Ein Hund ist kein Möbelstück, das man, seiner überdrüssig geworden, in einer Ecke abstellen, oder beliebig „verscherbeln” kann - sondern ein Lebewesen, das leidet, wenn man mit ihm wie mit einem leblosen Gegenstand umgeht. Dies wird leider beim Wunsch nach einem Vierbeiner, gerade von manchem potentiellen „Ersthund-Interessenten” zu leicht verdrängt. Nicht nur Kinder und Jugendliche sehen die Zeit als künftige stolze Hundebesitzer in allzu rosarotem Licht. In unserer nicht gerade hundefreundlichen Zeit, muss man sich als Hundehalter auf manch unfreundliche Bemerkung gefasst machen. Sieht doch mancher Zeitgenosse jedes Hundehäufchen als eine die öffentliche Ordnung bedrohende Katastrophe an und in jedem noch so kleinen Dachshund einen gefährlichen „Killer-Dackel”.
Die finanziellen und rechtlichen Gegebenheiten, dass seine Hundehaltung möglich und im Haus erlaubt ist, werden hier als eindeutig geklärt vorausgesetzt. Andere, für ein Leben mit dem Hund wichtige Fragen müssen aber ebenso eindeutig bejaht werden können, soll es nicht für Hund und Halter ein sprichwörtliches armseliges „Hundeleben“ werden.
Ein Hund wird zwölf und mehr Jahre alt. Hat man während dieses langen Zeitraums im täglichen Alltagsstress Zeit, sich mit dem Tier regelmäßig(!) zu beschäftigen? Ist geklärt, wer mit dem Hund den gewohnten „Gassi-Gang” unternimmt, auch wenn es draußen stürmt oder schneit? Ist man bereit, das Tier bei Krankheiten und im Alter zu versorgen, auch wenn dabei eventuell unangenehme Begleiterscheinungen auftreten? Verantwortungs- bewusste Hundehaltung reicht über den Tellerrand eines gefüllten Futternapfes hinaus.
Hat man nicht die Möglichkeit sich mit dem Haustier wirklich ausreichend zu beschäftigen und ihm die notwendige Zuneigung zuzugestehen, sollte man besser die Finger davon lassen.
Vielfach mangelt es in unserer hektischen Zeit auch schlicht an Geduld, um auf - aus menschlicher Sicht - Unarten des Hundes richtig einzugehen. Ein gesittetes Hundebenehmen lässt sich nicht in wenigen Tagen einüben, darüber muss sich gerade der „Hunde-Neuling” im Klaren sein. Nach Mäuschen im gepflegten Blumengarten buddeln ist so natürlich interessanter als brav „bei Fuß“ neben Frauchen oder Herrchen zu traben! Und bei einem dickköpfigen „Alpha-Hund“ mit „Führungsanspruch“ dauert es eben etwas länger bis er den Zweibeiner als „weisungsbefugt“ ansieht. In diesem Zusammenhang: Befehlen Folge leisten, also „hören“, muss der Hund. Keine Frage. Das ist mit Zeit, Geduld und konsequentem(!) Verhalten auch zu erreichen. Aber nichts ist widerlicher und wirft ein schlechteres Bild auf seinen „Besitzer“ wenn das Tier mit Gewalt gebrochen, sklavenhaft angstvoll neben seinem Herren einher schleicht.
Wie bei der Spezies Mensch gibt es auch bei Hunden sensible Mimosen die man aufbauen muss und unmöglich in robuste Rambo-Typen umformen kann. Dies sehr zum Leidwesen mancher sogenannter Hundebesitzer die glauben ihr eigenes Ego nur mit Hilfe eines „kampftriebstarken“ Hundes aufpolieren zu können. Auch das wechselnde Halten einer Vielzahl von Tieren zeugt nicht gerade von Tierliebe. Hier tun sich besonders sogenannte „Hundesportler“ bisweilen negativ hervor. Entspricht der Hund nicht voll und ganz den hochgesteckten Erwartungen wird der „alte“, oft noch junge unreife Hund ungeduldig abgeschoben und ein „neuer“ muss her. Ähnlich einem Tennisspieler, der verschiedene Rackets ausprobiert bis er das für ihn richtige gefunden hat. Aber ein Tier ist kein Sportgerät!
Trauriges Kapitel manchmal auch die Unterbringung des Lauf- und Rudeltiers Hund. Wer es ernst meint mit der Freundschaft zum Vierbeiner wird ihn auch nicht allein in einem Zwinger deponieren, oder an die Kette legen. Dazu mehr siehe Mindestbestimmungen der "Tierschutz-Hundeverordnung vom 2. Mai 2001 (BGBl. I S. 838)“. Der Hund als hochsozialgeprägtes Wesen fühlt sich nur dann richtig wohl, wenn er sich bei (s)einem Rudel aufhalten kann und innerhalb des Familienverbandes integriert ist.
Familienanschluss, Befriedigung des Laufbedürfnisses, Bereitstellung von Trank und Futter, tierärztliche Versorgung etc., dürfen nicht als „Gnadenakte“ angesehen werden, die wir dem Hund freundlicherweise angedeihen lassen, sondern als Recht auf ein artgerechtes Leben, wenn wir ein Tier in unsere Obhut nehmen. Ansonsten ist man mehr „Tierfreund” und handelt verantwortungsbewusster, wenn man auf das Halten eines Hundes verzichtet. Nicht zuletzt: Wer sich trotz aller Unkenrufe nach reiflicher Überlegung entschlossen hat, die Familie um ein vierbeiniges Mitglied zu vergrößern, sollte sich zunächst im nächstgelegenen Tierheim danach umschauen, um das Geschäft mit der (Wegwerf-)Ware Tier nicht noch mehr anzukurbeln. Neben Mischlingen aller Größen und jeden Alters warten dort vielfach auch „Rassetiere” sehnsüchtig auf die Chance, wieder in ein neues, gutes Zuhause vermittelt zu werden.
Text: Ulrich Dittmann
privat beigestellt