mutproben mit freiem Biss in die reife Schote inklusive.

Genial ist das! Denn was da sprießt, blüht und gedeiht, wächst keineswegs unbedingt in prallen Gärten. Auf Fensterbrett, Balkon oder Terrasse stehen die Töpfchen mit dem scharfen Zeugs. Willkommen im Urban Garden! Mittlerweile ist die neue städtische Freude am Garteln natürlich schon fast wieder Tradition in den schnelllebigen Moden, bei denen Coolnessfaktor ebenso wie Hipnessgrad  nicht unwesentliche Treiber für Massenphänomene sind. Sagen vielleicht die Trendforscher an dieser Stelle. Ich sage, es macht einfach Spaß!

Denn: Ich will daran glauben, dass es schlicht und einfach eine großartige logische Bewegung ist, die da in den letzten Jahren die Schalen und Tröge füllt, um anzusäen, großzuziehen, zu begrünen und zu pflücken. Die Lust am Selbermachen überkommt uns beim Kochen schon längst. Ganz natürlich, dass wir das, was in der Pfanne landet, ebenso mit eigenen Händen pflücken wollen.

Kein Mensch meiner als-ich-jung-war-in-den-90ern-Generation wäre übrigens auf die Idee gekommen, sich seine eigene kleine Samenbank anzulegen, Saatgut auszusäen und dann in kindisch freudiger Erregung den Pflänzchen beim Wachsen zuzusehen, die ersten Blüten willkommen zu heißen und einige Wochen später andächtig die Früchte zu ernten. Yuccapalme und Ficus Benjamini waren damals die einzigen Indoor-Pflanzen der Zeit. Aber das ist lange her und eine andere Geschichte...

Lasst Euch anstecken von der Lust am Garteln. Die nächste ich-hab-sie-selbst-gepflanzt-Chiliparty kommt bestimmt!

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Herbert Erregger

Herbert Erregger bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:05

Silvia Jelincic

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chilis77

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Claudia Braunstein

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fischundfleisch

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