Zu dem Beitrag „Wenn Nichtsein besser ist als Sein …“
https://www.fischundfleisch.com/ulrich-h-dittmann/wenn-nichtsein-besser-ist-als-sein-70941 hier noch kurze ergänzende Erläuterung:
Im Grunde könnten wir alle "Heiligen Schriften" der verschiedenen Religionen, praktische Hinweise, oder auch langatmige philosophische Abhandlungen über Moral und Ethik, einstampfen - wenn wir uns an dem alle Werte umfassenden schlichten Sprichwort, "Was du nicht willst das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu", orientieren würden.
Der daraus folgende, logische Umkehrschluss, "Was du willst, das man dir tu, das füg auch anderen zu", beinhaltet auch das Gebot einer allumfassenden Nächstenliebe zu allen unseren tierischen Mitgeschöpfen, was Albert Schweitzer so trefflich mit vier Worten, als die "Ehrfurcht vor dem Leben" definierte.
Es ist ja so einfach.
Alles ist vielfach gesagt und geschrieben - und auch allen bekannt. Doch ist der Mensch unfähig, all das in dicken Büchern verstaubende, hehre Gedankengut im Alltag umzusetzen.
Offenbar unlösbares Problem: Der Mensch schließt aus seinem Bewusstsein Leid und Schmerz, den auch das Mitgeschöpf Tier empfindet, vorsätzlich einfach aus.
Das wird uns seit Jahrhunderten von den Religionen – nicht uneigennützig – auch eingebläut.
Es ist eben dieses anthropozentrische Denken mit artistischen Gedankenverrenkungen sich Freiheiten jeglicher Art zuzugestehen. Nur ein konkretes Beispiel: „Keiner darf mich missionieren, mir reinreden was ich esse“. Edel verkündet Mensch dann auch, dass er „tolerant“ einem anderen Menschen, „ja auch nicht reinrede“.
Doch die Freiheit sich nach Belieben(!) zu entfalten, endet immer beim Gegenüber. Wenn das Mitgeschöpf Tier aber nicht als „Gegenüber“ erkannt wird, weil ihm dieser Status aberkannt ist, ist das Tier zwangsweise auch in unserem ethischen Weltbild nicht mehr existent. Damit ist alles Furchtbare, das wir Tieren antun, auf wundersame Weise abgesegnet.
Albert Schweitzer formuliert die Tragik auf den Punkt. "Wie die Hausfrau, die die Stube gescheuert hat, Sorge trägt, dass die Türe zu ist, damit ja der Hund nicht hereinkomme und das getane Werk durch die Spuren seiner Pfoten entstelle, also wachen die europäischen Denker darüber, dass ihnen keine Tiere in der Ethik herumlaufen.“
Doch nach wie vor gilt Spezies-übergreifend: „“Wesentlich ist nicht die Zahl der Beine, die Behaarung, oder Farbe der Haut (…) Ein erwachsenes Pferd, ein Rind, oder ein erwachsener Hund sind weitaus verständiger als ein Kind, das eine Tag eine Woche, oder sogar einen Monat alt ist. Doch selbst wenn das nicht so wäre, was würde das ändern? Die Frage ist nicht, können sie denken oder sprechen, sondern - können sie leiden?" (Jeremy Bentham (1748-1832)